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Lebenslange Wartezeit

Als 78er-Jahrgang kann ich es ruhigen Gewissens behaupten: Mein ganzes Leben lang habe ich bereits auf die Wiederholung von Cordoba gewartet. Nun ist es also passiert. In Jekaterinburg. Im Tischtennis.

Klar, denselben sporthistorischen Stellenwart wie der damalige 3:2-Erfolg bei der Fußball-WM in Argentinien wird der 3:2-Finalsieg bei der Tischtennis-EM natürlich nicht erlangen. Trotzdem ist vor den heimischen Plastikball-Größen Robert Gardos, Stefan Fegerl und Daniel Habesohn der Hut zu ziehen.

Vor allem die Art und Weise, wie sich das ÖTTV-Team zum ersten Mal eine Goldmedaille im Mannschaftsbewerb sichern konnte, war beeindruckend. Mit Ausnahme des entscheidenden Einzels stand jede Partie auf des Messers Schneide. In solchen engen Situationen setzt es gegen unseren „Lieblings-Nachbarn“ quer durch alle Sportarten meistens knappe und dadurch besonders schmerzhafte Niederlagen.

Umso schöner ist es da, wenn der kleine Bruder dem großen wieder einmal eins auswischen konnte. Noch dazu in einem Fall, in dem Deutschland als klarer Favorit ins Endspiel ging.

Etwas unglücklich ist alleine der Zeitpunkt für diese Sensation: In einem normalen Jahr wären Gardos und Co. nun heiße Favoriten auf die Auszeichnung als Team des Jahres. Durch die erfolgreiche (und natürlich ebenso sporthistorische) EM-Qualifikation wird dieser Sieg aber kaum dem rot-weiß-roten Fußball-Nationalteam zu nehmen sein.

Vielleicht fühlen sich die ÖFB-Kicker vom aktuellen Triumph der Tischtennis-Herren dazu animiert, auch bei der kommenden EURO einen 3:2-Erfolg über den Erzrivalen zu landen. Dann wäre der Kreis endgültig geschlossen.