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Manche sind gleicher

Video-Aufnahmen von Trainern, die Athleten zum Dopen anweisen. Doping-Jäger, die frustriert aufgeben. Ein Cheftrainer, der offenbar aktiver Akteur eines ganzen Netzwerks ist. Und dahinter politische Würdenträger, denen es offenbar nur um nationalen Stolz und etwas Glanz geht.

Die ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht“ zeichnete ein erschreckendes Bild von den dortigen Praktiken, insbesondere in der Leichtathletik. Die Aufregung im Internationalen Olympischen Komitee, das dieser Tage in Monaco tagt, sowie im Leichtathletik-Weltverband ist groß.

Die Sachlage muss zwar freilich erst gründlich untersucht werden, dennoch stellt sich bereits jetzt die Frage nach den möglichen Konsequenzen? Oder anders gefragt: Nach den realistischen Konsequenzen?

Was wiegt mehr: Sportliche Prinzipien oder persönlicher Rückhalt?

Während DOSB-Präsident Alfons Hörmann aufgrund des offensichtlich systematischen Dopings eine Hinterfragung der Sotschi-Ergebnisse in den Raum stellt, deutet eine erste Reaktion Thomas Bachs schon an, dass vom IOC nur wenig Härte zu erwarten sein wird. „Warten wir doch erst einmal ab, zu welchen Ergebnissen die Ethik-Kommissionen kommen“, tritt der IOC-Boss auf die Bremse.

Denn wie „gut“ so eine Ethik-Kommission arbeitet, zeigte nicht zuletzt jene der FIFA, welche die WM-Vergaben an Russland und Katar von den massiven Korruptions-Vorwürfen freisprach. Offenbar eine derartige Fehleinschätzung, dass sich sogar der von der FIFA dafür eingesetzte Chef-Ermittler genötigt sah, gegen die Fehl-Interpretation seines Berichts vorzugehen.

In der neuen Doping-Causa wird es nicht viel anders sein. Das IOC wird sich davor hüten, gegen Russland die selbst gepredigte Härte gegen Doping auch tatsächlich umzusetzen. Zu groß ist die Angst der obersten Funktionäre vor dem langen Arm Vladimir Putins, der tief in die höchste internationale Sportpolitik reicht. Am Ende sind manche halt doch gleicher.

Ein Kommentar von Reinhold Pühringer