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Blatter im Mittelpunkt des UEFA-Kongresses

Blatter im Mittelpunkt des UEFA-Kongresses

Eine große Menschentraube bildete sich in der Halle D der Messe Wien.

Im Mittelpunkt: Joseph S. Blatter.

Der FIFA-Boss wurde von Kameras und Fotoapparaten belagert. Zwei Monate vor der FIFA-Präsidentschaftswahl wirkte der stets lächelnde 79-Jährige ein wenig verkrampft, gastierte er doch bei jenem Kontinentalverband, der mehrheitlich seine Abwahl fordert.

Immer an der Seite des Schweizers: Bernd Fisa. Der Österreicher, der vor einem Jahr auch kurz im Rapid-Vorstand saß, arbeitet als persönlicher Pressesprecher des FIFA-Paten.

Windtner für einheitliche Stimme der UEFA

Österreicher waren es auch, die den 39. Ordentlichen UEFA-Kongresses in Wien eröffneten. Nach einer kurzen Video-Botschaft von Bundespräsident Heinz Fischer sprach Leo Windtner die einleitenden Worte.

Der ÖFB-Präsident lobte die in den vergangenen Jahren eingeführte Zentralvermarktung der Länderspiele und auch im Hinblick auf die FIFA-Wahl gab er ein Statement ab: Europa müsse mit einer „einheitlichen Stimme“ sprechen, forderte der Oberösterreicher indirekt einen einheitlichen Präsidenschafts-Kandidaten der UEFA. Mit Luis Figo, Michael van Praag und Prinz Ali von Jordanien gibt es bekanntlich momentan drei Herausforderer, denen jeweils nur wenige Chancen gegen Blatter gegeben werden.

Am Redepult folgte Windntner niemand geringerer als der FIFA-Präsident selbst nach. Blatter versprach im Vorfeld des Kongresses, keine Wahlkampfrede halten zu wollen, ganz hielt er sich jedoch nicht daran.

Blatters dreisprachiger Appell für sich selbst

Der Schweizer, der im Gegensatz zu den restlichen Rednern zwischen drei Sprachen (Deutsch, Französisch, Englisch) wechselte, machte zumindest zwischen den Zeilen Werbung für sich selbst. Nach einer kurzen Einleitung, in der er sich auf den Wiener Kongress vor 200 Jahren bezog und die historische Bedeutung der österreichischen Hauptstadt als „Brücke zwischen Ost und West“ hervorhob, beschwor er die Einheit der „Fußball-Familie“.

„Es muss einem bewusst sein, dass aus dem Alten immer das Neue hervorgeht. Ohne ständige Leistung können auch die besten Strukturen zerfallen“, machte sich Blatter indirekt für Kontinuität an der FIFA-Spitze stark.

Gegen WM-Boykott

Daneben sprach sich der Walliser auch ganz klar gegen einen Boykott der WM 2018 in Russland aus. Diesen hatte zuletzt der ukrainische Staatspräsident Petro Poroshenko gefordert.

Blatter bezog sich dabei auf die Satzungen von UEFA, FIFA und der Vereinten Nationen: „Die Autonomie des Sports muss gewahrt werden. Ein Boykott hat niemals irgendwelche Ergebnisse gebracht.“

Abschließend lobte der FIFA-Präsident den europäischen Verband als Förderer des Fußballspiels, um wenig später noch einmal an den Zusammenhalt seiner Fußball-Familie zu appellieren. „Der Fußball kann nur stark sein, wenn er einheitlich auftritt. Das ist die Botschaft für heute, aber auch die Botschaft für morgen und die Zukunft.“ Ein Appell, den Blatter wohl auch im Hinblick auf die FIFA-Präsidentschaftswahlen hielt.

Platini für schärfere Stadionverbote

Im Anschluss an Blatter trat sein ehemaliger Ziehsohn Michel Platini auf. Der Franzose bezog sich in seiner Rede zunächst auf den 2. März 1955, als der europäische Kontinentalverband gegründet wurde: „Damals, als ich noch im Bauch meiner Mutter Ana strampelte, fand hier in Wien der allererste Kongress unserer ehrwürdigen Institution statt.“

Infolgedessen verwies der 59-Jährige auf die Errungenschaften seines Verbandes in den vergangenen Jahren. Sich selbst bezeichnete der Franzose als „Kapitän einer erfolgreichen Mannschaft, die gewinnt, weil sie auf 54 fähige Präsidenten und Generalsekretäre zählen kann.“

Zudem warnte Platini vor einer „Zunahme von Nationalismus und Extremismus“ in Europa, die sich auch in den Fußball-Stadien widerspiegeln würde. Nicht nur deswegen forderte der UEFA-Präsident „eine Verschärfung der Stadionverbote auf europäischer Ebene sowie die Schaffung einer europäischen Sportpolizei“.

Am Nachmittag wurde er unter tosendem Applaus der ca. 400 Delegierten für weitere vier Jahre als UEFA-Präsident bestätigt. Bei seiner Dankesrede ging er auch auf die FIFA ein. "Wir wollen, dass sie perfekt ist", erklärte Platini über den Weltverband.

"Glaubt nicht alles, was man euch erzählt. Einige versuchen vielleicht, uns gegeneinander auszuspielen, uns zu spalten." Die UEFA sei aber bereit, zum Wohle aller 209 Verbände der Fußball-Welt zusammenzuarbeiten.

 

Jakob Faber