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Hackmair

Hallo liebe LAOLA1-User!

Nach fünf Minuten einen Mann weniger, nach 24 schon 0:2 zurück. So erging es meiner Ex-Mannschaft am Wochenende beim Auswärtsspiel gegen die Admira. Da hast du keinen Druck mehr. Mit nur  drei Punkten nach elf Spielen allerdings schon. Lediglich Wiener Neustadt noch in Reichweite, alle anderen Teams fast schon so weit weg wie Markus Rogan von der Olympia-Medaille in London. Aber was ist Druck überhaupt und was bedeutet er für die Mannschaft respektive  für jeden einzelnen Spieler?

Mit Leistungsdruck umgehen zu können, ist eine der wesentlichsten Eigenschaften, die ein Profifußballer heutzutage mitbringen muss. Aber wie alles im Leben muss (s)ich die erst entwickeln. Nicht alle können von Natur aus so „saucool“ sein wie zum Beispiel ein David Alaba oder ein Martin Harnik. Und hier besteht meiner Meinung nach Handlungsbedarf. In Österreich arbeitet man in diesem Bereich noch viel zu wenig mit der Jugend. Junge Talente müssen bereits im Alter von 15, 16 Jahren auf alles vorbereitet werden, was sie als zukünftiger Fußballprofi erwartet. In der Ausbildung geht es hauptsächlich um die Entwicklung der Fähigkeiten, darum, Stärken zu forcieren und Schwächen auszumerzen. Wenn du aber erst einmal im Profigeschäft angekommen bist, spürst du sehr schnell die Bedeutung, diese Fähigkeiten in (positive) Ergebnisse umwandeln zu müssen. Gelingt das nicht, entsteht Druck. Und je höher dieser wird, desto augenscheinlicher wird auch, wie sehr sich Fußball im Kopf entscheidet.

Das kann im schlimmsten Fall sogar zu Depressionen (neudeutsch Burnout) führen. Bekanntestes Beispiel dafür war Sebastian Deisler, einer der begabtesten Fußballspieler Deutschlands rund um die Jahrtausendwende. Er hatte keine Strategie mit den teilweise harten Mechanismen im Profifußball umzugehen und beendete mit 27 Jahren aufgrund psychischer Probleme seine Laufbahn. Auch wenn der Leistungsdruck eines Sebastian Deislers nicht mit dem in Österreich zu vergleichen ist, so sollte man auch bei uns die psychische Belastung vor allem für junge Spieler nicht unterschätzen. Man sollte die Arbeit mit kompetenten Psychologen noch mehr unterstützen, um den Spielern das Rüstzeug für die große, verrückte, teilweise schmutzige Fußballwelt mitgeben zu können. Das Problem unserer Gesellschaft ist nur oft, dass viele Leute psychologische Gespräche oder Mentaltraining automatisch mit Schwäche verbinden und deshalb Abstand davon nehmen.

Zurück zu meiner Ex-Mannschaft: Die Kunst in der jetzigen Phase besteht darin, ruhig und vor allem locker zu bleiben. Die äußeren Umstände auszublenden und sich einzig und allein auf die nächsten 90 Minuten zu fokussieren. Ich bin von der Qualität dieser Mannschaft – und übrigens auch vom Trainerteam – nach wie vor überzeugt und gehe davon aus, dass der FC Wacker Innsbruck auch in der nächsten Saison in der höchsten österreichischen Spielklasse vertreten sein wird – alleine schon wegen seiner Tradition und dem tollen Umfeld wäre der Abstieg ein großer Verlust für die gesamte Liga. Außerdem sehe ich die aktuelle Situation als Chance für die Spieler, aus dieser Erfahrung zu lernen, reifer zu werden und dadurch gestärkt und konsequent ihren Weg weiterzugehen.

 

Euer Peter Hackmair

 

Peter Hackmair absolvierte für die SV Ried (2006-2011) und für Wacker Innsbruck (2011/12) insgesamt 120 Bundesliga-Spiele. Der 31-fache Nachwuchs-Nationalspieler, der 2007 mit der U20 bei der WM in Kanada sensationell Platz vier belegte, wurde Vizemeister (2007) und Cupsieger. Im August 2012 beendete der Mittelfeldspieler im Alter von nur 25 Jahren nach zahlreichen Verletzungen seine Karriere. Im September stellte Hackmair sein Buch "Träume verändern" vor und verstärkt seither auch das Redaktions-Team von LAOLA1.

 

Das Erstlingswerk von Peter Hackmair, "Träume verändern", kann auf www.peterhackmair.at erworben werden. Einfach online bestellen - du kannst dir auch eine Widmung von Peter wünschen! Weiters gibt es das Buch in sämtlichen Geschäften von "Thalia" und diversen anderen Buchhandlungen!