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Österreichs Golfverband ist gefordert

Österreichs Golfverband ist gefordert

Bernd Wiesberger hat Sport-Geschichte geschrieben. Am Ende nur österreichische. Leider.

Im Finale der PGA Championship, einem der vier größten Golf-Turniere der Welt, musste der 28-Jährige Lehrgeld zahlen. Dank seiner sensationellen Leistung an den ersten drei Tagen führte der Burgenländer als erster Österreicher ein Major-Turnier an und konnte das aufregende Gefühl inhalieren, als letzter Spieler gemeinsam mit dem Weltranglisten-Ersten ins Finale zu starten.

Allen Nörglern und Besserwissern zum Trotz erreichte der Modelathlet mit Rang 15 sein bisher bestes Resultat bei einem Top-Event. Der "Nobody aus Austria" hat sich im golfverrückten Amerika als "Börnd Wiesbörger" einen Namen gemacht und als aufstrebender Profi seine Duftmarke gesetzt.

Wie in Übersee ist Wiesberger auch hierzulande praktisch ein unbeschriebenes Blatt. Er kann unerkannt durch die Straßen von Wien spazieren. Der Golfverband hat mit dem Aufstieg des bescheidenen Oberwarters so viel zu tun, wie ein Birdie oder Eagle mit dem Tiergarten in Schönbrunn.

Wiesberger nahm sein Glück selbst in die Hand, während die Verbands-Funktionäre rund um Generalsekretär Robert Fiegl und Sportdirektor Niki Zitny ihre undurchschaubaren Machenschaften und sportpolitischen Spielchen als Oberhäupter von 100.000 heimischen Golfern, die jährlich Minimum drei Millionen Euro in die Verbandskassa einzahlen, spielen.

Der HAK-Maturant aus Oberwart marschiert indes Richtung Top 50 der Welt, der nächstbeste Österreicher muss froh sein, wenn er in der Weltrangliste den Sprung unter die ersten 1000 schafft. Dem Sport - und das ist Golf ohne Wenn und Aber - ist zu wünschen, dass die Erfolge von Wiesberger hierzulande einen Boom auslösen.

Die Verbandsspitze wiederum ist gefordert, ihre Konzepte, Finanzierungen und Pläne auf den Tisch zu legen, um sich für eine erfolgreiche, innovative Zukunft mit und nach Bernd Wiesberger zu rüsten. Derzeit schaut es in der ÖGV-Zentrale für Insider und kritische Beobachter jedenfalls ein wenig nach Diktatur, Freunderlwirtschaft und ein eher unkoordiniertes Vorgehen aus.