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Mat Rebeaud und die Angst vor dem Nichtstun

Mat Rebeaud und die Angst vor dem Nichtstun
Immer wieder schaut Mat Rebaud auf die bunte „swatch“ an seinem Handgelenk.

Aber die Zeit will deshalb nicht schneller vergehen.

Der Schweizer würde so gerne, aber er darf nicht. Zumindest nicht so, wie er das möchte.

Er muss tun, wie die Ärzte sagen – und deren Rat befolgen: Ruhe geben, nicht übertreiben.

Wie ein Nichtschwimmer-Fisch

Aber das einem Extremsportler erklären, das ist in etwa so, als würde man einen Fisch darauf abrichten, nicht mehr zu schwimmen.

Seit zweieinhalb Monaten ist Rebeaud, der sich bei einem Sturz im Training das Bein brach, außer Gefecht.

Freestyle macht der X-Fighters World Champion der Saison 2008 im Moment nur auf seinen Krücken.

Exklusiv im LAOLA1-Interview spricht der Motocrosser über den harten Weg zurück, seinen Umgang mit Verletzungen und welchen Wunsch er an Dietrich Mateschitz hat.


LAOLA1: Während deine Kollegen durch die Lüfte fliegen, gehörst du verletzungsbedingt zum Bodenpersonal. Wie stark juckt es schon im Gasfinger?

Mat Rebeaud: Ich bin jetzt zweieinhalb Monate zum Zuschauen verdammt, das ist schon eine harte Zeit. Natürlich will ich so schnell wie möglich zurück auf meine KTM. Aber zum Glück geht es mit der Reha gut voran und ich hoffe, dass ich die Krücken schon bald los werde.

LAOLA1: Was ist genau passiert?

Rebeaud: Ich habe für die neue X-Fighters Saison trainiert, war in der Schnitzelgrube. Ich habe bei einem neuen Trick in der Luft mein Bike verloren, bin dann im Foam-Pit voll auf die KTM geknallt. Dabei habe ich mir dann das Bein gebrochen.

LAOLA1: Man hört immer wieder von Unfällen und Verletzungen in der Foam-Pit, die ja eigentlich der Sicherheit dienen sollte?

Rebeaud: Es ist ein bisschen wie mit dem Wasser und dem Surfen. Wenn du auf einer Welle reinfällst und das Board trotzdem kontrollieren kannst, passiert dir nichts. Im Foam-Pit bist du safe, wenn du mit dem Bike landest. Aber wenn sich das Motorrad verabschiedet, dann tut es meistens weh!

LAOLA1: Du hast eingangs gemeint, dass die Rehabilitation gut verläuft. Wann können wir dich wieder in Aktion sehen?

Rebeaud: Das Comeback ist für den X-Fighters Event in Madrid geplant, das sollte sich ausgehen. Dort werde ich sehen, wo ich stehe. Mein großes Ziel sind dann die X-Games im August, bis dahin will ich wieder ganz der Alte sein.

LAOLA1: Du warst als TV-Experte bei einigen Contests im Einsatz, aber das ist wahrscheinlich nur ein kleiner Trost wenigstens dabei zu sein?

Rebeaud: Nichts tun ist gar nicht so einfach. Normalerweise bin ich das ganze Jahr über auf Reisen, ständig unterwegs. Aber wenn du plötzlich Ruhe geben musst, von einem Tag auf den anderen, dann fällt man in ein kleines Loch. Aber als Freestyle-Motocrosser ist man an diese Zwangspausen gewöhnt.

LAOLA1: Das fällt dann wohl unter Berufsrisiko?


Rebeaud: Ja, aber ich blende meine Verletzungen aus. Was bringt es mir, wenn ich ständig darüber nachdenke, was ich mir schon gebrochen habe. Ich schaue lieber nach vorne und da kommen einige tolle Dinge auf mich zu.

LAOLA1: Zum Beispiel die X-Games. Welchen Stellenwert hat die Extremsport-Olympiade für das Freestyle-Motocross?

Rebeaud: In unserem Sport gibt es zwei Dinge, die zählen: X-Fighters und X-Games! In Europa sind die X-Games vielleicht noch nicht so groß, aber in den USA drehen die Leute komplett durch. Ich habe in Los Angeles die Chance, eine eigentlich ruinierte Saison doch noch zu retten. Das werde ich versuchen!

LAOLA1: Wie zufrieden bist du mit der Entwicklung der X-Fighters-Serie?

Rebeaud: Es wächst und wächst und wächst, die Events werden von Jahr zu Jahr größer. In dieser Saison sind wir beim Finale in Australien! Freestyle-Motocross entwickelt sich, das Ende ist noch lange nicht erreicht.

LAOLA1: Vor deiner Verletzung hast du an neuen Tricks gearbeitet. Kannst du uns verraten, in welche Richtung das ging?

Rebeaud: Ich habe mich an den Volt rangetastet, das ist ein Body Varial. Robbie Maddison hat den Trick im Vorjahr in Madrid zum ersten Mal gezeigt und damit gewonnen. Eigentlich ist es nicht schwer, aber wenn du nicht mehr zurück auf dein Bike kommst, dann hast du ein Problem.

LAOLA1: Nach Backflip und Double-Backflip dreht sich jetzt alles um den Body Varial in den verschiedensten Formen. Und was kommt dann?

Rebeaud (lacht): Wenn ich das nur wüsste! Im Moment geht es vor allem darum, die bestehenden Tricks noch perfekter zu machen. Also verschiedene Backflip-Variationen, beim Varial hat man auch einige Möglichkeiten. In erster Linie muss man aber heute darauf schauen, dass man das Maximum aus den Kursen rausholt.

LAOLA1: Wer hat das in dieser Saison bislang am Besten geschafft?

Rebeaud: Dany Torres ist beim Saisonauftakt in den Vereinigten Arabischen Emiraten sensationell gefahren, aber dann hat er sich in Brasilien leider verletzt. Hoffentlich wird er bis Rom wieder fit, dann könnte er durchaus noch ein Wörtchen um den WM-Titel mitreden.

LAOLA1: Und wen hast du noch auf der Rechnung?

Rebeaud: Ich habe eigentlich ganz stark mit Levi Sherwood gerechnet. Er war verdammt gut drauf, hatte in dieser Saison bei den Events aber noch keinen sauberen Run. Leider hat er sich bei der Nitro Circus Show in Las Vegas verletzt und fällt mehrere Monate aus.

LAOLA1: Auf den After-Contest-Parties wird man Levi aber wahrscheinlich trotzdem regelmäßig weltmeisterlich feiern sehen. Warum können Freestyle-Motocrosser so gut abfeiern?

Rebeaud: Nach so einem großen Event wie den X-Fighters bist du voller Adrenalin. Dann fällt der Stress, der ganze Druck ab. Ein bisschen Alkohol, manchmal auch ein bisschen mehr, und schon geht die Party ab. Eigentlich müsste man ja müde sein, aber man ist trotz der Strapazen voller Energie.

LAOLA1: Apropos Energie: Du wirst vom Energy-Riesen Red Bull gesponsert. Wenn dir Dietrich Mateschitz einen sportlichen Wunsch abseits des MotoX erfüllen könnte, welcher wäre das?

Rebeaud: Also wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich eine Runde im Formel-1-Auto drehen. Oder noch besser zwei oder drei. Ich liebe Motorsport und fahre gerne auch einmal schnell. Aber dafür muss ich nach Österreich kommen, weil die Schweiz ist nicht unbedingt bekannt als Motorsport-Land.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Stephan Schwabl