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Wettskandal trifft auch Österreich

Wettskandal trifft auch Österreich

Mit den jüngsten Enthüllungen in Sachen Wettbetrug hat die europäische Polizeibehörde Europol am Montag für großes Aufsehen gesorgt.

Über 380 Spiele in Europa, weitere 300 in Asien, Süd- und Mittelamerika sowie Afrika seien zwischen 2008 und 2011 zugunsten der asiatischen Wettmafia verschoben worden.

Europol-Chef Rob Wainwright sprach auf einer Pressekonferenz in Den Haag von Manipulationen "auf einem nie dagewesenen Niveau".

420 Beteiligte in 15 Ländern

Am größten Wettskandal der Fußball-Historie beteiligt sollen rund 420 Funktionäre, ehemalige oder heutige Spieler und Schiedsrichter in 15 Ländern gewesen sein.

"Das ist ein trauriger Tag für den Fußball", sagte Wainwright. "Das ist erst die Spitze des Eisberges." Namen wurden unter Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht genannt, man muss aber davon ausgehen, dass auch Österreichs Fußball betroffen ist.

Am stärksten Betroffen sind laut Europol die Türkei mit 79, Deutschland mit 70 und die Schweiz mit 41 verdächtigen Spielen. Zu den genauen Begegnungen machte Europol keine Angaben.

Acht Millionen Euro Profit

Insgesamt seien mehr als zwei Millionen Euro an Bestechungsgeldern an Spieler und Offizielle geflossen, europaweit strichen die Manipulateure Wettprofite in Höhe von acht Millionen Euro ein

"Das ist das erste Mal, dass wir substanzielle Beweise dafür haben, dass die organisierte Kriminalität nun auch in der Welt des Fußballs agiert", meinte Wainwright. Insgesamt werteten die Behörden bei ihren Ermittlungen 13.000 E-Mails aus.

Europol bestätigte, dass Partien der WM- und der EM-Qualifikation sowie zwei Champions-League-Begegnungen betroffen gewesen seien.

Höchste Zahlung ging nach Österreich

Finanzielle Details blieb Europol schuldig, gemäß eines Berichts der BBC war aber die Rede davon, dass die höchste Zahlung an eine Einzelperson mit rund 140.000 Euro in Österreich getätigt worden sei.

Bei der Staatsanwaltschaft Graz, die in Österreich die Ermittlungen in Sachen Wettbetrug leitet, hält man sich bedeckt. "Ich kann nur sagen, dass Betrugsverfahren gegen 20 Personen im Zusammenhang mit manipulierten Fußballspielen und den Wetten darauf bzw. wegen des Verdachts der Geldwäsche laufen. Aber nicht nur gegen Spieler", betonte Sprecher Hansjörg Bacher.

Gemeinsam mit den deutschen Kollegen habe man eine Ermittlungsgruppe gebildet, deren Erkenntnisse auch in die Untersuchungen der Europol miteingeflossen seien.

Schon 2011 und 2012 Verdacht

Schon im Zuge des Prozesses gegen den kroatischen Wettpaten Ante Sapina 2011 bzw. seinen Bruder Milan 2012 waren auch mehrere verdächtige Spiele in Österreich genannt worden: Die Namen von Kapfenberg, Vienna und Hartberg fanden dabei mehrfache Erwähnung.

So erschien den Ermittlern u.a. das Spiel Kapfenberg - Austria am 28. Oktober 2009 (1:0) verdächtig. Es könnte sich dabei auch um jene Partie handeln, die laut Informationen von Ö1 am Montag von einem deutschen Staatsanwalt im Rahmen der Europol-Pressekonferenz genannt worden war.

Laut dem Beamten sollen vor einem Duell der beiden Teams (Datum und Ort wurden nicht genannt, Anm.) 140.000 Euro Bestechungsgeld geflossen sein.

Höchster Profit bei Salzburg-Hartberg

Den europaweit höchsten Profit durch Wettbetrug habe es mit 700.000 Euro zudem bei einer Partie zwischen Red Bull Salzburg und Hartberg gegeben.

Im Ante-Sapina-Prozess war die Rede von einem mutmaßlich manipulierten Cupspiel der Salzburger Amateure gegen Hartberg am 22. September 2009, damals war allerdings noch von 533.000 Euro Profit die Rede.

Keine neuen Erkenntnisse hat Bundesliga-Vorstand Georg Pangl. "Wir wissen davon nichts, seit Wochen gibt es nichts Neues", erklärte der Burgenländer, der auf eine Sitzung der Interpol Anfang März in Laxenburg zum Thema "Sportwetten" verwies, zu der man eingeladen sei. "Wir stehen gemeinsam mit dem ÖFB weiterhin in engem Kontakt mit den ermittelnden Behörden."

UEFA wird "nötige Maßnahmen" setzen

Die UEFA erwartet sich von der Europol "weitere Informationen in den kommenden Tagen". Wie der Verband am Montag bekannt gab, würden sich danach die Disziplinarkammern mit den Fällen beschäftigen und "die nötigen Maßnahmen" fällen.

Die mit den Behörden kooperierende UEFA stellte auch klar, bei Spielabsprachen im Fußball einen Null-Toleranz-Politik zu fahren.

Auch Weltverbandschef Joseph Blatter äußerte sich tatenfreudig. "Arbeiten mit der Polizei, um im Kampf gegen Matchmanipulation zu helfen. Ich wiederhole, das ist ein großes Thema für den Fußball und die Regierungen, das es zu lösen gilt", twitterte der Schweizer.

Bei den 24 verdächtigen internationalen Spielen sind folgende Wettbewerbe betroffen:

- Europa-League-Qualifikation: 14
- Champions League: 2
- Champions-League-Qualifikation: 2
- U21-EM-Qualifikation: 2
- WM-Qualifikation: 2
- Europa League: 1
- EM-Qualifikation: 1