news

Der F1-Notfallplan nach dem Reifenfiasko

Der F1-Notfallplan nach dem Reifenfiasko

Die Formel 1 hat mit einem Notfallplan die ersten Schritte gegen einen drohenden Fahrer-Boykott beim Deutschland-Grand-Prix am Sonntag eingeleitet.

Der Automobil-Weltverband (FIA) macht durch Regeländerungen den Weg zu erweiterten Testfahrten frei.

Und Pirelli will einem Medienbericht zufolge fürs erste Rennen nach dem hochgradig gefährlichen Reifen-Albtraum von Silverstone die schon vor einem Monat geplanten Veränderungen an den Pneus vornehmen.

Sicherheit hat Priorität

"Unsere Priorität ist, die Sicherheit für alle in der Formel 1 zu gewährleisten und wir glauben, dass die Vorfälle in Silverstone ernsthafte Sicherheitsbedenken für die Fahrer bedeuten", sagte FIA-Präsident Jean Todt, der für Mittwoch auf dem Nürburgring auch noch eine Krisensitzung einberufen hat.

Die FIA habe Pirelli um eine Zusicherung gebeten, dass sich die Vorfälle von Silverstone nicht im Deutschland-Rennen oder den nachfolgenden Saisonläufen wiederholen, unterstrich der Dachverband in seiner Erklärung.

Im Großbritannien-GP war es zu vier Reifenplatzern im Rennen gekommen, dabei waren großflächige Gummifetzen durch die Luft geflogen.

Kevlar statt Stahlband

Der britischen Zeitung "The Telegraph" zufolge will Pirelli auf die Schnelle die Reifen bringen, die eigentlich schon für das Kanada-Rennen am 9. Juni vorgesehen waren. Die Einführung scheiterte damals am notwendigen einstimmigen Votum. Auch dies ist nun kein Hindernis mehr: Die FIA will den entsprechenden Passus - Artikel 12.6.3 - im Technischen Regelwerk kurzerhand ändern.

Dabei soll ein Stahlband in der Innenschulter der Reifen wieder durch Kevlar ersetzt werden. Das Stahlband heizt sich mehr auf als Kevlar. Die Temperaturen übertragen sich auf die Lauffläche der Reifen, wodurch es zur sogenannten Delaminierung kam.

Dabei löst sich die Gummifläche. Ob dies allerdings der Grund dafür war, dass in Silverstone bei vier Autos im Rennen der linke Hinterreifen platzte und großflächige Gummifetzen durch die Luft geschleudert wurden, ist offen.

Offene Tests ohne Mercedes

Zudem dürfen beim eigentlichen Nachwuchsfahrer-Test vom 17. bis 19. Juli auf dem Kurs in England auch Sebastian Vettel & Co., sprich die Stammpiloten, hinters Steuer.

Dazu wird Paragraf 22.4. der Sporting Regulations modifiziert. Die FIA behält sich auch noch vor, die Testfahrten um einen Tag zu verlängern.

Der deutsche Mercedes-Rennstall wird an Tests allerdings nicht teilnehmen dürfen. Das Team um den Silverstone-Sieger Nico Rosberg war wegen eines Privattests für Exklusiv-Ausrüster Pirelli Mitte Mai von den sogenannten "Young-Driver-Tests" ausgeschlossen worden. Die Silberpfeile hätten nun im "Interesse des Sports" akzeptiert, weiterhin nicht bei den Zusatzfahrten auf die Strecke zu gehen.

"Russisch Roulette"

Nach dem monatelangen Diskussionen um die Reifen mit Machtkämpfen der Teams hinter den Kulissen hat der Albtraum von Silverstone offensichtlich alle Beteiligten aufgeschreckt.

Vettels Red-Bull-Teamkollege Mark Webber sprach von "Russischem Roulette", FIA-Rennleiter Charlie Whiting war kurz vorm Rennabbruch.

Sogar Boykottdrohungen der Fahrer für das Rennen am Sonntag auf dem Nürburgring wurden laut.