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Ferrari feiert fantastischen Fernando

Ferrari feiert fantastischen Fernando

Volksfeststimmung in Barcelona – Barca ist Meister und Lokalmatador Fernando Alonso feierte einen souveränen Sieg beim Großen Preis von Spanien.

Die Menge grölte und jubelte, Alonso fuhr mit der spanischen Flagge im Schlepptau eine Ehrenrunde und freute sich über seinen zweiten Sieg in Katalonien – sieben Jahre hatte er darauf warten müssen.

„Es war ein fantastisches Rennen mit fantastischen Emotionen. Es ist immer sehr speziell, zu Hause zu gewinnen, egal wie oft“, zeigte er sich nach dem Rennen sehr glücklich.

Souveräner Tirumph

Erstmals seit Michael Schumacher (Startplatz drei) vor 17 Jahren gewann in Barcelona mit Alonso (Startplatz fünf) ein Fahrer, der das Rennen nicht aus der ersten Startreihe begann.

Der Spanier führte das Feld souverän über 48 Runden an. Selbst, als er ein viertes Mal die Reifen wechselte – und damit einmal mehr als der Zweitplatzierte Kimi Räikkönen – blieb er ungefährdet an der Spitze.

Beinahe hätte es einen Doppelsieg für Ferrari gegeben, denn auch Felipe Massa fuhr ein sehr starkes Rennen. Vom neunten Rang gestartet, verpasste er zwar knapp den zweiten Platz, schaffte es aber als Dritter ebenfalls aufs Podium.

"Sind sehr glücklich"

In Abwesenheit des am Blinddarm operierten Technikchefs Pat Fry – er war einer der Ersten, der Alonso per Telefon gratulierte – lieferte die Scuderia ein extrem starkes Rennen ab, die Taktik des Rennstalls ging voll auf.

Teamchef Stefano Domenicali freute sich hinterher über sein um einen Tag verspätetes Geburtstagsgeschenk: „Wir sind natürlich sehr glücklich. Für das Team, für beide Fahrer und alle, die so hart arbeiten. Wir müssen aber ruhig bleiben: Wir haben hier ein Rennen gewonnen, es liegen aber noch viele vor uns.“

17 Punkte fehlen Alonso nach dem 32. Sieg seiner Karriere nun noch auf WM-Leader Sebastian Vettel, in der Konstrukteurswertung ist Ferrari Red Bull durch die tolle Teamleistung ebenfalls sehr dicht auf den Fersen, liegt auf Platz zwei und hat nur noch 14 Zähler Rückstand.

In der Quali top, im Rennen ein Flop

Doch nicht überall herrscht eitel Sonnenschein. Die Reifen sorgten auch an diesem Wochenende wieder für jede Menge Frust – vor allem bei Mercedes.

Nach dem tollen Qualifying mit den Plätzen eins und zwei herrschte gedämpfte Freude, realistischerweise blieb man nach den Erfahrungen in Bahrain – Rosberg holte ebenfalls die Pole und wurde im Rennen nur Neunter – auf dem Boden der Tatsachen und wollte erst einmal das Rennen abwarten.

In diesem waren die Silberpfeile erneut ohne Chance. Immerhin hielt die Führung Rosbergs etwas länger als in Bahrain, doch nach zehn Runden war Schluss und er wurde nacheinander von Alonso, Vettel und Massa überholt.

"Keine Komplett-Katastrophe"

Nach dem Rennen war der Deutsche sichtlich frustriert: "Anfangs war ich gut unterwegs, hatte ein gutes Gefühl. Beim zweiten Stint ging es aber so was von nach hinten los. Es ist kein schönes Gefühl. Das gesamte Rennen heute war so was von komisch."

Er bemängelte vor allem das starke Graining – das Problem, wenn die Reifen der Belastung nicht standhalten und sich abschälen. "Ich bin so weit weg von dem, was mein Auto eigentlich kann, nur um die Reifen zu schonen", ärgerte er sich.

"Ein sechster Platz ist keine Komplett-Katastrophe. Es sind aber drei Teams, die schneller sind. Das ist immer noch besser als letztes Jahr, aber wir müssen daran arbeiten."

"Kann nicht mehr langsamer fahren"

Immerhin rettete Rosberg Platz sechs ins Ziel – hart bedrängt von Force-India-Pilot Paul Di Resta.

Für Teamkollege Lewis Hamilton lief es noch schlechter. "Ich kann nicht mehr langsamer fahren", funkte Lewis Hamilton wütend in Runde 20, als er erneut aufgefordert wurde, die Reifen zu schonen.

Der Brite war aus der ersten Reihe gestartet, lag zwischenzeitlich nur noch auf Platz 15, wurde überrundet und landete schließlich auf Rang zwölf, wodurch er ohne WM-Zähler blieb. Damit rutschte er in der WM-Wertung von Platz drei auf vier (50 Punkte) ab und hat nun schon 39 Punkte Rückstand auf Leader Vettel.

Reifen bereiten Schmerzen

„Wir haben einfach Probleme damit, dass Auto mit den Reifen und dem vielen Sprit schnell über die Renndistanz zu bringen. Nico hat einen tollen Job gemacht und das Beste herausgeholt. Am Anfang hat es ganz gut ausgeschaut und dann ging es nur noch nach hinten. Wie müssen analysieren, warum“, suchte Mercedes-Sportchef Toto Wolff nach einer Erklärung für die Diskrepanz zu den guten Qualifying-Ergebnissen.

„Ich glaube, es ist für die Fahrer, aber auch für uns alle frustrierend. Man sieht die Gesichter der Mechaniker und das bereitet uns Schmerzen. Wir müssen das Problem lösen“, hofft er auf schnelle Besserung.

"Griff ins Klo"

Generell war der Ärger über die schlechten Reifen bei den Teams wieder groß - wohl mit Ausnahme von Ferrari und Lotus-Pilot Kimi Räikkönen, der mit Platz zwei einmal mehr überzeugen konnte.

Sebastian Vettel erklärte: „Die neuen Hartreifen sind ein Griff ins Klo“, sein Teamchef Christian Horner beschwerte sich diplomatischer: „Es ist ein bisschen wie Schach spielen. Und Schach ist nicht wirklich ein toller Sport für die Zuschauer.“

Auch Niki Lauda machte seinem Ärger nach dem Rennen Luft: „Ich ärgere mich maßlos über dieses Spiel mit den Reifen. Das ist doch ein Witz für die Zuschauer. Für den Fahrer ist es frustrierend, dass du nicht gegeneinander Rennen fahren kannst. Du musst immer an die Reifen denken. Die Fahrer dürfen nichts sagen, weil sie sonst eine von Pirelli auf den Deckel bekommen. Ich kann das machen. Man kann nur an Pirelli appellieren.“

Pirelli reagiert

Der Reifenhersteller scheint indes willens, zu reagieren. Nach dem Spanien-GP kündigte Pirelli erneut eine Adaption der Reifen an.

"Wir zielen auf zwei bis drei Boxenstopps ab. Heute war das zu viel. Wir haben es falsch verstanden und werden Änderungen vornehmen. Wahrscheinlich für Silverstone", machte Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery via Twitter Hoffnungen auf eine Änderung, warb aber auch um Verständnis.

"Es ist für uns nicht einfach. Die Autos entwickeln sich und wir können mit aktuellen Autos nicht testen.“

 

Henriette Werner