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Mentaler Kollaps + fehlendes Talent = 1:7

Mentaler Kollaps + fehlendes Talent = 1:7

„Davon werden wir noch unseren Kindern erzählen. Ach was, unseren Enkeln, Ur-Enkeln. In hundert Jahren wird man sich noch an dieses Spiel erinnern. Ein Ewigkeits-Sieg!“

Dass man das noch erleben darf: Die deutsche „BILD“-Zeitung neigt zur Untertreibung.

Denn jedes einzelne dieser Worte stimmt. Epische Fußball-Abende wie dieses 7:1 von Deutschland gegen Brasilien überdauern Generationen.

Gerade in zwei solchen kicknarrischen Nationen. Die eine zelebriert das „Wunder von Bern“ im Jahr 1954, als wäre es gestern gewesen. Die andere hat „Maracanazo“, das traumatische Scheitern bei der Heim-WM 1950, noch immer nicht ganz verdaut – danach folgende fünf WM-Titel hin oder her.

Die gute Nachricht: Brasiliens Jugend muss sich mit dieser 64 Jahre alten Schande nicht mehr ganz so intensiv beschäftigen. Die schlechte Nachricht: Die neue Schande ist viel schlimmer.

Brasilien. Im eigenen Land. 1:7 abgefertigt. Kein Psychologe dieser Welt kann diese Demütigung aus den Köpfen verdrängen.

Psychologie ist aber ein gutes Stichwort: Selten zuvor durfte man derart intensiv Zeuge eines mentalen Kollapses sein wie an diesem historischen Abend in Belo Horizonte.

Wie bestens ausgebildete Top-Profis die simpelsten taktischen Regeln ignorierten oder schlicht vergaßen, war erschreckend. Die brasilianische Elf war schlicht und einfach dem immensen Druck nicht gewachsen. Ein kollektives Versagen.

So weit, so menschlich. Jeder möge für sich selbst beantworten, ob er diese Erwartungshaltung von 200 Millionen Brasilianern schultern hätte können.

Noch dazu als Mannschaft, die nicht gerade am Zenit ihres Könnens war - gepaart mit einem psychologischen Breakdown keine gute Kombination.

Willy Sagnol urteilte: „Die schlimmste brasilianische Mannschaft seit 30 Jahren.“ An der Realität vorbei geht dies nur, weil die Brasilianer in den 80ern zwar erfolglos, mit Socrates oder Zico aber umso schöner spielten.

Oder wie es die Zeitung „O Dia“ nüchtern auf den Punkt brachte: „In Wirklichkeit zeigte Deutschland etwas, was der Selecao fehlte: Talent.“

Und das werden noch unsere Kindeskinder bekritteln…