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Ein fünfter Platz und merkwürdige Zufriedenheit

Ein fünfter Platz und merkwürdige Zufriedenheit

McLaren. Honda. Senna. Prost. In Woking hat man sich in der vergangenen Woche bestimmt gerne an die gute, alte Zeit erinnert. 2015 lässt man die Zusammenarbeit mit dem japanischen Hersteller wiederauferstehen.

Bis dahin ist aber noch Zeit. Und die müssen die Briten unter anderem dafür nützen, die aktuelle Saison zu retten. Der Punktevergleich nach fünf Rennen zu den letzten drei Saisonen, in der das aktuelle Punktesystem angewandt wurde, ist dramatisch.

Nur 29 Zähler konnten Jenson Button und Sergio Perez einheimsen. Vergangenes Jahr waren es, damals noch mit Lewis Hamilton anstelle von Perez, 98. Im Jahr davor sogar 138 Punkte.

Zuverlässigstes Auto, aber wenige Punkte

Nach einem wenig verheißungsvollen Start legte auch McLaren, wie so viele Teams, die Hoffnungen auf das Rennen in Barcelona. Update hieß das Zauberwort.

Beide Piloten landeten in den Punkten. Mit den Rängen acht und neun wurde das Konto aber nicht gerade besonders stark aufgestockt. Immerhin kann man den Technikern nicht vorwerfen, kein zuverlässiges Auto zu bauen. Mit 583 von 586 gefahrenen Rennrunden hat McLaren so viele wie kein anderes Team im Feld. Auf die Schnelligkeit alter Tage fehlt aber noch einiges.

„Ich bin zuversichtlich, dass wir in Monaco einen kleinen Schritt nach vorn machen können“, glaubt Button. Man ist beim stolzen Traditionsteam hörbar vorsichtig geworden. „Wir wollen mit beiden Teams in die Punkte, so wie in Barcelona“, lautet die Vorgabe des Routiniers.

Startplatz sieben als bestes Resultat

Der Weg zu Punkten führt in Monaco – so sehr wie auf keiner anderen Strecke – über das Qualifying. Auch wenn man im Hinblick auf die Reifen-Causa heuer mit dieser Prognose ein wenig aufpassen muss, fehlt im Fürstentum schlichtweg der Platz zum Überholen, sodass man davon absehen wird, das Auto aus taktischen Gründen weiter hinten im Feld zu positionieren.

Die Qualifying-Performance der Chrompfeile ist bisher ähnlich wie jene im Rennen -nicht zufriedenstellend. Startplatz sieben in Malayisa durch Button war das höchste der Gefühle.

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich Teamchef Martin Whitmarsh eingestehen muss, dass das Rennen in Monaco nicht zum idealen Zeitpunkt kommt. „Unsere beiden Fahrer wissen, wie man eine schnelle Runde fährt“, so der 55-Jährige kämpferisch. Besonders Jenson Button. 2009 hat er den Grand Prix gewonnen. Allerdings im Brawn-Boliden. Perez erzielte im letzten Jahr im Sauber immerhin die schnellste Runde.

Neuer Flügel, neue Hoffnung

Hoffnung setzt man auch in einen neuen Frontflügel, der eigentlich in Barcelona bereits zum Einsatz kommen sollte, aber zu spät für die Abnahme fertig wurde. Die Distanz zur Spitze scheint derzeit aber mehr als ein neues, eilig fertiggestelltes Teil entfernt.

Dabei ist McLaren mit 15 Erfolgen der erfolgreichste Rennstall im Fürstentum. Unvergessen sind die fünf Siege en suite von Ayrton Senna zwischen 1989 und 1993.

Seinerzeit trieb noch ein Honda-Motor den damals rot-weißen Boliden an. An solche Zeiten will man ab 2015 anschließen. Auch ohne Paddy Lowe. Seit dem Abgang des Technischen Direktors zu Mercedes, der laut Whitmarsh nichts mit dem Honda-Engagement zu tun hat, ist der Druck nicht geringer geworden.

Whitmarsh gibt nicht auf

Das spürt auch Whitmarsh selbst: „Meine Ansicht ist: Ich bin der Teamchef, aber wenn es einen Besseren gibt, dann nehmt ihn“, sieht der Brite mögliche Diskussionen um seine Position nicht so schlimm.

Wer hinter dieser Aussage Amtsmüdigkeit erkennen will, wird aber eines Besseren belehrt. „Ich mag es nicht, zu einem Rennen zu kommen, in dem Wissen, dass wir nicht gewinnen können. Daher ist die aktuelle Situation nicht einfach für mich, aber es steigert meine Entschlossenheit, die Probleme auszusortieren“, zeigt Whitmarsh Engagement, den Chrom-Karren aus dem Dreck ziehen zu wollen.

Auch die Fahrer sind davon überzeugt, dass man das Blatt in dieser Saison noch wenden könne. „Keiner im Team gibt auf. Ich bin stolz auf die Mannschaft und ich bin mir sicher, dass wir noch Rennen in dieser Saison gewinnen werden“, traut sich Perez sogar zu prognostizieren.

Buttons Zukunft unsicher

„Wir probieren ständig etwas Neues aus und werden sehen, wohin uns das führt“, lehnt sich Teamkollege Button nicht ganz so weit aus dem Fenster. Der 33-Jährige gibt sich aber auch im Hinblick auf seine Zukunft zugeknöpft.

Geht es nach McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale, könne Button bleiben, „solange er will“. Als Kenner des Werksteams von Honda wäre ein längerfristiger Verbleib sicher im Interesse des Rennstalls. Button scheint davon aber eher abgeneigt zu sein. „Man muss für den Moment leben, und ich denke nicht, dass es mich interessieren würde, mich auf einen langfristigen Vertrag für die Zukunft zu einigen.“

Button denkt derzeit an die nahe Zukunft und macht, für ihn als Ex-Weltmeister, ungewohnte Erfahrungen. „Es ist merkwürdig, dass sich McLaren über einen fünften Platz freut, aber wenn du weißt, dass du besser warst als das, was das Auto eigentlich zulässt, musst du zufrieden sein.“

 

Andreas Terler