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Zeitlupe Altmann

 

Der Spagat zwischen Liga und Legionären

Am einen Tag durchaus berechtige „Krisenberichterstattung“, am nächsten ebenso berechtigte Jubelmeldungen.

Der Spagat zwischen Bundesliga und Nationalteam, oder um es konkreter auszudrücken, zwischen Bundesliga und den besten Legionären, ist aktuell ein bemerkenswerter.

Und dabei geht es nicht einmal um die berühmte, österreichische Schwarz-Weiß-Malerei.

Denn das Niveau der Bundesliga ist ebenso hinterfragenswert wie die zeitgleiche Leistungsexplosion unserer Top-Exporte lobenswert.

Eine Entwicklung, die Hand in Hand geht.

UEFA-Ranking hin oder her – die Kluft zwischen heimischem Liga-Betrieb und internationalem Top-Fußball wird jährlich mit freiem Auge erkennbar größer.

Eine logische und nicht zuletzt wirtschaftlich bedingte Konsequenz, von der nicht nur Österreich betroffen ist, sondern auch die Ligen vergleichbarer Fußball-Länder - einzelne wohltuende Vereins-Ausnahmen wie etwa der FC Basel bestätigen die Regel.

Unsere talentiertesten Kicker wiederum schlagen sich in besagten Top-Ligen, vor allem in Deutschland, immer besser. Das sagt uns, dass das vor einigen Jahren eingesetzte Umdenken, den eigenen Nachwuchs gezielter zu fördern, immer mehr Früchte trägt.

Jedoch noch immer nicht genug, und zwar noch lange nicht.

Einerseits sei darauf hingewiesen, dass führende Legionärs-Kräfte wie Martin Harnik, David Alaba, Marko Arnautovic oder auch der zwischenzeitlich zur Austria zurückgekehrte Julian Baumgartlinger wesentliche Teile ihrer Ausbildung im Ausland genossen.

Andererseits steht der österreichische Weg noch nicht auf genügend breiten Beinen. Nicht alle hierzulande ausgebildeten Spieler können ins Ausland. Je höher das qualitative Niveau der Ausbildung, desto besser das Dargebotene in der Liga.

Soweit die Theorie. Von einer zufriedenstellenden Umsetzung in der Praxis sind wir bekanntlich noch ein gutes Stück entfernt. Vielleicht auch, weil noch nicht lange genug daran gearbeitet wird – kein „Akademiker“ kratzt zum Beispiel am 30er, eine nachhaltige Entwicklung dauert nun mal nicht Monate, sondern Jahre, in Wahrheit vermutlich sogar zumindest eine Spielergeneration.

Aktuell haben die „Daheimgebliebenen“ jedenfalls ihre liebe Not, die von den ins Ausland Abgewanderten hinterlassene Lücke zu schließen – aus welchen Gründen auch immer (Qualität? Bequemlichkeit? Unterforderung? Anpassung an in der Bundesliga Ausreichendes?).

Solange im Nationalteam der Pool an Legionären auf gutem Niveau jedoch nicht noch größer ist, wird es die Bundesliga als Basislager brauchen – auch wenn es jetzt schon immer schwerer wird, als in der heimischen Meisterschaft tätiger Spieler Einsatzzeit im ÖFB-Dress zu bekommen.

So oder so sollte das Nationalteam aber mittelfristig der große Gewinner der Entwicklung sein. Es ist schön zu sehen, welchen Reifeprozess in guten Ligen oder bei starken Vereinen geforderte Akteure nehmen, welch selbstverständliches Selbstvertrauen sie beim Heimatbesuch an den Tag legen.

Marc Janko, Aleksandar Dragovic, Christian Fuchs und Co. dienen als Vorbild und Motivation für andere am Sprung stehende Landsleute.

Apropos am Sprung stehen: Erstmals seit längerer Zeit besteht die Chance, dass sich der Zustand des von Legionären dominierten Nationalteams von jenem der Bundesliga emanzipieren kann – quasi von einem Tag auf den anderen…

Dazu fehlt jedoch definitiv noch der kontinuierliche Beweis auf dem Platz. Das wissen die Spieler. Finnland wäre ein erster Schritt - das Selbstvertrauen würde stimmen, die Qualität auch…