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Fünf Wege in die Königsklasse

Fünf Wege in die Königsklasse

Der Countdown läuft, der Puls steigt.

Für fünf Herren wird der kommende Sonntag ein ganz besonderer. Es ist ihr erster Start in einem Formel-1-Rennen (NEU: Das LAOLA1-Tippspiel zur F1-Saison).

Sauber, Williams und Caterham stellen einen, Marussia sogar zwei Rookies für die neue Saison. 

Ihr Weg ans Ziel ihrer Träume kreuzte sich schon das ein oder andere Mal und einer musste besonders lang auf seinen Startplatz warten.

Der einen Freud ist aber auch der anderen Leid. 

Gleich sieben Piloten aus dem Vorjahr stehen ohne Cockpit da. Wohin führt ihr Weg?

ESTEBAN GUTIERREZ

Das für seine Qualitäten als Ausbildungs-Rennstall bekannte Sauber Team gibt einem weiteren Talent aus dem Formel-Nachwuchs eine Chance in der Königsklasse. Gutierrez nahm bereits mit 16 Jahren an der Formel BMW teil und wurde mit vier Siegen als Vizemeister bester Neueinsteiger in der Saison 2007. Ein Jahr später folgte der Triumph in der europäischen Formel BMW, womit er der jüngste mexikanische Rennfahrer mit einem internationalen Titel ist.

Seine neuen F1-Kollegen Jules Bianchi und Valtteri Bottas lernte er schon 2009 in der Formel-3-Euroserie kennen. Ebenso stieg er in diesem Jahr erstmals in ein Formel-1-Auto beim BMW Sauber-Team. Seine Erfolge setzten sich fort. 2010 siegte er in der GP3-Serie. In der GP2-Serie blieb er aber 2011 hinter seinem Teamkollegen Bianchi, der Dritter wird, auf Platz 13. Ebenso ist er seit dieser Zeit Testfahrer bei Sauber. Nach einem Ausfall von Stammfahrer Sergio Perez beim GP von Kanada wurde aber Pedro de la Rosa als Ersatzmann eingesetzt.

Ausgerechnet sein Landsmann und Neo-McLaren-Fahrer Sergio Perez plauderte schließlich aus, was sich Gutierrez erhofft hatte: In der neuen Saison wird der 21-Jährige Stammpilot. Geholfen hat ihm letztlich auch das nötige Kleingeld des mexikanischen Mobilfunk-Milliardärs Carlos Slim.

„Ich habe es zunächst auf Konstanz abgesehen", sagte der Mexikaner in einem seiner ersten Statements bei „Totalrace.com.br“. Diese ließ er in der GP2 noch vermissen. Dafür kennt er sich bestens im Sauber-Team aus und wird für sein Talent und seine offene Art von allen Seiten geschätzt. „Ich glaube, dass eine Kombination aus Aggressivität und bedachter Herangehensweise entscheidend sein wird“, nennt er das Rezept für seine Rookie-Saison.

VALTTERI BOTTAS

Wie Gutierrez wechselte auch Valtteri Bottas 2007 in den Formelsport. Sein Talent spielte er aber in der nordeuropäischen Formel Renault aus, in der er 2008 prompt den Titel holte. 2009 folgte der Wechsel in die Formel-3-Euroserie. Kein Sieg, aber sechs zweite Plätze sicherten ihm in diesem Jahr den dritten Gesamtrang und den Titel „Neueinsteiger der Saison“.

Ein Jahr später feierte er erste Siege und wurde erneut Gesamt-Dritter. Ähnlich wie Gutierrez schnuppert er zeitgleich schon Luft in der Formel 1. In seinem Fall bei Williams.

2011 holte er nach einem schleppenden Start den Sieg in der GP3-Serie für „Lotus ART“. Beim Training zum Großen Preis von Malaysia 2012 fuhr er erstmals für Williams ein freies Training.

Schon lange bevor es das Team offiziell bekanntgab, war klar, dass Bottas das Cockpit des erfolglosen Bruno Senna übernehmen wird. Dazu spielt dem Finnen auch in die Karten, dass Williams-Teilhaber Toto Wolff auch an der Management-Firma von Bottas beteiligt ist.

"Valtteri ist einer der talentiertesten jungen Rennfahrer, die ich je gesehen habe. Ich erwarte in der Zukunft Großes von ihm", streut Teamchef Frank Williams seinem Schützling Rosen.

GIEDO VAN DER GARDE

Der Holländer ist mit 27 Jahren der älteste unter den fünf Rookies. Dementsprechend länger liest sich auch seine Vita im Motorsportzirkus. Drei Jahre lang drehte er Runden in der Formel-3-Euroserie, wobei er 2006 vier Mal auf dem Podium stand und einmal gewinnen konnte. Dennoch musste er sich in dieser Saison als Sechster unter anderem den Herren Paul di Resta und Sebastian Vettel geschlagen geben.

Verwirrspiel herrschte nach jener Saison, als van der Garde zunächst bei Super Aguri als F1-Testfahrer unterschrieb, aber nur zwei Monate später zu Spyker wechselte. Ein langer Rechtstreit war die Folge. Abgesehen vom Job als Testpilot holte er 2008 den Titel in der Formel Renault 3.5, was ihm auch ein Cockpit in der GP2 bescherte. In seiner Debütsaison für das Team „iSport International“ gelangen ihm Siege am Hungaroring, in Spa und Monza – nur der Sieger der Saison, Nico Hülkenberg, feierte mehr Erfolge.

2011 machte sich van der Garde Hoffnungen auf ein Cockpit bei Virgin, musste aber Jerome d’Ambrosio den Vortritt lassen. So fuhr er ein weiteres Jahr in der GP2 und belegte in der Saison Rang fünf – hinter seinem künftigen Teamkollegen Charles Pic. 2012 folgte der Wechsel zu Caterham. Zunächst ins GP2-Team und gleichzeitig als Testpilot in die Formel 1.

Die Entscheidung pro van der Garde für 2013 war auch bei Caterham eine des Geldes. Der Russe Vitali Petrov stand ohne Sponsor da, der Niederländer hingegen kann schon seit jeher auf die finanzielle Unterstützung seines Schwiegervaters in spe Marcel Boekhoorn, ein Investor und Unternehmer in der Modebranche, bauen.

Nach mehreren Anläufen bezeichnet van der Garde das Erreichen seines Ziels als „vermutlich größte Genugtuung" seines Lebens. Auch von Seiten des Teams wird ihm viel Vertrauen entgegengebracht. „Wenn es einen Bereich gibt, den wir kontrollieren können, dann ist es der, unsere Fahrer im Hinblick auf Stabilität für den Zeitraum 2013 und 2014 auszuwählen“, so Teamchef Cyril Abiteboul bei „Autosport“.

JULES BIANCHI

Manchmal dauert es seine Zeit, bis sich der Traum von der Formel 1 erfüllt. Jules Bianchi weiß ein Lied davon zu singen. Der Südfranzose erhielt als letzter aller Rookies einen Platz im Fahrerfeld. Dabei genießt er seit längerem die Unterstützung der Scuderia Ferrari. 2009 bekam der 23-Jährige einen langfristigen Fördervertrag aus Maranello, auch zwei Young-Driver-Tests hat er auf der Habenseite.

Am Weg in die Formel 1lief es für ihn nicht immer nach Wunsch. Bei einem Unfall am Hungaroring zog er sich 2010 im GP-2-Auto einen Bruch des Lendenwirbels zu, zudem fiel er ein Jahr später am Circuit de Catalunya durch einige Patzer auf, ignorierte Gelbe Flaggen oder kollidierte mit Giedo van der Garde. Der erste GP-2-Sieg gelang ihm 2011 in Silverstone.

Ein Jahr später wurde er durch eine Kollision mit seinem Rivalen und Landsmann Robin Frijns, der den Crash verursachte, um den Titel gebracht. Gleichzeitig nahm ihn Force India als Testpilot unter Vertrag, seine Arbeit für Ferrari setzte er dennoch fort.

Eigentlich wollte Bianchi für Force India starten, doch Adrian Sutil bekam in den finalen Tests den Vorzug. Das Pech von Luiz Razia wurde schließlich sein Glück. Die Sponsorenzahlungen des Brasilianers an Marussia blieben aus, wodurch Bianchi sein Cockpit sicher hatte. Auf seine Performance in Australien darf man gespannt sein, hatte er doch nur eineinhalb Tage Zeit sich mit dem Marussia-Boliden vertraut zu machen. „Es wird schwierig, die Teams im Mittelfeld zu schlagen", hält er den Ball daher bewusst flach.

MAX CHILTON

Der Brite kann schon auf fünf Rennserien in seiner Karriere zurückblicken. Sowohl in der britischen Formel 3, also auch in der GP-2 kann er einen vierten Gesamtrang vorweisen. In Ungarn feierte er 2012 seinen ersten GP2-Sieg, auch in Singapur fuhr er als Erster über die Ziellinie.

Das nötige Kleingeld für seinen Platz bei Marussia kommt vom Herrn Papa. Wenn auch nicht direkt. Grahame Chilton ist seines Zeichens stellvertretender Vorsitzender der Versicherungsgesellschaft Aon – unter anderem Trikotsponsor von Manchester United.  Gerne wird Chilton allerdings nicht als „Pay-Driver“ bezeichnet. "Die Leute meinen: 'Du hast doch das Geld, um es hinzukriegen.' Mein Vater hat jedoch immer gesagt: 'Ich bringe dich so weit nach oben, wie ich kann. Die Formel 1 schaffe ich aber nicht.' Ihm ist es jedoch gelungen, zwei britische Sponsoren zu finden. Und das ist toll“, so sein Statement dazu im „Telegraph“.

In den Tests kann Chilton kleine Erfolge feiern. Immerhin stand er mit seinem Marussia an keinem der Testtage auf dem letzten Platz. Allerdings war er, aufgrund der Fahrer-Turbulenzen mit Luiz Razia, zumeist als einziger Marussia-Pilot unterwegs.

 

UND WAS MACHT EIGENTLICH…

Kamui Kobayashi?

Nur sechs Punkte trennten ihn und seinen Teamkollegen Sergio Perez in der Saison 2012. Nun ist der Mexikaner bei McLaren und der Japaner nirgendwo. Die Gründe scheinen wieder einmal beim Geld gelegen zu haben, schließlich lassen sich seine starken Leistungen nicht von der Hand weisen. Die Unterstützung aus seinem Heimatland scheint nicht vorhanden. Auch eine eigene Spenden-Website brachte keinen Erfolg. Eine Woche vor dem F1-Saisonstart hat er bei Ferrari eine neue Heimat gefunden - allerdings im Auto für die Langstrecken-WM. 

Bruno Senna?

"Idealerweise wird es ein Auto, welches unter den besten Zehn ist und regelmäßig für Punkte gut ist", waren seine Worte bei „GPUdate.net“ noch im Dezember. Am Ende wurde es gar keines. Bis zuletzt hoffte der Brasilianer auf eine Chance bei Force India, die Wahl des Teams fiel aber auf Adrian Sutil. Auch er sucht das Weite in der Langstrecke. Bei Aston Martin wird Senna die gesamte WEC-Saison bestreiten.

Heikki Kovalainen?

"An einem bestimmten Punkt der vergangenen Saison gab es nicht das Vertrauen, die Zuversicht und den Respekt - auf beiden Seiten, um ehrlich zu sein -, das man eigentlich erwartet, wenn man das Team und die Fahrer voranbringen möchte", sprachs von Seiten des Caterham-Teamchefs Cyril Abiteboul bei „Sky Sports F1“ und schon war Heikki Kovalainens Karriere in der Formel 1 vorerst vorbei. Die Zukunft des Finnen ist nicht geklärt. Pirelli hat Interesse ihn als Testfahrer zu verpflichten. Doch auch ein Verbleib bei Caterham scheint im Bereich des Möglichen.

Vitali Petrov?

Während 2014 in Sotschi der erste russische Formel-1-Grand-Prix stattfinden soll, hat sich vor der heurigen Saison der einzige Russe im Fahrerfeld verabschiedet. Dabei konnte Petrov noch im Saisonfinale 2012 Marussia den zehnten Platz in der Konstrukteurswertung abnehmen, womit  auch ein Mehr an finanziellen Zuschüssen gesichert wurde. Das Finanzvolumen seines Sponsors war aber nicht groß genug für einen Weiterverbleib. Seine Zukunft scheint nicht geklärt. Seinen Twitter-Einträgen zufolge, scheint er sich derzeit lieber mit Eishockey zu beschäftigen.

Pedro de la Rosa?

Der Spanier fällt dem Ende des HRT-Teams zum Opfer, bleibt der Formel  1 aber erhalten. Bei Ferrari übernimmt er den Posten als Entwicklungsfahrer. Davon zeigte er sich anscheinend so beeindruckt, dass er den neuen 138 bei seiner ersten Ausfahrt gleich einmal in Flammen aufgehen ließ. Schuld war aber ein Auspuff-Problem. "Da wartet man ein ganzes Leben lang auf eine solche Chance, und dann das", so seine erste Reaktion.

Narain Karthikeyan?

Der Inder zeigte sich vom Ende des HRT-Teams anscheinend dermaßen überrascht, dass er sich auch in Übersee um eine Alternative umsieht. "Der Plan war für mich, auch 2013 für HRT zu fahren und es sah lange Zeit auch gut aus", sagte er bei „SpeedTV“. Nun könnte der Wechsel in die Indy-Car-Serie eine mögliche Zukunft sein. Die Saison beginnt dort am 24. März.

Timo Glock?

Der Deutsche hat Ende Jänner seine neue Heimat gefunden. Und zwar im „Postauto“ von BMW in der DTM. Bereits 2007 war er als Testfahrer für BMW-Sauber unterwegs, der Kontakt zu den Bayern sei seither nie abgerissen. Im DTM-Auto hat Glock allerdings noch keine Erfahrung.

 

Andreas Terler

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