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Zoff bei den Silberpfeilen: Wie einst bei Prost & Senna

Zoff bei den Silberpfeilen: Wie einst bei Prost & Senna

Spätestens nach dem Qualifying in Monaco hängt der Haussegen bei Mercedes schief.

Gab es zuvor bereits Gerüchte über schlechte Stimmung unter den dominierenden Silberpfeilen aufgrund der Dauersieg-Serie Hamiltons, wird nun die Luft zwischen den beiden immer dicker.

Nico Rosberg, der bereits vor dem Grand Prix in Monte Carlo mehrfach ankündigte, sich nicht mehr mit dem zweiten Platz zufrieden zu geben, holte sich die Monaco-Pole vor seinem Teamkollegen. Dabei verhinderte er am Ende jedoch durch einen Verbremser in der Mirabeau-Kurve eine letzte, schnelle Runde Hamiltons, der zu diesem Zeitpunkt auf Pole-Position-Kurs lag.

Keine Absicht

"Ich dachte, es wäre vorbei nach dem Fehler. Aber jetzt bin ich sehr happy. Gigantisch, der erste Platz vor der Haustür, besser könnte es nicht sein", freute sich der Deutsche, der bestritt, absichtlich die gelbe Flagge hervorgerufen zu haben.

"Das ist nicht großartig. Aber so ist es nun mal", erklärte der 28-Jährige. "Man sieht auf den Daten, dass alles sehr ähnlich ist wie auf der schnellen Runde. Ich habe minimal später gebremst und blockiert. Von daher gibt es nichts zu diskutieren. Es ist einfach eine schwierige Kurve und da habe ich mich verbremst. Ich habe es noch versucht, aber ich wäre in die Reifenstapel geflogen, also habe ich im letzten Moment noch rausgelenkt."

Keine Strafe

Ähnlich sahen das auch die Stewards, der Fall wurde nach dem Rennen zwar untersucht, letztendlich blieb es aber bei der Pole für den Vorjahressieger.

"Die Stewards haben Video- und Telemetriedaten von Team und FIA begutachtet und konnten keinen Beweis für ein Vergehen finden, dass mit dem Vorfall in Turn 5 zusammenhängt", teilte der Automobilweltverband FIA am frühen Abend schließlich mit.

"Das ist Ironie"

Hamilton empfand die Situation wohl etwas anders, direkt nach dem Qualifying ging er wortlos am Stallkollegen vorbei und würdigte diesen keinerlei Blickes.

Es gab keinen Handschlag nach dem Rennen und auch auf der Pressekonferenz äußerte sich der WM-Leader einsilbig und wortkarg.

"Es gibt nicht viel zu sagen. Das Ganze ist Ironie. Ich war zwei Zehntel vorne und das wäre meine Runde gewesen."

Eine Entschuldigung erwartete der Brite dennoch nicht. "Warum muss er sich entschuldigen? Er steht doch auf der Pole-Position." Das hinderte den Deutschen jedoch nicht daran, zu sagen: "Es tut mir leid für Lewis, ich wusste nicht, wo er positioniert war. Das ist nicht gut, aber es ist so. Ich habe mich beim Team schon entschuldigt."

Senna als Vorbild

Gegenüber "BBC Radio 5" wurde Hamilton dann doch deutlicher und entgegnete auf die Frage nach der strittigen Rosberg-Szene: "Ich hätte wissen müssen, dass es so kommt." Zudem sagte er, dass er es als "wahrscheinlich" empfinde, dass Rosberg ihm die Pole absichtlich versucht hat, zu nehmen.

Bezug auf den teaminternen Streit zwischen den McLaren Stars Ayrton Senna und Alain Prost nehmend, erklärte der WM-Leader: "Ich weiß nicht, ob Senna und Prost darüber gesprochen haben. Mir hat die Art, wie Senna mit der Situation umgegangen ist, aber gefallen."

Prost hatte Senna 1989 in Suzuka mit einer Kamikaze-Aktion vor der letzten Schikane ausgebremst. Durch diese Aktion verlor Senna später die WM, da er ebenfalls disqualifiziert wurde. Ein Jahr später drängte Senna Prost beim Großen Preis von Japan 1990 absichtlich von der Strecke ab und wurde seinerseits Weltmeister. Auch Hamilton kündigte bereits eine Revanche an, indem er verriet: "Ich werde mir da etwas abschauen."

"Perfekt"

"Er ist natürlich enttäuscht, glaube ich jetzt mal, weil er seine letzte Runde nicht hingekriegt hat, aber ist halt so", lautete Rosbergs Reaktion auf den Ärger des Teamkollegen.

Er selbst richtete seinen Blick bereits wieder auf das Rennen am Sonntag, in welches er nun mit perfekten Voraussetzungen geht.

"Schauen wir mal. Heute war natürlich ein wichtiger Tag, P1 ist super, aber abwarten. Es ist ein langes Rennen morgen, da muss ich Geduld haben. Aber Startplatz eins ist natürlich perfekt."

Erinnerungen werden wach

Für Gesprächsstoff sorgte der Vorfall nicht zuletzt, weil es an Michael Schumachers Manöver vor acht Jahren erinnert. Der Deutsche hatte damals seinen Boliden in der Rascasse geparkt, um schnelle Runden der Konkurrenz zu verhindern.

Der Trick flog jedoch auf und Schumacher ging von der letzten Position aus ins Rennen. Auch Rosberg war damals einer der Leidtragenden dieses Manövers.

"Sehr gut überlegt"

"Ich glaube, das war kein Parken. So etwas gibt es in der modernen Formel 1 nicht mehr. Das sind Verschwörungstheorien", widersprach Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff derartigen Vermutungen. 

"Lasst die Kirche im Dorf", appellierte auch Niki Lauda. "Es wäre unfair, jetzt zu behaupten, er hätte das mit Absicht gemacht. Ich glaube nicht, dass er so etwas tun würde."

"Es ist ein verdienter erster Platz. Das motiviert den Lewis für das nächste Rennen und für morgen. Wenn er es absichtlich gemacht hätte, dann würde ich sagen: Sehr gut überlegt. Er hat ja niemanden wirklich gestört. Das war schon in Ordnung so", fand indes Gerhard Berger.

Button hatte es angekündigt

Scheinbar behält Ex-Weltmeister Jenson Button Recht, er kündigte vor dem Wochenende in Monaco an: "Sicher werden bald die Psychospielchen losgehen, wenn sie nicht schon begonnen haben".

Der McLaren-Pilot spricht aus Erfahrung: "Es gibt ein paar Dinge, die er (Lewis) mit mir angestellt hat."

Der Riss in der Beziehung zwischen Hamilton und Rosberg scheint nach diesem Vorfall zumindest nur schwer wieder zu kitten sein...

 

Henriette Werner