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Das LAOLA1-Taktik-Lexikon

Das LAOLA1-Taktik-Lexikon
Was ist ein falscher Neuner? Was bedeutet eigentlich Raumdeckung? Und was ist mit Dreiecken gemeint?

In Diskussionen um Fußball werden oft Fachbegriffe gebraucht, die man vorher noch nie gehört hat.

LAOLA1 klärt auf und erläutert alphabetisch geordnet die wichtigsten Taktik-Begriffe:

Achter...

Als Achter versteht man einen zentralen Mittelfeldspieler, der in der Aufgabenverteilung zwischen dem Sechser und dem Zehner steht. Einerseits muss er in der Defensive seinen Mann stehen, andererseits wird von ihm im Spielaufbau Kreativität gefordert. Oft rückt der Achter auch weit mit auf, um Torgefahr auszustrahlen. In Österreich kann Christoph Leitgeb als Prototyp des Achters gesehen werden.

Automatismen...

Mit Automatismen sind grundlegende taktische Verhaltensweisen gemeint, die in einem eingespielten Team regelmäßig zu beobachten sind. Dies können z.B. im Training gezielt eingeübte Kombinationen oder Laufwege sein. Sie sind sowohl in der Defensive als auch in der Offensive äußerst wichtig. Mit automatisierten schnellen Kombinationen im Angriffsspiel können etwa defensive „Mauern“ am ehesten überwunden werden. Jens Lehmann behauptete nach seinem Abschied von Arsenal, dass er gewisse Spielzüge schon im Ansatz vorausahnen würde.

Box-to-Box-Spieler...

Der Begriff stammt aus England und bezeichnet einen zentralen Mittelfeldspieler, der in und zwischen den beiden Strafräumen (also box to box) agiert. Er zeichnet sich zumeist durch eine starke Athletik, Kopfballstärke und solides Passspiel aus. Nicht selten holt er sich im eigenen Sechzehner den Ball, um im Konter selbst für Gefahr zu sorgen. Als Klassische Box-to-Box-Spieler werden zum Beispiel Michael Ballack oder Patrick Viera bezeichnet.

Dreiecke

Im modernen Fußball ist oft von Dreiecken die Rede. Damit ist gemeint, dass der Ballführende immer mindestens zwei Pass-Optionen haben sollte. Auf diese Weise kann die gegnerische Mannschaft effizient ausgespielt werden. Ein Dreieck kann beispielsweise am Flügel entstehen, wenn Außenverteidiger, zentraler Mittelfeldspieler und Flügelstürmer mit schnellen Pässen in den Rücken der Abwehr kommen.

Falscher Neuner...

bezeichnet einen Mittelstürmer, der sich während des Spiels oft ins Mittelfeld fallen lässt, um seine nachrückenden Mitspieler mit einem klugen Pass einzusetzen. Ein Trend, der im internationalen Fußball aktueller denn je zu sein scheint. Das beste Beispiel ist Lionel Messi beim FC Barcelona, der sich als Mittelstürmer immer wieder weit ins Mittelfeld zurückfallen lässt, um sich entweder am Kombinationsspiel zu beteiligen oder mit einem Dribbling neue Räume zu öffnen. Andere Spieler, die eine solche Position ausfüllen können, sind Wayne Rooney, Carlos Tevez oder in früheren Jahren Dennis Bergkamp.

Forechecking...

Mit Forechecking ist in der Regel Offensiv-Pressing gemeint, bei dem der Gegner schon weit in der gegnerischen Hälfte attackiert wird. Um die Räume dennoch eng zu machen, steht die Abwehr sehr hoch. Diese Strategie kann gegen einen ballsicheren Gegner nach hinten los gehen, denn dabei öffnen sich im Hinterraum der Defensive ungeahnte Räume. Der FC Barcelona ist neben seinem spektakulären Offensivspiel auch für sein perfekt eingespieltes Offensiv-Pressing bekannt.

Hoch stehen...

Ein Trainer hat verschiedene Möglichkeiten seine Abwehr einzustellen. Einerseits kann die Verteidigungsreihe versuchen, den Gegner so weit wie möglich vom Tor fern zu halten, indem sie hoch steht. Dabei macht sie sich die Abseitsregel zu Nutze und rückt weit auf. Dadurch werden einerseits die Räume im Mittelfeld eng gemacht, andererseits werden die gegnerischen Offensivspieler weit vor dem eigenen Tor in Zweikämpfe verwickelt. Geht die Abseitsfalle aber einmal schief, so kann der Stürmer alleine auf den eigenen Torwart zulaufen. In der Regel spielt der FC Barcelona mit einer hoch stehenden Abwehr.

Manndeckung...

bezeichnet eine Organisation der Defensivarbeit, die genau festlegt, welcher Spieler in der Rückwärtsbewegung für welchen Gegenspieler zuständig ist. Dieses Konzept gilt mittlerweile als veraltet, war aber noch bis Anfang der 2000er-Jahre als Standard weit verbreitet. Das ÖFB-Team spielte noch bei der WM 1998 mit klassischer Manndeckung.

Pressing...

ist eine Defensivstrategie, die bedeutet, den Gegner überfallsartig und in Überzahl unter Druck zu setzen. Dahinter steht die Idee, dem Konkurrenten möglichst wenig Zeit zu geben, sein Spiel kontrolliert aufzubauen. Dadurch erzwungene Fehler sollen im Optimalfall zu eigenen Torchancen führen. Oft wird Pressing mit Forechecking gleichgesetzt, das Druckspiel (deutsche Übersetzung) kann jedoch auch erst ab der Mittellinie beginnen.

Raumdeckung...

löste die Manndeckung ab und ist Grundpfeiler des modernen Fußballs. Das Ziel der verteidigenden Spieler lautet dabei, in Ballnähe stets Überzahl herzustellen. Wer gegen wen verteidigt, entscheidet sich aus der Situation heraus. Tendenziell entspricht die Zuordnung natürlich jener der Manndeckung (Verteidiger gegen Stürmer, Außen gegen Außen,...). Einzelne Spieler stellen jedoch situationsbedingt auch Passwege (also Räume) zu. Als Pionier der modernen Raumdeckung gilt Arrigo Sacchi, der Ende der 1980er-Jahre den europäischen Fußball mit dem von ihm trainierten AC Milan dominierte.

Sechser...

Als solcher wird ein defensiver Mittelfeldspieler verstanden. Er operiert vor der Abwehr und ist essentiell für die Unterbindung des gegnerischen Offensivspiels. Andererseits übernimmt er eine wichtige Funktion im Spielaufbau, weswegen diese Position auch große Übersicht und eine hohe Passpräzision erfordert. Heutzutage erachten viele Trainer den Sechser als so wichtig, dass er doppelt besetzt wird (Stichwort Doppelsechs). In England bezeichnet man die Position gerne als „Makelele-Role“, da Claude Makelele diese in seiner Zeit bei Chelsea (2003-2008) herausragend prägte.

Tief stehen...

Setzt ein Trainer auf eine tief stehende Verteidigung, so wird das Team ca. 20 Meter vor dem Tor auf die Angriffe des Gegners warten und versuchen erst in dieser Zone die Räume eng zu machen. Diese „Mauer“ ist für gegnerische Teams oft unüberwindbar, wenn der Riegel jedoch einmal bricht, dann ist das Tor nicht mehr weit weg. Unter Karel Brückner spielte das österreichische Nationalteam mit einer tief stehenden Abwehr.

Überzahl herstellen...

Sowohl in der Offensive als auch in der Defensive das Ziel des modernen Fußballs. In unmittelbarer Umgebung des Balles sollen sich mehr Spieler der eigenen Mannschaft als der gegnerischen befinden. Dies soll die Chancen erhöhen, um entweder das Spielgerät zu erobern oder den Ball zu halten. Methode, um das zu erreichen: Verschieben

Umschalten... 

Damit meint man den Wechsel von Defensiv- auf Offensivspiel und umgekehrt. Für ein erfolgreiches Konterspiel ist schnelles Umschalten essentiell. Wird der Ball in der Defensive gewonnen, soll so schnell wie möglich der Pass nach vorne erfolgen, um mit möglichst vielen Spielern die Unordnung der gegnerischen Defensive zu nützen. Ein probates Mittel dagegen ist z.B. das taktische Foul.

Verschieben...

ist das entscheidende strategische Mittel für eine erfolgreiche Raumdeckung. Durch geschicktes Verschieben versucht die verteidigende Mannschaft das Spielfeld für das ballführende Team so eng wie möglich zu machen, um Überzahl herzustellen.

Zehner...

Spielt eine Mannschaft mit einem Zehner, so ist er die zentrale Anspielstation in der Offensive. Zumeist besitzt er herausragende technische Fähigkeiten und besticht durch Vorlagen sowie Toren. Nominell spielt er hinter den Spitzen, der Trainer billigt ihm jedoch weitgehende Freiheiten zu. In der Defensive ist er von wichtigen Aufgaben befreit, damit er sich ganz darauf konzentrieren kann, das Spiel mit offensiven Glanzpunkten zu entscheiden. Heutzutage wird auf den klassischen Zehner, wie z.B. Andreas Herzog einer war, oft verzichtet, da sich die Teams nicht mehr von einem herausragenden Spieler abhängig machen wollen.

 

Jakob Faber