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Zeitlupe Rauch


Vaneks Klasse steht außer Frage

 

„Ich hab' gleich gesagt, dass der Vanek gar nicht so gut ist. Der steht nur vor dem Tor und hofft, dass man ihn abschießt.“

Sätze wie diese hört man derzeit an jedem Eishockey-affinen Stammtisch. Grund dafür ist der Erfolgslauf der Graz99ers.

Die Murstädter haben seit dem Abgang des Superstars alle Spiele gewonnen, vier an der Zahl. Sofort werden eben diese Stimmen laut, die behaupten, Vanek hätte nicht die Klasse, die ihm vorab bescheinigt wurde oder der Starspieler hätte das Mannschaftsgefüge zerschossen.

Letzteres mag sein, liegt aber nicht an Vanek selbst, sondern laut Trainer Mario Richer am Drumherum und dem Wirbel um seine Person.

„Vor Vanek waren wir ein Außenseiter, uninteressant. Dann kam ein NHL-Star und plötzlich waren wir im Rampenlicht. Das war für die Mannschaft nicht leicht. Die Halle immer voll, überall Kameras. Da fällt es schwer, sich nur auf Eishockey zu konzentrieren“, so der kanadische Head Coach gegenüber der „Kleine Zeitung“.

Sollte dies wirklich der Grund für die plötzliche Leistungssteigerung sein, dann stellt der Head Coach seiner Mannschaft ein Armutszeugnis aus. Gestandene Profis aus Übersee, von denen Graz zwölf an der Zahl im Kader hat, können nicht performen, wenn die Halle voll ist? Dann haben sie den falschen Beruf gewählt.

Ich denke, das Problem liegt eher darin, dass sich ein jeder auf die Fähigkeiten Vaneks verlassen hat. Der Starspieler wird’s schon richten. Verantwortung wurde abgeschoben. Eishockey ist ein Mannschaftssport und  ohne seine Mitspieler ist jeder noch so gute Akteur auf längere Sicht auf verlorenem Posten. Mit dem Abgang des Ausnahmekönners sehen sich nun wieder Spieler wie Greg Day, Bob Wren oder der zurückgekehrte Jean-Michel Daoust in der Pflicht. Die offensive Verantwortung wird auf mehreren Schultern verteilt und das trägt Früchte.

Den Rummel, den Richer bekrittelt, ist genau der Boost, den das Eishockey in Österreich gebraucht hat und weiterhin brauchen würde. Die Öffentlichkeit interessierte sich plötzlich für den Kufensport, die Hallen waren ausverkauft und die Medien berichteten in einer Tour vom zurückgekehrten Superstar.

Die Rückkehr nach Österreich war für den Eishockey-Sport in Österreich und die Erste Bank Eishockey Liga ein Glücksfall. Für die 99ers war es sportlich gesehen vielleicht eine Talfahrt, wobei sicher nicht die Klasse eines Thomas Vaneks, sondern eher die Einstellung und Bereitschaft seiner Mannschaftskollegen in Frage gestellt werden sollte.