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Erfolgreich und berüchtigt: Südamerikaner in der F1

Erfolgreich und berüchtigt: Südamerikaner in der F1

Am Sonntag steigt das große Finale der Formel 1 in Sao Paulo. Alle Augen sind auf das Duell Vettel gegen Alonso gerichtet.

Fahrer aus Südamerika finden hingegen in der deutschsprachigen Berichterstattung seltener Beachtung.

Falls doch, wird vor allem über ihr "hitziges" Temperament oder die "rüpelhafte" Fahrweise geschrieben.

Faszination Formel 1

Mag sein, dass einige Südamerikaner extrovertierter sind als andere, doch dieser aufgedrückte Stempel wird ihnen nicht gerecht: Insgesamt konnten Fahrer aus Südamerika 148 Grand-Prix-Siege verbuchen, 101 davon wurden von Brasilianern gewonnen.

Die reiche Welt der Formel 1 übt eine einzigartige Faszination auf südamerikanische Länder und vor allem auf Brasilien aus.

LAOLA1 stellt die bekanntesten Fahrer aus Südamerika vor:

Wie alles begann

In den Anfangsjahren der Formel 1 prägte ein Argentinier das Geschehen: Juan Manuel Fangio wurde fünfmaliger Weltmeister, sein Rekord konnte erst 2003 von Michael Schumacher – der in Sao Paulo sein endgültig letztes Rennen absolvieren wird – übertroffen werden.

24 Siege bei lediglich 51 Starts – dieser Rekord wurde bislang nie wieder erreicht.

Bereits in der ersten Saison der Königsklasse gewann Fangio drei Grand-Prix-Rennen und wurde Vizeweltmeister, 1951 wurde er mit fast 40 Jahren zum ersten Mal Weltmeister, dies wiederholte er in den Jahren 1954 bis 1957.

17 Jahre nach dem letzten Titel der "Gauchos" wurde mit Emerson Fittipaldi erstmals ein Brasilianer Weltmeister und leitete damit eine Ära ein.  Der zweifacher Formel-1-Weltmeister (1972 und 1974) konnte immerhin 14 Rennen für sich entscheiden.

Ayrton Senna in Sao Paulo

Riesige Anteilnahme in Brasilien

Beim GP San Marino verunglückte Senna am 1.Mai 1994 tödlich. Am Morgen seines Todestages hatte er noch aufgrund des tödlichen Unfalls von Roland Ratzenberger mit anderen Fahrern die Neugründung des Fahrer-Sicherheitsrates besprochen, um die Sicherheit in der Formel 1 zu verbessern.

Sein Tod schockierte ganz Brasilien: Mehr als drei Millionen Menschen erwiesen ihm in seiner Heimatstadt Sao Paulo die letzte Ehre. Seine Familie führte Sennas Pläne nach seinem Tod weiter und gründete das Ayrton Senna-Institut, welches benachteiligten Kindern hilft sowie die schulische Erziehung in Brasilien ausweiten will.

2004 wurde Senna von einer Fachjury posthum zum schnellsten Formel-1-Fahrer aller Zeiten gekürt.

Risiko und Kollisionen

Der als "Enfant terrible" geltende Kolumbianer Juan Pablo Montoya wurde zweimal WM-Dritter (2001, 2003) und fuhr sieben GP-Siege ein. Oft wurde seine aggressive, kompromisslose Fahrweise bemängelt - allerdings war es gerade diese risikoreiche Fahrweise, die ihn bei seinen Fans so beliebt machte.

So gelang es ihm einige Male, sogar Michael Schumacher, Kimi Räikkönen oder Fernando Alonso ein Schnippchen zu schlagen.

Kritik hagelte es für den Kolumbianer aufgrund vieler von ihm verursachter Kollisionen, Beschimpfungen des eigenen Teams über Funk oder Fehlern, wie beispielsweise beim GP von Kanada 2005. Dort übersah Montoya eine rote Boxenampel und wurde disqualifiziert.

Hilfsorganisation

Als "Vollgastier" bezeichnete ihn der ehemalige BMW-Motorsportchef Mario Theissen, doch "es gibt diszipliniertere Fahrer im Feld als ihn".

Auf der anderen Seite hat Montoya auch eine soziale Ader, zusammen mit seiner Frau gründete er die Formula Smiles Foundation, eine Hilfsorganisation für Kinder aus Kolumbien.

Vom Rennfahrer zum Politiker

Den Lebenslauf des Carlos Reutemann zieren zwölf Grand-Prix-Siege. Nach seiner Karriere als Formel-1-Pilot entschied sich der Argentinier für eine politische Laufbahn.

Nelson Piquet ist in Brasilien derart beliebt, dass zwei Rennstrecken in Brasilien nach ihm benannt wurden. Der dreifache Weltmeister (1981, 83, 87) gewann in seiner Karriere 23 Mal und galt als extrem extrovertiert.

Seine Gegner fühlten sich vom Brasilianer oft bloß gestellt, da er sehr gerne provozierte. Besonders Nigel Mansell pflegte er zu beleidigen, jedoch war der Brite selbst kein Unschuldslamm. Gegenüber Ayrton Senna wurde Mansell handgreiflich, auch Piquet griff Eliseo Salazar nach einer vorangegangen Kollision körperlich an.

"The Magic"

Auch der von vielen für den größten Formel-1-Fahrer aller Zeiten gehaltene Ayrton Senna kam aus Brasilien. Der dreifache Weltmeister fuhr 41 Siege ein.

Er beeindruckte vor allem durch seine Fahrweise – besonders bei Regen, nicht umsonst bekam er den Spitznamen „The Magic“ („Der Magische“).

Keiner bestritt mehr Rennen als "Rubinho"

Die meisten Teilnahmen

Ein Südamerikaner ist es auch, der den Rekord der meisten GP-Starts hält: Rubens Barrichello.

Der Brasilianer startete zwischen 1993 und 2011 bei 323 Grand-Prix-Rennen.

Elf Mal gelang es Barrichello, ein Grand-Prix Rennen zu gewinnen, zweimal wurde er Vize-Weltmeister (2002, 2004). Allerdings stand er immer im Schatten Michael Schumachers, was sich 2001 eindrucksvoll ihn Österreich mit der berühmten Stallorder "Rubens, Let Michael pass for the championship" manifestierte.

Aktive Formel-1-Piloten aus Südamerika

Aktuell fahren ebenfalls einige Südamerikaner in der Königsklasse des Motorsports:

Mit seinen vielen Fehlern und häufigen (Geld-)Strafen polarisiert Pastor Maldonado im Rennzirkus wohl derzeit am meisten. Perez bezeichnete Maldonado nach einer Kollision etwa als "dumm, aggressiv und gefährlich".

Dennoch gewann der 27-Jährige in seiner ersten Formel-1-Saison den großen Preis von Spanien. Damit sorgte er in Barcelona für den ersten venezolanischen Grand-Prix-Sieg der Formel-1-Geschichte.

Zuletzt fuhr Maldonado beim Grand Prix in Austin wieder ein sehr gefährliches Manöver und schob er sich einige Runden vor Schluss noch an seinem Teamkollegen Bruno Senna vorbei. "Die Aktion war am Limit, aber im Bereich der Regeln", so Maldonado, der derzeit auf dem 14. Rang der WM-Wertung liegt.

Brasilianische Fans am Wegesrand

Lokalmatadoren

Felipe Massa startet seit 2002 in der Formel 1, 2008 fuhr er als Vizeweltmeister haarscharf am Titel vorbei. Insgesamt konnte der Brasilianer bislang elf Siege einfahren.

Heuer wurde er beim Großen Preis von Japan Zweiter - dies war sein erster Podestplatz seit 2010. In der Gesamtwertung liegt er auf Platz sieben. Allerdings muss er sich meist seinem Teamkollegen Alonso unterordnen.

Mit Bruno Senna fährt seit 2010 auch der Neffe des Ayrton Senna in der Formel 1, seit 2012 startet Bruno Senna - genau wie damals sein Onkel - für Williams.

Beim Großen Preis von Malaysia landete der Brasilianer auf dem sechsten Platz und erreichte seine bis dato beste Platzierung.

Bei ihrem Heimrennen werden die beiden noch einmal besonders motiviert sein und es lohnt sich durchaus, einen kurzen Blick auf die Fahrer abseits des großen Duells zu riskieren.

Henriette Werner