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Extreme Dominanz und ein Bauchfleck mit Ansage

Extreme Dominanz und ein Bauchfleck mit Ansage

Beeindruckende Zahlen dominieren den Samstag des ersten Formel-1-Qualifyings des Jahres.

An der Spitze thront - wenig überraschend - der Weltmeister: Lewis Hamilton, der sich in den Freitags-Trainings noch etwas zurückhielt, brennt in Q3 eine fulminante Bestzeit in den Asphalt um den Albert Park.

Er liegt fast sechs Zehntel vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg. Seit dem Rennen in China 2014 konnte der Brite seinen Widersacher nicht mehr so klar distanzieren.

Beängstigend groß auch der Respektabstand der silbernen Konkurrenz. Felipe Massa im Williams weist einen Rückstand von beinahe 1,4 Sekunden auf.

Aber nicht nur vorne sorgen die Rückstände für große Augen. Dem McLaren-Honda-Duo Jenson Button und Kevin Magnussen fehlen sage und schreibe fünf Sekunden auf die vordersten Plätze.

Die gesammelten Erkenntnisse und Stimmen des ersten Quali-Härtetests:

  • "DER ZEITABSTAND IST UNGLAUBLICH"

So eine Packung für den Rest der Formel-1-Welt kommt selbst für die Mercedes-Verantwortlichen überraschend. "Der Zeitabstand ist unglaublich und das Team hat perfekte Arbeit geleistet", jubelt der Aufsichtsrats-Vorsitzende Niki Lauda. Dass der Champion von Beginn an dermaßen in Form ist, überrascht den Österreicher aber nicht: "Lewis ist Lewis. Er bringt seine Leistung einfach auf den Punkt." Der Brite gibt die Dankesworte umgehend an das Team zurück: "Letztes Jahr war es das beste Auto, das ich je gefahren bin. Und jetzt ist das schon wieder so", sagt er bei "Sky Sports F1". Vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg zeigt er sich aber gewarnt: "Er hat im Winter verdammt hart gearbeitet. Ich muss erwarten, dass er schnell ist." Der Deutsche macht sich selbst nicht allzu viel aus dem vergeigten Qualifying: "Der Speed war da, aber ich habe die Sektoren nicht so zusammenbekommen. Morgen ist ein anderer Tag, daher bin ich guter Dinge." Schuld an der fehlerhaften Performance von Rosberg soll laut Motorsportchef Toto Wolff auch der drehende Wind gewesen sein.

  • "DAS IST NUR DER ANFANG"

Im Team-Duell um den Titel "Best of the Rest" gelingt Williams am Samstag das 1:0 gegen Ferrari. Felipe Massa fliegt auf seinem letzten Versuch zu seiner besten Runde des Tages und krallt sich den dritten Startplatz. Auch der Brasilianer hat mit dem Wind zu kämpfen: "Man kann sich so leicht verbremsen. Das ist mir glücklicherweise nicht passiert." Der riesige Abstand auf Mercedes ist dem Routinier klarerweise ein Dorn im Auge: "Sie fahren in einer anderen Klasse als die Konkurrenz. Wir arbeiten daran und versuchen, so viele Upgrades wie möglich zu bringen - das ist nur der Anfang." Das Ende des Wochenendes ist hoffentlich nicht für Valtteri Bottas gekommen, der unter starken Rückenschmerzen auf Rang sechs fährt, aber um seinen Start bangen muss. "Wir haben uns seinen Sitz angesehen, aber da war nichts kaputt. Wir wissen nicht, ob er sich den Rücken gestoßen hat", rätselt Chefingenieur Rob Smedley.

  • "PODIUM SOLLTE UNSER ZIEL SEIN"

Ferrari gibt mit den Startplätzen vier und fünf ein ordentliches Statement ab. Neuzugang Sebastian Vettel, der schon am Freitag eine starken Eindruck machte, erwartet einen harten Kampf hinter Krösus Mercedes: "Wir haben in allen Sessions bewiesen, dass wir stark genug sind, um für das Podium zu kämpfen. Es ist realistisch und sollte auch unser Ziel sein", gibt er die Marschrichtung für Sonntag vor. Dass es nicht für Platz drei gereicht hat, wurmt den Perfektionisten Vettel: "Ich bin mit dem ersten Run nicht ganz glücklich. Da hatte ich eine Ecke drin. Das ist bitter, denn es hätte für Platz drei gereicht." Beinahe wortgleich klingt das Resümee von Kimi Räikkönen. "Ich hatte einen ziemlich großen Fehler in Kurve drei, der mich drei Zehntel gekostet hat. Der Rest der Runde war ziemlich gut. Ich hätte auf P3 sein sollen." Kriegen die beiden ihren Boliden am Sonntag ganz in den Griff, wird Ferrari bestimmt ein heißer Kandidat auf das Podest, da man vor allem bei den Longruns am Freitag überzeugen konnte.

  • "SCHEINT HIER BESONDERS SCHLIMM ZU SEIN"

Während Ferrari einen Schritt nach vorne macht, geht es für Red Bull Racing rückwärts. Daniel Ricciardo kämpft sich immerhin auf Platz sieben, Daniil Kvyat belegt nur Rang 13. "Das ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass wir am Freitag nicht so viel fahren konnten", versucht Teamchef Christian Horner bei "Sky Sports F1" zu erklären. Schuld sei vor allem der Antrieb aus dem Hause Renault: "Die Fahrer haben große Probleme in langsamen Kurven, weil sie kein Gefühl für das Gaspedal aufbauen können. Ich denke, wir haben alles probiert, doch hier scheint es besonders schlimm zu sein." Zwei Sekunden fehlen Ricciardo, dem dreifachen Rennsieger aus dem Vorjahr, auf die Bestzeit von Hamilton: "Es ist zwar nur der siebte Platz, aber so wie das Wochenende bisher gelaufen ist, können wir damit zufrieden sein." Kvyat leidet unter den Motor-Problemen noch stärker. Ihm merkt man die fehlende Erfahrung mit seinem neuen Boliden noch an. Kurios ist aber, dass das Schwestern-Team Toro Rosso mit dem gleichen Motor nicht so große Schwierigkeiten (8. Sainz, 12. Verstappen) hat. Horner dazu: "Sie haben ähnliche Mappings wie wir. Ihre Fahrer beschweren sich ebenfalls über solche Probleme."

  • "WERDEN HEFTIG KRITISIERT WERDEN"

Weiter nach hinten geht es nicht mehr: Da Manor nicht rechtzeitig mit seinem Auto fertig wurde, ist die letzte Startreihe McLaren-Honda vorbehalten. Das gab es seit der Gründung des Rennstalls in der Formel 1 noch nie! 2009 belegten Heikki Kovalainen und Lewis Hamilton in Brasilien die gleichen Positionen, hatten aber noch Nick Heidfeld (BMW-Sauber) und Giancarlo Fisichella (Ferrari) hinter sich. Kommt das Ergebnis überraschend? Ganz und gar nicht. "Uns war klar, dass wir hier nicht konkurrenzfähig sein werden", gibt Jenson Button zu. Die Leistung des Autos wurde zudem bewusst gedrosselt, um Motorschäden zu vermeiden. "Zu Beginn der Saison Motoren zu verheizen, wäre nicht schlau", so Boss Ron Dennis. Der größte Erfolg am Sonntag wäre, ins Ziel zu kommen, immerhin hat man in der Vorbereitung keine gesamte Renndistanz am Stück zurücklegen können. Auch danach wird man Geduld haben müssen. "Wir werden in der Anfangsphase der Saison sicherlich heftig kritisiert werden, aber wir wissen, wie man gewinnt und haben volles Vetrauen in die Fähigkeiten von Honda", stellt Dennis klar, der in Erinnerung ruft, wie oft Honda schon bewiesen hat, wie man einen erfolgreichen Antrieb baut. Allerdings mit der Anmerkung: "Dieses Mal wird es vielleicht etwas länger dauern, als es uns lieb ist."