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Ricciardo: "Wir müssen da sehr klug vorgehen"

Ricciardo:

Ein Australier und ein Russe kommen in eine Bar.

Nein, das ist nicht der Beginn eines schlechten Witzes, auch wenn der Verdacht nahe liegt.

Vielmehr holen sich Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat kurz vor dem Grand Prix von Österreich in Spielberg noch einen guten Schluck zur Stärkung. Im Rahmen eines Sponsorentermins dürfen sich die beiden gegenseitig einen Fruchtsaft mischen.

Während der schlitzohrige Ricciardo zu viel Ingwer und Spinat greift, meint es Kvyat nicht ganz so schlimm mit seinem Stallkollegen und schaufelt aus den Obstbehältern in den Mixer.

Als dann beide ihre Becher zum Anstoßen erheben, meint Kvyat: "In Russland haben wir die Tradition, dass wir immer auf etwas trinken müssen. Auf eine gute Zukunft!" Ricciardo: "Im Saft machen oder im Rennfahren?" Gelächter.

Bemerkenswert machen die beiden Youngsters von Red Bull Racing gute Miene zum bösen Spiel. Denn sie wissen, dass zwar der Heim-Grand-Prix vor der Tür steht, dieser vom Streckenverlauf her aber alles andere als perfekt für ihren RB11 ist.

Noch dazu, weil beide Fahrer bereits beim vierten und letzten erlaubten Motor der Saison stehen, wodurch man womöglich eine Strafversetzung um zehn Plätze in Kauf nehmen wird.

Die gute Laune lässt sich das Duo davon aber (noch) nicht verderben.

DANIEL RICCIARDO UND DANIIL KVYAT ÜBER...

 

...IHRE EINDRÜCKE VON ÖSTERREICH:

Ricciardo: Ich war heuer schon für den Showrun hier. Das hat Spaß gemacht. Gestern habe ich einen Spaziergang durch Wien unternommen und mir die historischen Bauwerke angesehen. Ich weiß nicht viel darüber und mein Geschichtswissen ist ziemlich schlecht. Aber die Architektur ist sehr schön. Die Landschaft in der Steiermark ist toll, ich würde gerne mehr davon auf meinem Mountainbike kennenlernen. In Graz war ich auch schon ein paar Mal und habe dort Helmut Marko besucht.

Kvyat: Ich habe sogar für ein Jahr in Wien gewohnt, als ich noch sehr klein war. Ich kann mich aber kaum daran erinnern. In Österreich war ich schon öfter, auch zum Rennfahren. Wien mit seiner historischen Atmosphäre ist sehr beeindruckend. Aber wie bei Daniel ist mein Geschichtswissen nicht das Beste.

...DEN WUNSCH NACH REGEN IM RENNEN:

Kvyat: Es würde mich nicht stören, wenn es regnen würde. Natürlich würde es riskanter werden, aber die Bedingungen sind ja für alle gleich. Es bedeutet aber nicht, dass automatisch ein Wunder passiert. Die gibt es nicht in der Formel 1.

Ricciardo: Regen erzeugt mehr Abwechslung und in unserer Lage müssen wir derzeit jede Möglichkeit nützen. Nasse Verhältnisse würden uns womöglich helfen. Wir müssen aber generell schauen, dass wir unsere Dinge zusammen bekommen. Wo wir dann landen, ist schwer zu sagen.

...DIE DROHENDE STRAFVERSETZUNG AUFGRUND DES FÜNFTEN MOTORS:

Ricciardo: Wir haben ausführlich darüber gesprochen, die Strafe jetzt in Kauf zu nehmen. Es ist noch nicht zu hundert Prozent sicher, aber sehr wahrscheinlich. Die Entscheidung wird am Donnerstag fallen. Unsere Überlegung gehen auch in Richtung der nächsten Rennen in Silverstone und Budapest. Das sind zwei Strecken, die uns generell mehr entgegenkommen. In Budapest haben wir wahrscheinlich überhaupt die besten Chancen seit Monaco auf ein gutes Resultat. Da müssen wir also sehr klug vorgehen.

...DAS RENNEN DER LEGENDEN AM SONNTAG:

Ricciardo: Ich mag diese alten Autos sehr. Im Dezember hatte ich die Möglichkeit, einen alten Alfa Romeo von Helmut Marko zu fahren. Das war das erste Mal, dass ich so ein altes Auto gefahren bin. Alles ist unruhig, vibriert und ist nicht besonders angenehm. Aber gerade das macht es so außergewöhnlich, auch wenn ich mit dem Ganghebel nie besonders geschickt war.

 

Andreas Terler

...IHRE MEINUNG ÜBER DEN RED BULL RING UND DIE FANS:

Ricciardo: Die Strecke ist zwar kurz, macht aber sehr viel Spaß. Vor allem der zweite und dritte Sektor haben es in sich. Da gibt es zunächst zwei schnelle Linkskurven, dann am Ende zwei schnelle Rechtskurven. In der letzten Kurve kann man schnell einmal über die Streckenbegrenzung kommen und ins Gras rutschen. Das ist mir im Vorjahr im Training passiert. Es ist eine Old-School-Strecke. Sie erinnert mich immer ein bisschen an meine Zeit in England, als ich 2009 dort Formel 3 gefahren bin.

Kvyat: Zeit, die Kühe zu beobachten hat man zwar nicht, aber der Wald und die Berge machen die Strecke schon sehr speziell. Ich erinnere mich noch gut an die Fahrerparade. Normalerweise mache ich keine Fotos, aber damals war das anders. Die Fans, die Flaggen, die ganze Stimmung - das war unglaublich. Heuer wird es hoffentlich wieder so. Bestimmt kommen auch viele Fans aus anderen Ländern wie Deutschland oder Italien.

...DIE MÖGLICHKEIT, IHRE LEDERHOSE AUSZUFÜHREN:

Ricciardo: Sie ist in meinem Koffer und wartet darauf, getragen zu werden. Das werde ich auch ganz sicher machen. Vielleicht macht sie sich ja ganz gut bei Regen.

Kvyat: Sie ist in meinem Museum in Moskau. Aber ehrlich gesagt, habe ich sie schon das eine oder andere Mal getragen. Wann, das möchte ich hier nicht verraten.

...DIE CHANCEN FÜR RED BULL RACING IN SPIELBERG:

Kvyat: Im letzten Jahr habe ich hier eines meiner besten Qualifying-Ergebnisse geschafft (Platz 7 im Toro Rosso, Anm.). In diesem Jahr kommen wir in einer schwierigen Situation hier her. Aber wir sind Kämpfer. Das Wetter sieht nicht allzu stabil aus. Alles kann passieren.

Ricciardo: Ich hasse es, das zu sagen, aber im Moment ist ein Podium einfach nicht möglich. Nicht mit dem, was uns momentan zur Verfügung steht. Diese Strecke ist einfach nicht gut für uns. Das klingt schlimm und ich will immer mit einem positiven Gefühl in ein Wochenende gehen, aber realistisch betrachtet ist das ohne Regen und viel Glück nicht machbar. Mercedes können wir nur schlagen, wenn wir wie ein Cowboy ein Lasso auswerfen, sie einfangen und bis zur letzten Runde daran ziehen (lacht).