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Zeitlupe Altmann

 

Sportpolitisches Erdbeben gewünscht

Haben Sie den Rundumschlag von Dinko Jukic nach seinem 4. Platz über 200 Meter Delfin gelesen?

Wenn nein: Bitte nachholen, die Lektüre lohnt sich. Wenn ja, dann sollte klar sein, dass es sich hier um Aussagen handelt, die ein mediales und sportpolitisches Erdbeben auslösen könnten, nein sollten.

Zumindest, wenn sich dieser in seltener Deutlichkeit formulierte Hilferuf eines erfolgreichen und intelligenten Athleten zur Diskussionsgrundlage über das Funktionärswesen im österreichischen Sport entwickelt. Bislang schlägt der Seismograph noch wenig bis gar nicht aus, aber das kommt vielleicht ja noch.

Es wird jedenfalls spannend, zu beobachten, welche Medien sich intensiv mit den Argumenten des Schwimm-Stars auseinandersetzen werden oder wo weiterhin die Robert-Sommer-Bussi-Bussi-Gesellschaft-eine-Hand-wäscht-die-andere-Symbiose zwischen Reportern und Offiziellen floriert.

Wie man dabei zum Jukic-Clan steht, ist völlig egal. Es muss einem nicht alles geheuer sein, was aus der Ecke der erfolgreichsten heimischen Schwimm-Familie kommt. Darum geht’s in dieser Causa nicht.

Es geht um ein System oftmals mangelhaft qualifizierter Funktionäre, politisch motivierter Postenbesetzungen in konkurrierenden Sportverbänden und Förderungen, international überforderter Nicht-Englisch-Könner, um ein längst überholtes föderalistisches Prinzip und mangelnden Output von vermeintlichen Prestigeeinrichtungen wie der Südstadt.

Kann man in Österreich überhaupt nur Erfolg haben, wenn man gegen den Strom schwimmt, wie es viele Vorzeige-Athleten in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gemacht haben?

Das oft gehörte Pauschalurteil über rot-weiß-rote Sportfunktionäre („alle unfähig, alle korrupt“) geht natürlich viel zu weit. Es gibt auch genügend, denen der Erfolg ihrer Schützlinge am Herzen liegt, die jede Menge Zeit und Energie dafür opfern.

Nicht jeder heimische Funktionär ist ein Heinz Jungwirth (an dieser Stelle ein Dank an das zuständige Gericht für das unabsichtlich grandiose Timing, das Urteil während der Olympischen Spiele zu fällen, ansonsten wäre es wohl zur medialen Randnotiz verkommen).

Aber erstens kommt der schlechte Ruf der heimischen Sportfunktionäre wohl nicht von ungefähr, und zweitens spürt man intuitiv, dass Jukic zielsicher und vor allem berechtigt Öl ins Feuer gegossen hat.

Ein Feuer, das nicht zu schnell und ohne grundlegende Diskussion gelöscht werden sollte…