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Horner: "Daniel und Seb waren in einer eigenen Liga"

Horner:

"Noch haben wir eine kleine Chance", sagte Sebastian Vettel.

Nach seinem dritten Saisonsieg beim Grand Prix von Singapur hat der Deutsche in der Weltmeisterschaft noch einmal Lunte gerochen.

Der volle Erfolg brachte dem Ferrari-Piloten Big Points, da der Weltmeister und WM-Führende Lewis Hamilton erstmals in diesem Jahr aufgeben musste. Somit trennen Vettel "nur" noch 49 Punkte vom Briten.

Angesichts der Kräfteverhältnisse beim Nachtrennen können die Roten Hoffnung schöpfen, allerdings wird die Hackordnung am kommenden Wochenende in Suzuka wohl wieder anders aussehen.

Senna nun hinter Vettel

Vettel machte genau das, was er vor der Saison angekündigt hat: Zur Stelle sein, wenn die Silberpfeile Fehler machen oder Probleme haben. Gnadenlos und mit einer roboterartigen Präzision fuhr der Heppenheimer dem 42. Sieg seiner Karriere entgegen. Damit ließ er Ayrton Senna hinter sich und ist nun der dritterfolgreichste Formel-1-Pilot aller Zeiten.

"Für mich fühlt es sich nicht so an, als ob ich schon so lange dabei bin. Dass man so etwas erreicht hat und sich so vergleichen kann, macht Einen stolz. Ayrton Senna ist eine feste Größe im Rennsport", jubelte der 28-Jährige.

Phasenweise fühlte man sich an die Dominanz der erfolgreichen Red-Bull-Ära erinnert. Zwei Safety-Car-Phasen sorgten aber dafür, dass sich bis zum Ende niemand auf dem Ferrari-Kommandostand sicher sein konnte, dass der Erfolg wirklich nach Maranello geht.

"Eines meiner besten Rennen"

"Es war ein unglaublich nervenaufreibendes Rennen. Nach der ersten Safety-Car-Phase war Sebastian plötzlich langsam. Ich sagte ihm nicht, dass er die Reifen schonen sollte, aber er tat es", meinte James Allison, der technische Direktor Ferraris, gegenüber "SkySportsF1".

Das spricht für die volle Kontrolle, die Vettel in diesem Rennen hatte. Nicht umsonst sprach er auf dem Podium von "einem seiner besten Rennen". Allerdings war auch die Chance für Red Bull Racing auf einen Sieg absolut gegeben.

"Es kam viel Druck von hinten, Daniel hat ein sehr gutes Rennen gemacht", lobte Vettel seinen ehemaligen Teamkollegen. Ricciardo ärgerte sich über die Safety-Car-Phasen in Singapur. Eine davon wurde unter anderem von einem herumirrenden Zuschauer herbeigeführt, der später festgenommen wurde.

"Seb hat wahrscheinlich ein bisschen experimentiert. Beim Start zog er davon, merkte aber, dass ich gegen Ende des Stints näher kam", so der Australier. Nach dem Unfall zwischen Massa und Hülkenberg kamen beide gleichzeitig an die Box. Die Chance auf einen Undercut war dahin.

Horner hadert mit Safety-Car-Phasen

"Im zweiten Stint nach der ersten Safety-Car-Phase verhielt er sich anders. Sein Tempo war aber gut. Ich glaube, wir hatten heute die schnellsten Autos", meinte Ricciardo, der sich über sein bestes Saisonergebnis freuen durfte und die schnellste Rennrunde fuhr.

Ähnlich zwiegespalten fällt die Analyse von RBR-Teamchef Christian Horner aus: "Daniel und Seb waren heute in einer eigenen Liga. Die Safetycars haben uns nicht geholfen. Am Ende der Stints waren wir besser. Ich sage nicht, dass wir sie sicher geschlagen hätten, aber wir wären ihnen gefährlich nahe gekommen."

Weit weg vom Sieg war an diesem Wochenende Mercedes. Bis zum Qualifying dachte sich die Konkurrenz, das Weltmeisterteam würde nur bluffen. Doch mehr war nicht möglich.

Zum ersten Mal seit dem GP von Belgien im Vorjahr schied Hamilton aus. Schuld war der "Turbodruckverlust wegen einer defekten Klemme zwischen Ladeluftkühler und Luftsammler", wie das Team via Twitter bekanntgab.

Rätselraten bei Mercedes

"Das Fahrgefühl war bis dahin fantastisch. Der Speed war da, ich hatte das Potenzial, um das Rennen zu gewinnen", meinte der Weltmeister.

Er habe nur auf den Moment gewartet, in dem er angreifen konnte.

Doch stattdessen verlor er an Leistung, wurde durchgereicht und gab daraufhin auf.

Auch Rosberg mit Problemen

Großes Kapital vermochte Nico Rosberg aus dem Ausfall seines Teamkollegen nicht zu schlagen. Mit Platz vier betrieb er lediglich Schadensbegrenzung.

Zunächst schien sogar unsicher, ob der Deutsche überhaupt starten könne, da ihm der Motor am Weg in die Startaufstellung mehrfach abstarb. Danach war der extreme Abbau der Reifen schuld daran, dass Rosberg das Podium nicht in Angriff nehmen konnte.

Sorgen um eine schwindende Überlegenheit von Mercedes in dieser Saison machte er sich nach dem zweiten Podium in dieser Saison ohne Silberpfeil-Piloten jedoch nicht: "In den letzten Rennen waren wir so dominant, daher wird sich nach einem Rennen nicht alles ändern."

Wolff: "Sie sind in der WM jetzt ein Gegner"

Allerdings gibt das Wochenende auch zu denken: "Ich denke, das hier war eine Anomalie. Aber die Gefahr ist natürlich da. Und das größte Problem ist, dass wir nicht verstehen, warum es so ist."

Teamchef Toto Wolff sprach im ORF-Interview daher von einem "charakterbildenden Wochenende" und erkennt in Ferrari eine ernstzunehmende Titel-Konkurrenz: "Sie sind jetzt sowohl in der Fahrer- als auch in der Konstrukteurs-WM ein Gegner." In der Team-Wertung fehlen Ferrari allerdings noch satte 153 Zähler auf die Silberpfeile.

Kommende Woche in Suzuka wird vermutlich wieder alles beim Alten sein. Und falls nicht, ist wohl Vettel jener Pilot, der als erster zur Stelle sein wird.