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"Mücke? Das war doch nur ein farbloser Typ"

Was braucht es, um es in die Formel 1 zu schaffen?

Talent, mit Sicherheit Geld, aber auch die richtige Einstellung.

Nicht allen aktuell aktiven Fahrern wird eine solche nachgesagt. Sergio Perez zum Beispiel. Aber zurecht?

Der Mexikaner bestreitet 2015 bereits seine fünfte Saison in der Königsklasse, ein ehemaliger Teamchef von ihm ist aber überhaupt nicht gut auf ihn zu sprechen.

Peter Mücke, der in der Formel BMW auch Sebastian Vettel unter seinen Fittichen hatte, kritisiert in einem Interview mit "spox.com" das damalige Verhalten von Perez harsch: "So einen Schlamper wie ihn hatte ich selten. Seine Wohnung in Berlin war ein Schlachtfeld. Er hat mir besoffen ein Leihauto geschrottet, als er von einer Party kam."

Im Gespräch mit LAOLA1 wehrt sich Perez gegen diese Vorwürfe und holt zum Gegenschlag aus.

Perez kontert: "Er wollte doch nur in den Medien sein"

"Diese Aussagen kommen wirklich überraschend für mich. Ich meine, ich war damals 15 Jahre alt und bin weder auf der Straße gefahren, noch habe ich getrunken," stellt der heute 25-Jährige klar.

Gibt es also einen Grund, warum ein rennommierter und erfolgreicher Teambesitzer derart auf einen seiner ehemaligen Schützlinge hinhaut?

"Ich glaube, er wollte einfach in den Medien sein, damit die Leute über ihn reden. Für mich macht es keinen Sinn, über jemanden zu sprechen, den sowieso keiner kennt", giftet der GP2-Vizemeister von 2010.

Das wird man in Deutschland, wo Mücke mit Autos in verschiedensten Serien das größte private Rennteam des Landes leitet, ein wenig anders sehen. Für Perez hat er jedenfalls in seiner Karriere nicht nur wenig Bedeutung, sondern gar keine.

Mücke? Ein farbloser Typ, der kein Englisch spricht

"Er hat nichts für mich gemacht und war ein farbloser Typ. Er hat auch kein Wort Englisch gesprochen, also konnte ich mich auch nicht mit ihm unterhalten. Andere Teamchefs in der Formel 3 oder GP2 hatten einen wesentlich größeren Einfluss auf meine Karriere", gibt er zu verstehen.

Wird Perez weitere Antworten auf der Strecke geben? "Die habe ich nicht notwendig. Man braucht sich nur meine Karriere und Resultate ansehen. Die sind ein guter Beweis."

"Es ist schon eine Weile her, seit die Formel 1 in Mexiko gefahren ist. Aber schon nach dem ersten Tag waren alle Karten verkauft. Ich freue mich, dass es einen Fünf-Jahres-Vertrag gibt und hoffe, dass sich mein Land über 30 oder 40 Jahre in der Formel 1 behaupten kann. Es gibt eine große Kultur für diesen Sport in Mexiko, die Leute lieben ihn", freut sich "Checo" schon auf seine fanatischen Landsleute.

Bis dorthin hat Force India noch etwas Zeit, ihm ein noch konkurrenzfähigeres Auto zur Verfügung zu stellen. Während regelmäßige Ankünfte beim Team von Vijay Mallya durchaus im Bereich des Möglichen scheinen, sieht die Lage bei Perez' Ex-Team McLaren anders aus.

Zum falschen Zeitpunkt beim falschen Team

2013 bekam er nach zwei starken Saisonen bei Sauber für viele überraschend die Chance, sich beim Traditionsteam aus Woking zu beweisen. Am Jahresende wurde er aber wieder abserviert und durch Kevin Magnussen ersetzt.

Rückblickend kommt etwas Reue auf, wenn er auf diese Zeit zurückblickt: "Ich bin zum falschen Zeitpunkt zu McLaren gekommen. Als ich dort war, ist es mit dem Team begab gegangen. Das ist wirklich eine Schande, weil es eine große Geschichte hat", so Perez, der auch nicht glaubt, dass sich der Rennstall, der seit diesem Jahr mit den neuen Honda-Motoren extreme Probleme hat, so schnell wieder erfangen wird:

"Wenn man sieht, wo sie jetzt sind, wird es mehrere Jahre dauern, bis sie wieder ganz vorne sein werden. Auf jeden Fall werden sie noch eine Zeit lang hart zu kämpfen haben."

Von einer langen Zeit spricht Perez auch hinsichtlich seiner Karriere in der Formel 1. Andere Möglichkeiten, wie etwa ein Wechsel in die WEC, wo Kollege Hülkenberg zuletzt in Le Mans triumphiert hat, sind für ihn derzeit kein Thema:

"Ich will noch mindestens zehn Jahre in der Formel 1 bleiben und noch Erfolgre feiern. Aber danach weiß man nie, was die Zukunft für einen bereit hält. Im Moment kann ich mir aber nichts anderes vorstellen."

 

Aus Spielberg berichtet Andreas Terler

Sein bestes Ergebnis in dieser Saison ist Platz sieben in Monaco, besser klassiert war er davor beim Grand Prix von Österreich 2014, wo er nicht nur von Rang 16 auf Rang sechs fuhr, sondern auch die schnellste Rennrunde in den Spielberger Asphalt brannte.

"Das war mit Sicherheit eines der besten Wochenenden der letzten Saison für mich", kehrt der WM-Zehnte des Vorjahres mit einem Lächeln im Gesicht in die Steiermark zurück.

Dabei begann das Jahr alles andere als einfach. Force India hat, wie andere Teams auch, mit finanziellen Problemen zu kämpfen und konnte an Testfahrten vor der Saison nicht teilnehmen. Sogar von Zahlungsunfähigkeit war die Rede.

Das Vertrauen ist groß

Die Folge war, dass sich die Entwicklung des Autos erheblich verzögerte. Eine Tatsache, die auch Perez in dieser Saison zum Zweifeln brachte. Es sei nicht einfach gewesen, die Motivation hoch zu halten, wenn man so weit davon entfernt ist, wo man eigentlich sein will.

21 Punkte hat er in sieben Rennen gemeinsam mit Teamkollege Nico Hülkenberg sammeln können. Im Vorjahr waren es 155 in 29 Läufen. Mit dem derzeitigen siebenten Rang in der Konstrukteurs-Wertung sieht er den Rennstall aber in einer passablen Situation: "Ich würde sagen, dass wir gut dastehen, auch wenn es vieles zu verbessern gibt."

"Man darf nie vergessen, dass die Leute in der Fabrik Tag und Nacht daran arbeiten, ein gutes Auto auf die Strecke zu bringen. Die Motivation ist sehr hoch und es gibt ein großes Vertrauen in das Projekt", meint Perez.

Ausverkaufter Mexiko-GP wird ein Highlight

Und das, obwohl der Sport merklich in einer Krise steckt. Was er selbst ändern würde? "Man muss den Sport spannend machen, es muss so eng zur Sache gehen wie möglich."

Den Glauben an die Popularität der Formel 1 hat Perez noch lange nicht verloren. Schon gar nicht, wenn er an ein besonderes Rennen denkt, dass am 1. November über die Bühne gehen wird. Dann wird die Königsklasse nach 23 Jahren in seine Heimat Mexiko zurückkehren.