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Thiago und die Kunst des Wartens

Thiago und die Kunst des Wartens

„Man muss Thiago von einem Verbleib überzeugen.“

Verteidiger Gerard Pique sprach aus, was sich viele Fans des FC Barcelona nach dem Finale der U21-Europameisterschaft dachten.

Mit drei Toren beim 4:2-Sieg der „Rojita“ über Italien wurde Thiago zum Matchwinner und krönte seine Leistung während des Turniers in Israel in beeindruckender Manier.

„Balsam für die Seele“

„Drei Treffer zu erzielen ist immer schwierig. Ich schieße bei meinem Verein normalerweise nicht so viele Tore. Das hier mit dem Nationalteam ist wie Balsam für die Seele“, offenbarte der 22-Jährige Minuten nach dem Endspiel.

Diesen Worten ist ein wenig der Frust zu entnehmen, der seit Wochen den Wechsel-Spekulationen Nährstoff gibt. Thiago ist mit seiner Rolle beim FC Barcelona nicht zufrieden, ihm droht – wie übrigens auch Turnier-Torschützenkönig und Real-Jungstar Alvaro Morata – in der neuen Saison wieder nur ein Platz auf der Bank.

Zu stark ist die interne Konkurrenz mit Xavi, Andres Iniesta und Cesc Fabregas auf dieser Position.

Abhilfe soll ein Tapetenwechsel verschaffen. Interessenten sind mit Manchester United, ManCity, Liverpool, Tottenham, Atletico, PSG oder gar Bayern und Real ebenso zahlreich wie prominent.

Ein Jungstar als Schnäppchen

In die Karten spielt den werbenden Klubs dabei die geringe Ausstiegsklausel für den Mittelfeldregisseur. Da Barcas Nummer 11 in der abgelaufenen Spielzeit nicht die geforderten 60 Prozent der Spiele absolviert hat, sind statt 90 Millionen Euro „nur“ 18 Mio. zu bezahlen.

Laut der katalanischen „Sport“ habe sich Thiago auf einen Abschied aus Barcelona eingestellt und Barca-Coach Tito Vilanova diese Entscheidung bereits mitgeteilt.

Klub-Präsident Sandro Rosell äußerte sich bereits vor dem Finale, in dem „sein“ Schützling zum besten Spieler gewählt wurde, dennoch beruhigt: „Ich verstehe, dass er spielen möchte, aber Xavi und Iniesta mussten damals auch warten.“

Auch Xavi musste warten

Warten. Dieses Wort nimmt angesprochener Xavi, als dessen legitimer Nachfolger der Sohn des brasilianischen Stürmers Mazinho seit Jahren gehandelt wird, ebenso in den Mund.

„Thiago ist ein außergewöhnlicher Spieler, aber es herrscht ein großer Konkurrenzkampf. Auch ich hatte Spieler vor mir und musste warten“, so der 33-Jährige, der auf einen Verbleib des Teamkollegen hofft: „Denn er ist dafür gemacht, bei Barca zu triumphieren.“

Es scheint also alles darauf hinauszulaufen, dass der U21-Kapitän und Finalheld – wie von Pique eingangs gefordert – überzeugt werden kann.

Auch der Abwehrrecke erinnerte, „Spieler wie Xavi haben Geduld bewiesen“, und ergänzt mit einer Prophezeiung „und danach eine Epoche bestimmt.“


Christian Eberle