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Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus

Eine „Hetzkampagne“ also. Glaubt Peter Hyballa.

Dass sich der polarisierende Sturm-Coach aktuell unfair behandelt fühlt, mag aus seiner subjektiven Sicht sogar nachvollziehbar sein. Es gibt fraglos Angenehmeres als die heftige Kritik der vergangenen Tage.

Aber eine Kampagne? Der gute, alte Spruch „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“, trifft wohl eher zu.

Denn wer sich nichts zu Schulden kommen lässt, gerät auch nichts ins Schussfeld. So einfach ist das.

Und dass die Stimmung bei Sturm schon seit Monaten, vorsichtig formuliert, angespannt ist, wurde nicht erst in den letzten Tagen enthüllt. So inflationär wie bei den „Blackies“ interne Aussprachen und somit das sinnbildliche Drücken des Reset-Knopfes von Nöten sind, sollte dies erstens zu denken geben und sind zweitens die Hintergründe berichtenswert.

Frei von angeblichen persönlichen Ressentiments. Ganz im Gegenteil: Mal abgesehen davon, dann ein extrovertierter Typ wie Hyballa für uns Medien ein Geschenk ist, wäre es begrüßenswert, wenn ein Konzepttrainer vom Schlage des 37-Jährigen den österreichischen Fußball gelungen bereichert. Die eine oder andere „Macke“ wäre auch kein Problem.

Aber es bleibt dabei: Große Fachkenntnis und rhetorische Brillanz alleine machen noch keinen großen Trainer aus, deshalb bleibt meine Kritik vom Montag aufrecht. Auf Punkt und Beistrich.

Womit wir wieder einmal beim Punkt Sozialkompetenz wären. Reibung mag Energie erzeugen, aber zu viel Reibung erzeugt Blockade.

Ist es wirklich zu viel verlangt, seine Gegenüber mit Respekt zu behandeln? Nicht unnötige Kleinkriege mit MitarbeiterInnen, die teilweise nicht das Geringste mit dem sportlichen Bereich zu tun haben, anzuzetteln? Dem Umfeld nicht das Gefühl zu geben, ein Haufen Ahnungsloser zu sein? Dinge, die definitiv geändert gehören, mit positiven Ansätzen ändern zu wollen?

Dass bei Sturm noch nicht alles auf derart professioneller Ebene abläuft, wie es sich der Coach vorstellt, liegt auf der Hand. Wäre der Verein bereits so weit, hätte er keinen Neustart wagen müssen.

Niemand verlangt, dass Hyballa ein Players-Coach ist, Ecken und Kanten sind in der Arbeitswelt erlaubt, oft sogar nützlich. Ein vergiftetes Betriebsklima bringt „Sturm Neu“ jedoch nicht auf Schiene. Und ob des ambitionierten Programms, das sich die Grazer vorgenommen haben, wäre es umso entscheidender, an einem Strang zu ziehen.

Womit wir bei einem wichtigen Punkt wären: Dass sich Hyballa zu sehr internen „Nebenkriegsschauplätzen“ widmet, als Sturm konstruktiv voranzubringen, war ein Aspekt meines Kommentars vom Montag, der wesentlichere in meinen Augen jedoch die Kritik an den Herren Ayhan Tumani und Christian Jauk. Da ein Trainer jedoch naturgemäß im Mittelpunkt steht, mag dies ein wenig untergangen sein.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Weg, den Sturm unter Jauk eingeschlagen hat, ist gut. Die Grundidee passt. Am Papier. Für die Umsetzung gibt es bislang jedoch ein Nicht Genügend, und dafür bis zum Eintritt der Besserung berechtigte Kritik.

Um ein Konzept mit Leben zu erfüllen, braucht es nun mal das geeignete Personal, ansonsten bleibt es für ewig graue Theorie.

Und gerade auf der zentralen Position des Geschäftsführers Sport leistete sich Sturm bislang ausschließlich Pleiten, Pech und Pannen, und selbige kamen nur bedingt überraschend.

Erst Paul Gludovatz, ein hervorragender Fußball-Fachmann, aber für diesen Schreibtischjob einfach nicht ausreichend qualifiziert.

Nun Tumani, der ein eigenes Kapitel für sich ist. Während man bei Hyballa noch mutmaßen könnte, dass er gar nicht absichtlich aneckt, raubt der 41-Jährige seinen Mitarbeitern mit seinen Spielchen den letzten Nerv.

Man kann mir viel erzählen, aber dass Sturm bei diesen zwischenmenschlichen Voraussetzungen der von Jauk angestrebte Vorzeige-Verein wird, der strukturell bewusst einen unösterreichischen Weg geht, ist wohl nur ein Wunschtraum.

Und das ist schade. Denn hier geht es nicht um kurzfristige Ergebnisse, sondern um eine begrüßenswerte, langfristig umzusetzende Strategie (wir sprechen von Jahren), die es mit allen Mitteln zu verteidigen gilt.

Denn dass es in der Steiermark – auch medial - durchaus Kräfte gibt, die den modernen Strukturen skeptisch gegenüber stehen und ein wenig in den Zeiten eines „Präsidenten-Vereins“ steckengeblieben sind, lässt sich nicht verhehlen.

Präsident Jauk, sein gesamter Vorstand plus Generalmanager Gerhard Goldbrich sind gefordert, zu evaluieren, ob bezüglich Hyballa und vor allem Tumani ein Turnaround möglich ist.

Keine leichte Frage. Meine persönliche Einschätzung: Mit Ersterem kann man sich womöglich zusammenraufen, bei Zweiterem scheint das Kind endgültig in den Brunnen gefallen zu sein. Die internen Ressentiments sind allerorts zu groß, um ihn eine weitere Transferzeit lang die sportlichen Geschicke des Vereins leiten zu lassen. Wenn doch, tut man es wider besseren Wissens.

Wie gering das interne Standing des Duos aktuell ist, ließ sich auf jeden Fall in den vergangenen Tagen beobachten. Nicht ein einziges Mitglied der Sturm-Familie sprang den beiden öffentlich zu Hilfe.

Nun werden einige einwenden: Klar, die Kritik kommt ja durchaus auch von innen. Ein anderer Ansatz: Wie wär’s, wenn sich die Kritisierten darüber Gedanken machen, warum sie so schlecht ankommen…?