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Proteste bleiben, Ecclestone uneinsichtig

Proteste bleiben, Ecclestone uneinsichtig

Die Formel-1-Karawane zieht weiter, rund um die Wüste von Sakhir dürften Unruhen und Proteste aber bleiben.

Die Königsklasse des Motorsports hat den umstrittenen Grand Prix von Bahrain wieder auf ihre Weise hinter sich gebracht.

In der Glitzerwelt war für Bilder von brennenden Reifen nicht viel Platz.

Traumwelt

Die Highways zur Strecke waren mit Fähnchen und Lampen dekoriert, der Bahrain International Circuit präsentierte sich wie immer in einem Top-Zustand; um das Wohl der Gäste wurde sich redlichst bemüht, eigentlich war die Traumwelt Formel 1 perfekt.

"Alles, was uns hier betrifft, da schaut die Organisation, dass es uns hier gut geht und wir uns auf den Sport konzentrieren können", sagte Weltmeister Sebastian Vettel.

Der Red-Bull-Star räumte aber auch ein: "Was drumherum passiert, ist natürlich nicht schön. Das kriegt man natürlich mit."

Scharfe Kritik

Klarere Statements gab es aber nicht. Für Teams und Fahrer, die an Verträge mit Sponsoren gebunden sind, sind derartige politische Stellungnahmen heikel.

Der Internationale Automobilverband (FIA) und das Formula One Management (FOM) hatten zudem den Kurs vorgegeben und in einem gemeinsamen Statement die positive Kraft des Sports beschworen: Man sei überzeugt, dass das Rennen dazu beitragen könne, einige der Probleme zu lindern. Nur wie?

Seit über zwei Jahren kommt es in dem 1,2 Millionen-Einwohner-Land zu Unruhen. 2011 war der Grand Prix nach Protesten mit Toten sogar abgesagt worden, im vergangenen Jahr fand er begleitet von scharfer Kritik statt.

Ecclestone uneinsichtig

Die Proteste der schiitischen Bevölkerungsmehrheit des Landes richten sich gegen das sunnitische Königshaus.

Die Opposition fordert Reformen und die Freilassung von politischen Gefangenen.Zwei Tage vor dem Rennen hatten Zehntausende friedlich in der Hauptstadt Manama rund eine halbe Autostunde vom Kurs entfernt demonstriert.

Doch kommt es auch immer wieder zu Zusammenstößen mit der Polizei. Brennende Reifen und Tränengas sind keine Seltenheit. Der scharfen Kritik von Menschenrechtsorganisationen und Aktivisten an der Lage in dem Königreich entgegnete Formel-1-Chef Bernie Ecclestone: "Ich denke, jeder, der wirklich über Menschenrechte reden möchte, sollte vielleicht mal nach Syrien gehen."

Schein trügt

Manche seien für das Rennen, manche dagegen, "zumindest in diesen Zeiten", sagte ein ehemaliger Sportjournalist des Landes in einem Interview der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".

"Warum? Weil sie wissen, dass die Formel 1 von aller Welt gesehen wird, und weil sie fürchten, dass so eine Veranstaltung den Eindruck erweckt, alles sei in Ordnung in Bahrain. Das ist es aber nicht", erklärte der 39-jährige Faisal Hyat, der nach einer Festnahme seinen Beruf nicht mehr ausübt. Sport solle die Leute erfreuen.

"Aber die Formel 1 reißt eine Wunde auf bei uns."

Die Karawane zieht weiter

Niemand würde sagen, dass sie perfekt seien, beteuerte Kronprinz Salman bin Hamad al-Khalifa bei einem seiner Rundgänge im Fahrerlager des Bahrain International Circuits.

77 Prozent der Bahrainer würden hinter dem Rennen stehen, 90 Prozent würden an einen wirtschaftlichen Erfolg glauben.

Regierungssprecherin Samira Rajab rechnete vor, dass die Veranstaltung 3.000 temporäre Jobs bringe und mehr als 100.000 Besucher in die Region locke. Die Formel-1-Karawane zieht aber spätestens am Montag schon wieder weiter.