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Ecclestone träumt von einer Formel 1 der Frauen

Ecclestone träumt von einer Formel 1 der Frauen

Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone hat sich wieder einmal etwas Neues einfallen lassen. Der zuweilen kauzige 84-Jährige sorgt sich um die Attraktivität seines Premium-Produktes und liefert einen möglichen Ansatz, dies zu ändern.

Künftig soll es eine eigene WM-Wertung für Frauen im Rahmen des Rennwochenendes geben. Denkbar sei es, dass die Rennen vor der Qualifikation am Samstag oder vor dem Rennen am Sonntag stattfinden könnten.

Auch ein Vorziehen der Qualifikation auf den Freitag und eine Einführung je eines Sprintrennens für Frauen und Männer hält der Brite für denkbar.

"Für den Moment ist das nur ein Gedanke, aber ich denke es wäre super für die Formel 1 und das gesamte Grand-Prix-Wochenende", so Ecclestone gegenüber dem "Guardian".

"Ich denke, es wäre eine gute Idee den Frauen ein Schaufenster zu geben. Aus irgendeinem Grund schaffen es die Frauen bisher nicht bis ganz oben - und das liegt nicht daran, dass wir das nicht wollen. Natürlich wollen wir sie, weil sie jede Menge Aufmerksamkeit und wahrscheinlich auch Sponsoren anziehen würden."

Ein LAOLA1-Überblick über mögliche Kandidatinnen und Motorsport-Heldinnen:

MARIA TERESA DE FILIPPIS:

MARIA TERESA DE FILIPPIS:

Die Italienerin war die erste Frau am Steuer eines Formel-1-Wagens. Sie ging 1958 und 1959 in einem Maserati 250F und einem Behra-Porsche RSK an den Start. Bei drei ihrer insgesamt fünf Antritte schaffte sie es, sich für das Rennen zu qualifizieren, ins Ziel kam sie aber nur ein einziges Mal - beim Großen Preis von Belgien wurde sie 1958 Zehnte.

Beim Rennen in Frankreich wurde ihr vom Rennleiter der Start verweigert. Er soll zu ihr gesagt haben, dass der einzige Helm, den eine Frau tragen sollte, der Haartrockner beim Friseur sei.

Nach ihr dauerte es über 15 Jahre, bis die nächste Frau die Chance bekam, sich in der Formel 1 zu beweisen. In Erinnerung bleibt sie nicht wegen ihrer überschaubaren sportlichen Leistungen, sondern weil sie sich mit ihrer Teilnahme gegen den damaligen Zeitgeist stellte und sich in einem frauenfeindlichen Umfeld beweisen wollte.


Die bisherigen fünf Frauen in der Geschichte der Formel 1:

LELLA LOMBARDI:

LELLA LOMBARDI:
Die Italienerin ging zwischen 1974 und 1976 für Brabham, March und Williams an den Start. Bei ihren 17 Antritten qualifizierte sie sich zwölf Mal für das Rennen. Sie ist bis heute die einzige Frau die jemals in die Punkteränge fahren konnte.

Beim Großen Preis von Spanien 1975, der damals auf dem Circuit de Montjuic, einer temporären Rennstrecke in Barcelona, ausgetragen wurde, gab es von Anfang an große Probleme mit den Sicherheitsvorkehrungen.

Die Fahrer streikten im Vorfeld und wurden zum Fahren gezwungen, lediglich Emerson Fittipaldi weigerte sich. Es war ein ausfallreiches Rennen, bei dem es in Runde 25 zur Katastrophe kam. Der führende Rolf Stommelen verunfallte, fünf Zuseher starben in Folge des Crashs.

Das Rennen wurde vier Runden später abgebrochen, Lella Lombardi, die zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Runden Rückstand hatte, belegte Rang sechs und erhielt einen halben WM-Punkt, da die Hälfte des Rennens noch nicht erreicht worden war.

Lombardi stieg später in den Sportwagenbereich um und wurde einmal Neunte in Le Mans. Sie trat 1988 zurück und verstarb 1992 im Alter von nur 50 Jahren.

DIVINA GALICA:

DIVINA GALICA:
Die Britin ist ein sportliches Multitalent und vertrat Großbritannien bei den Olympischen Winterspielen 1964, 1968 und 1972. Bei den letzten beiden Großereignissen fuhr sie im Riesenslalom jeweils unter die besten Zehn. Eine Zeit lang hielt sie auch den nationalen Rekord im Speed-Ski-Fahren.

Bei einem Prominenten-Rennen wurde man auf ihr Talent am Steuer aufmerksam. Sie durchlief danach mehrere Nachwuchsklassen und trat schlussendlich 1976 und 1978 bei insgesamt drei Formel-1-Rennen an - scheiterte aber jeweils in der Qualifikation.

DESIRÉ WILSON:

Die Südafrikanerin dominierte die Nachwuchsklassen in ihrem Heimatland und fuhr auch in den europäischen Serien vorne mit. 1980 trat sie einmalig in Brands Hatch für Williams an, scheiterte aber an der Qualifikation. Sie fuhr später Sportwagen und erreichte unter anderem einen siebten Platz in Le Mans.

GIOVANNA AMATI:

GIOVANNA AMATI:

Die Italienerin war 1992 die bisher letzte Frau in der Formel 1. Sie bestritt die ersten drei Rennen der Saison für Brabham, konnte sich aber nie qualifizieren.

Ihr Cockpit übernahm danach ein gewisser Damon Hill - doch auch der spätere Weltmeister schaffte es nur zwei Mal sich zu qualifizieren und platzierte sich dabei am Ende des Feldes. Sie fuhr später Sportwagen und arbeitet nun als Motorsport-Expertin für TV und Print.

Bekanntheit erlangte sie nicht nur mit ihren sportlichen Erfolgen, sondern auch durch einen spektakulären Entführungsfall. Amati stammt aus einer wohlhabenden Familie und musste 1978 um rund eine Million Dollar aus der Hand ihrer Entführer freigekauft werden. Der Anführer der Gruppe wurde später verhaftet, nachdem er erneut Kontakt zu ihr aufgenommen hatte, und wurde zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt.

Weitere Frauen mit Kontakt zur Formel 1:

CARMEN JORDÁ:

CARMEN JORDÁ:

Die 26-jährige Spanierin ist seit dieser Saison Entwicklungsfahrerin bei Lotus. Sie selbst behauptet standhaft, dass dies an ihrer sportlichen Qualifikation läge, doch mit einem Blick in ihre Vergangenheit scheint dies mehr als zweifelhaft.

Zwar nahm Jordá im letzten Jahr an der GP3-Meisterschaft teil, der immer wieder hochtalentierte Fahrer entwachsen, die später in der Formel 1 landen, doch ihr Abschneiden war eher überschaubar. Zwei 17. Plätze stehen als beste Platzierungen zu Buche.

Jetzt könnte man denken, dass mit dem Auto vielleicht nicht mehr drinnen war - blöderweise wurde sie aber zwei Veranstaltungen (vier Rennen) vor Schluss vom jungen Briten Dean Stoneman abgelöst, der auf Anhieb zwei Rennen gewann, einmal Zweiter wurde und einmal nicht ins Ziel kam.

Dass Carmen Jordá, die inzwischen als "Lotus-Blüte" veräppelt wird, sich einmal in der Formel 1 wiederfindet, darf mehr als nur bezweifelt werden.

SUSIE WOLFF:

SUSIE WOLFF:

Susie Wolff hat sich längst als Testfahrerin bei Williams behauptet und hat sogar schon an dem ein oder anderen Freitagstraining teilgenommen.

Umso enttäuschender muss es für die Schottin gewesen sein, als Teamchefin Claire Williams nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Valtteri Bottas zu Protokoll gab: "Susie ist nur unsere Testfahrerin." Einen Renneinsatz traut man ihr bei Williams offenbar nicht zu. Inzwischen wurde auch eine Verpflichtung des F1-erprobten Deutschen Adrian Sutil als Ersatzfahrer bekannt gegeben.

Wer sich die Leistungen von Susie Wolff in der DTM vor Augen hält, darf sich darüber aber auch nicht wundern, denn in 72 Rennen holte die 32-Jährige gerade einmal vier Punkte.

Obwohl sich auch F1-Größen wie David Coulthard oder Jean Alesi in der DTM sehr schwer getan haben, hat man damit keine Chance gegen aufstrebende junge Talente, die in der Regel die F1-Cockpits bekommen.

SIMONA DE SILVESTRO:

SIMONA DE SILVESTRO:

Die Schweizerin war in der Saison 2014 Testfahrerin bei Sauber und tritt heuer für Andretti-Autosport wieder in der IndyCar-Serie an. Dort feierte die 26-Jährige auch ihre bisher größten Erfolge.

2013 fuhr sie in Houston auf das Podest und sicherte sich mit zahlreichen Top-10 Platzierungen den 13. Platz in der Gesamtwertung.

De Silvestro hat von allen Frauen im Umfeld der Formel 1 die wohl realistischste Chance auf ein Cockpit, was ihr aber fehlt, ist ein potenter Sponsor an ihrer Seite. Die Geldsorgen des Sauber-Teams verhinderten auch eine weitere Saison als Testfahrerin.

DANICA PATRICK:

DANICA PATRICK:

Gleich vorne weg - die Chancen, dass sich die 33-Jährige noch in das Abenteuer Formel 1 stürzt sind eher gering. Dennoch wird sie immer wieder mit der Königsklasse in Verbindung gebracht.

Das liegt einerseits daran, dass sie die wohl erfolgreichste aktive Frau im Motorsport ist (zumindest was den "Mainstream" angeht) und andererseits daran, dass ihre Vermarktung der eines Superstars entspricht. Wem es gelingt, sie zu verpflichten, dem ist die Aufmerksamkeit auf dem US-Markt sicher.

Patrick, die 2008 ein IndyCar-Rennen gewinnen konnte, klassierte sich sechs Jahre in Folge in den Top 10 der Gesamtwertung und brachte ihre männlichen Konkurrenten ordentlich ins Schwitzen.

Sie sollte für Honda ein F1-Auto testen, doch der abrupte Ausstieg der Japaner im Jahr 2008 machte den Plan zunichte. Bernie Ecclestone selbst sprach in den Folgejahren aber immer davon, dass er Patrick mit Kusshand in der Formel 1 begrüßen würde.

MARIA DE VILLOTA:

MARIA DE VILLOTA:

Die Spanierin war Testfahrerin beim Marussia-Team. 2012 zog sie sich bei einem Testunfall schwerste Kopfverletzungen zu. Ein Jahr später verstarb sie leider viel zu früh, im Alter von nur 33 Jahren.

KATHERINE LEGGE:

War wie Susie Wolff in der DTM unterwegs, konnte aber in zwei vollen Saisonen keinen einzigen Punkt holen. 2005 bestritt sie einen Test für Minardi.

SARAH FISHER:

Die US-Amerikanerin war jahrelang in der IndyCar-Serie unterwegs und konnte auch auf das Podest fahren. 2002 fuhr sie auf Einladung von McLaren einen Test in Indianapolis. 2010 beendete sie ihre Karriere.

Fazit

Die Formel 1 ist zurzeit so umkämpft wie selten zuvor, man braucht nicht nur das nötige Talent, sondern auch das nötige Kleingeld um an ein Cockpit zu gelangen.

Mit Danica Patrick und Simona de Silvestro gibt es zwei Kandidatinnen, denen man diesen Sprung zutrauen würde, doch realistisch betrachtet werden wir so schnell keine Frau in der Formel 1 sehen.

Eine eigene Frauen-Serie würde wohl nicht viel Gutes mit sich bringen, denn die Dichte an qualifizierten Pilotinnen ist nicht gegeben und die etablierten Frauen, wie etwa Susie Wolff, äußern sich kritisch zu solchen Vorschlägen. Es könnte also passieren, dass es eine Frauen-Wertung gibt, in der die besten Frauen gar nicht mitfahren wollen.

Auch wenn bisher keine Frau in der Formel 1 Erfolg hatte, muss man klar unterstreichen, dass im Motorsport nicht das Geschlecht entscheidet.

Ein Verweis auf den Rallye-Sport bietet sich an, wo Jutta Kleinschmidt 2001 als erste Frau die Rallye Dakar - die wohl härteste der Welt - gewinnen konnte und Michèle Mouton Mitte der Achtziger Jahre ihre männlichen Kontrahenten in der Rallye-Weltmeisterschaft das Fürchten lernte.

Genauso wie es einen Michael Schumacher brauchte, um Deutschland für die Formel 1 zu begeistern, braucht es ein weibliches Ausnahmetalent, um die Frauenwelt stärker an den Motorsport, im speziellen an die Formel 1, zu binden.

Die Frage ist nicht, ob das passiert, sondern lediglich wann.