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"Das schwarze Gold der Formel 1"

Pirelli ist der fünftgrößte Reifenhersteller der Welt. Seit 2011 ist der weltweit agierende Konzern aus Mailand auch wieder Alleinausrüster in der Formel-1-Weltmeisterschaft.

Seitdem spielen die Pneus eine zunehmend einflussreichere Rolle, denn man will über den Gummiverschleiß die Spannung steuern.

Deshalb sind die Pneus 2013 noch ein Stück weicher geworden und zwingen die Teams zu noch mehr taktischen Überlegungen und Boxenstopps.

Reifen am Grand-Prix-Wochenende

50.000 Stück Formel-1-Reifen lässt das italienische Unternehmen, dessen Motorsportbasis in England (bei Oxford) liegt, jährlich in der Türkei produzieren.

1.800 bis 2.000 Stück werden pro Grand-Prix-Rennen benötigt.

Das passiert mit dem "Schwarzen Gold der Formel 1" während eines Rennwochenendes:

  • Jedes Team bekommt vorab elf Sätze harte und weiche Trockenreifen pro Grand Prix zugeteilt. Sechs der sogenannten "Primes", fünf der "Options".

 

  • Pirelli stellt insgesamt vier verschiedene Reifentypen von ganz weich bis ganz hart her. Zwei Mischungen (jeweils als Primes und Options bezeichnet) werden je nach Streckencharakteristik und Temperatur für jedes GP-Wochenende ausgewählt. Gewählt wird aus den farblich gekennzeichneten Reifentypen Supersoft (Rot), Soft (Gelb), Medium (Weiß) und Hart (Orange). Auf dem Straßenkurs in Melbourne wurden Supersoft und Medium verwendet, in Malaysia wegen des sehr rauen Streckenbelages und der Hitze Medium und Hart.

 

  • Bei Regen stehen darüber hinaus pro Wochenende vier Sätze "Intermediates" (feuchte Strecke/Grün) sowie drei Sätze "fulll wets" (Blau), also reine Regenreifen zur Verfügung.

 

  • Nach dem ersten Freien Training (FP1) am Freitag muss ein Satz "Prime" zurückgegeben werden. Damit soll gesichert werden, dass auch am Freitag auf der Strecke möglichst viele fahrende Autos zu sehen sind. Damit bleiben zehn Sätze übrig.

  • Vor dem am Samstag stattfindenden FP3 sowie vor dem Qualifying sind jeweils zwei weitere Reifensätze (1 hart, 1 weich) zurückzugeben. Damit stehen den Teams nur noch jeweils sechs Reifensätze für Qualifikation und Rennen zur Verfügung.

 

  • Der Reifensatz, mit dem ein Fahrer im dritten und letzten Qualifikationsabschnitt (Q3) seine Zeit erzielt hat, muss auch beim Rennstart am Auto sein. Das eröffnet taktischen Spielraum. Qualifizierte Fahrer, die auf die Teilnahme am Q3 verzichten sowie Piloten, die gar nicht ins Q3 der besten Zehn gekommen sind, haben für das Rennen nämlich freie Reifenwahl. Sie können somit auch auf frischen Pneus starten.

 

  • In jedem Rennen muss jeder der beiden Reifentypen zumindest einmal verwendet werden, damit ist Minimum ein Boxenstopp pro Fahrzeug garantiert.

 

  • Formel-1-Rennreifen entfalten erst bei höherer Temperatur volle Haftreibung. Deshalb werden sie vor der Montage am Auto mit Heizdecken vorgewärmt. 70 bis 80 Grad Laufflächentemperatur gelten als optimales Leistungsfenster. Malaysia ist die Strecke mit den zweithöchsten Längskräften, der Gummi wird hier bis zu 130 Grad heiß. Bei 140 Grad reißt der "Grip" schlagartig ab.

 

  • Die unterschiedlichen Reifen nutzen sich im Rennen unterschiedlich ab. Erkenntnisse darüber sind rennentscheidend. In Malaysia baut laut Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery der harte Reifen pro Runde um rund 0,15 Sekunden ab, der weichere um 0,25 bis 0,3 Sekunden, also deutlich mehr. Der Zeitunterschied zwischen den beiden Mischungen beträgt auf eine Runde gesehen 0,7 bis 0,8 Sekunden. Hembery prophezeite mindestens drei Reifenwechsel-Stopps.

 

  • Nach dem Rennen werden die Reifen von Pirelli eingesammelt, auch die unbenutzten. Sie werden zurück nach England gebracht und dort wiederverwertet. Aus manchen Reifen wird Straßenbelag, meist werden sie aber unter hohen Temperaturen verbrannt und liefern Energie für die Industrie.