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"Ich habe gesagt, heuer müssen wir nach Österreich"

„Wenn die Leute dazwischenstehen, weil sie das 512. Foto machen, tut man sich schwer“, grinste Sebastian Vettel.

Gemeint waren aus aller Herren Länder nach Graz gereiste Journalisten, die den Superstar auch dann noch belagerten, als er versuchte, die Autogrammwünsche seiner Fans zu erfüllen.

Dieser Part des Programms musste schließlich auf die Hauptbühne verlegt werden.

Die einzige kleine Panne eines ansonsten beindruckenden Events, das Red Bull in der steirischen Landeshauptstadt auf die Beine stellte.

Rund 30.000 Schaulustige

In zwei Showruns düste der frischgebackene dreifache Formel-1-Weltmeister durch die Altstadt.

Rund 30.000 Schaulustige drängten sich im Areal rund um Schauspielhaus, Freiheits- und Kameliterplatz – so viele, dass gar nicht alle Interessierte in das großräumig abgesperrte Gelände gelassen wurden.

„Zu sehen, wie viele Leute sich dafür begeistern, ist unglaublich und auf keinen Fall eine Selbstverständlichkeit“, meinte Vettel in der Pause zwischen den beiden Läufen.

„Ich habe gesagt, heuer müssen wir nach Österreich“

„In den letzten Jahren waren wir in Heppenheim und Berlin. Ich habe gesagt, heuer müssen wir einmal nach Österreich, denn da waren wir noch nicht“, begründete der 25-Jährige, warum Red Bull Racing die Fan-Feier nach dem spektakulären WM-Triumph in Graz steigen ließ.

Aus seiner Heimatstadt Heppenheim sind übrigens rund 200 Mitglieder seines Fanklubs extra für dieses Event eingeflogen.

Vettel gab auch sein Bestes, die Zuschauer zu unterhalten. Auch wenn er seinen RB8 logischerweise nur zu einem Bruchteil ausreizte und auf eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 160 km/h kam, war der Bolide in den engen Gassen meist nur einen kurzen Augenblick lang zu sehen.

"Red-Bull-Ring wäre unser Heim-Grand-Prix“

Bei weitem schnell genug für das menschliche Auge, zu langsam nach dem Gefühl des Deutschen. Fast entschuldigend merkte er die feuchten Stellen auf der „Strecke“ an.

„Außerdem müssen wir ein bisschen mit den Wassertemperaturen aufpassen, da es ein echtes Einsatzfahrzeug ist. Da ich nicht wirklich Gas geben kann, tue ich mir ein bisschen schwer, den Motor kühl zu halten.“

Formel-1-Superstars „leiden“ offenkundig, wenn sie ihr Auto nicht am Limit bewegen können. Gut leiden konnte Vettel offenkundig Graz. Unmittelbar nach einem Pressetermin trug sich er sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

Zuvor wünschte er sich, dass die große Formel-1-Tradition in der Steiermark wiederbelebt wird: „Der Red-Bull-Ring in Spielberg ist ja nur einen Katzensprung von hier entfernt. Ich hatte bei seiner Einweihung die Chance, dort zu fahren. Die Strecke ist absolut Formel-1-tauglich. Ich weiß nicht, warum wir dort nicht fahren. Für uns wäre es wünschenswert, es wäre unser Heim-Grand-Prix.“

„Rindt ist auf der ganzen Welt bekannt“

Urvater der Motorsportbegeisterung in Österreich ist Jochen Rindt, der bekanntlich in der Stadt an der Mur aufgewachsen ist.

Obwohl 1970 tödlich verunglückt, ist der erste rot-weiß-rote F1-Champion auch Vettel ein Begriff: „Jochen ist nicht nur hier bekannt, sondern auf der ganzen Welt – nicht nur wegen seiner Erfolge, er war auch ein gewisser Typ.“

Markos „Jugendsünden“

Ein Weggefährte Rindts zählt in der Gegenwart zu Vettels Chefs. Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko hatte ob dieses Events natürlich ein besonderes Funkeln in den Augen, düste sein Schützling doch durch seine Heimatstadt.

Beim 69-Jährigen kamen Erinnerungen an die Anfänge mit Rindt hoch. „Wir haben das in der Jugend in Graz auch gemacht, aber ohne Genehmigung des Bürgermeisters und ohne Führerschein“, grinste Marko, „aber natürlich ist es mit einem Formel-1-Boliden etwas anderes. Als Weltmeister gebührt Vettel das.“

Marko erzählte, dass Red Bull weltweit rund 25 Showruns pro Jahr organisiert und betonte stolz: „Aber der hier in Graz ist der einzige mit Vettel am Steuer.“

Das Publikum dankte es dem Champion mit gewaltigem Interesse und dieser seinen Fans mit bemerkenswerter Engelsgeduld beim Erfüllen der Autogrammwünsche – ganz ohne störende Medienvertreter.

Peter Altmann