"The Artist" Arnautovic
Stummfilme sind gerade schwer im Trend, stummes Publikum sollte dies nie sein.
Dass ausgerechnet die „schweigende Kärntner Minderheit“, die am Mittwoch den Weg in das enttäuschend besuchte Klagenfurter EM-Stadion gefunden hat, mit einem lauten Moment für Diskussionen sorgt, ist so gesehen kurios.
Beim 3:1-Sieg des Nationalteams gegen Finnland wurde Marko Arnautovic bei seiner Auswechslung in Minute 61 mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedet – und das beim Stand von 2:0 für Österreich.
Kurzum: Eine unnötige Aktion.
Simple Frage: Wäre auch bei Martin Harnik gepfiffen worden, hätte dieser einen ähnlich schwachen Tag erwischt? Oder bei David Alaba? Natürlich nicht.
Arnautovic, das „Medien-Phänomen“, leidet an überzogener Erwartungshaltung. Wer ins Stadion geht, will von ihm offenbar extra verwöhnt werden. Vier Mal gaberln und drei Ferserl sollten da scheinbar das Minimum sein. Das ist natürlich unrealistisch. Wenn nicht einmal die Basics gelingen, läuft das Fass schneller über als bei anderen.
Freilich, darüber dass der 22-Jährige mit seiner speziellen Art polarisierende Reaktionen provoziert, muss man nicht diskutieren. Auf Kicker-Köpfen waren jedoch schon schlimmere Experimente als der Irokesen-Haarschnitt des Wieners zu beobachten.
Es gilt festzuhalten, dass sich Arnautovic abseits des Platzes schon länger nichts zu Schulden kommen ließ. Bis zum Beweis des Gegenteils muss man ihm das als Versuch, sich zu bessern, auslegen.
Wir können uns aktuell also auf das Geschehen am Platz konzentrieren. Dort hat er noch nicht „so viel für Österreich geleistet“, wie er selbst behauptet. Das Attribut „Ausnahmetalent“ lässt sich zu oft so interpretieren, dass er sein riesiges Talent nur in Ausnahmefällen präsentiert.
Während das Publikum also seine Erwartungshaltung an Marko A. dämpfen sollte, sollte dieser endlich beginnen, diese konstanter zu erfüllen.
Man darf davon ausgehen, dass ÖFB-Teamchef Marcel Koller dies auch mit klaren Worten einfordern wird. Allerdings intern.
Nach außen hin blieb er – abgesehen von der Bitte nach einem Vertrauensvorschuss des Publikums – bezüglich seines „Artists“ geschickterweise stumm.