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Plautz: "Wir hinken international nach"

Plautz:

Sich einer Wahl zu stellen, das kennt Konrad Plautz.

Die ehemalige österreichische Nummer 1 unter den aktiven Schiedsrichtern hat sich etwa in der Politik wählen lassen. 2008 führte der nun 47-Jährige die Landesliste der Tiroler VP hinter dem damaligen Landeshauptmann van Staa an und wurde als VP-Sportsprecher im Landtag angelobt.

Nächstes Jahr steht wieder eine Wahl an. Das Bundesliga/Elite-Komitee braucht einen neuen Vorsitzenden, denn Johann Hantschk ist mit 74 Jahren pensionsreif.

„Ich stelle mich natürlich der Herausforderung, sollte ich gefragt werden“, erklärt Plautz, der unter anderem im Champions-League-Halbfinale pfiff und bei der Heim-EM 2008 mit dabei war.

Aktuell hat die „Causa Ruiss“ das Schiedsrichter-Wesen fest im Griff. Mit Bernhard Brugger legte erst vor kurzem ein prominenter Mann mit Kritik nach.

Was Plautz dazu zu sagen hat und was er verbessern will – LAOLA1-Interview:

LAOLA1: Was sagen Sie denn zu den Vorwürfen von Harald Ruiss, die Bernhard Brugger bestätigt?

Konrad Plautz: Ich möchte mich zu dieser Causa nicht äußern. Es ist natürlich sehr verständlich, dass ein Schiedsrichter, der aus der Liga rauskommt, sehr frustriert ist. Dass er dann selbst initiativ ist, muss er mit sich selbst ausmachen. Gleiches gilt für Brugger. Ich möchte diese Sache nicht kommentieren, weil ich nach wie vor als UEFA-Beobachter fungiere und eigentlich auch wenig Einblick in die letzten zwei, drei Jahre des Schiedsrichter-Wesens habe.

LAOLA1: Gut, aus persönlicher Sicht: Ist alles eitel Wonne, was das Schiedsrichter-Wesen betrifft?

Plautz: Das müssen sie jemand anderen fragen. Ich habe nie Probleme mit der Schiedsrichter-Kommission oder dem -Wesen gehabt. Daher will ich auch nicht großartig etwas behaupten, was dann nicht stimmt.

LAOLA1: Wenn sich aber jemand wie Bernhard Brugger der Kritik anschließt, dann kann doch nicht alles glatt laufen?

Plautz: Es gibt immer etwas zu kritisieren, das ist logisch, das gibt es in jeder Firma und in jedem Verein. Die Hauptaufgabe der Schiedsrichter-Kommission, die die Referees aus- und weiterbildet, ist zu entscheiden, wer oben zu pfeifen hat und wer nicht. Ich war jahrelang die Nummer eins hierzulande und habe eigentlich sehr wenige Schwierigkeiten gehabt. Es gibt aber auch Interessensvertreter auf Seiten der Aktiven, die als Vertrauenspersonen zur Kommission gehen können, sollte etwas nicht passen.

LAOLA1: Nächstes Jahr wird Johann Hantschk als Vorsitzender des Bundesliga/Elite-Komitees, also als Chef der Bundesliga-Schiedsrichter, abgelöst. Sind Sie an diesem Posten interessiert?

Plautz: Selbstverständlich. Ich würde lügen, wenn es nicht so wäre. Wenn ich gefragt wäre, stelle ich mich natürlich der Herausforderung. Ich denke, ich könnte sehr viel Erfahrung einbringen, was unsere Schiedsrichter und internationale Tätigkeiten betrifft. Ich werde mich natürlich zur Verfügung stellen, wenn ich gefragt werden würde. Mir liegt das Schiedsrichter-Wesen sehr am Herzen und ich denke, ich könnte meinen Beitrag leisten.

LAOLA1: Wer entscheidet?

Plautz: Die Präsidenten der Landesverbände auf Empfehlung des Vorsitzenden der ÖFB-Schiedsrichter-Kommission (Robert Sedlacek, Anm.). Er wird diese abgeben und die Präsidenten entscheiden dann, wer zu wählen ist und wer nicht. Wenn ich gefragt werde, stelle ich mich, wenn nicht, dann kann ich ja nicht.

LAOLA1: Wenn Sie die Wahl für sich entscheiden würden, was würden Sie verbessern?

Plautz: Ich denke, man kann sehr viel verbessern, wenn man neu ist. Ein neuer Besen kehrt immer gut. Ich denke, dass das österreichische Schiedsrichter-Wesen aktuell etwas hinten nach hinkt. Das wird die zentrale Aufgabe sein, dass wir wieder so positioniert sind, um einen Schiedsrichter zu einer Europameisterschaft oder einer WM entsenden zu können. Dazu müssten aber auch die Referees mehr als ihre einhundert Prozent beitragen. Denn Österreich ist leider Gottes ein kleines Land im Fußball. Wir müssen umso mehr auffallen, um berücksichtigt zu werden.

LAOLA1: Was können Sie dahingehend machen?

Plautz: Die internationalen Beziehungen zu UEFA und FIFA sind sehr wichtig und derzeit sind dort, wenn ich es richtig im Kopf habe, Leute am Werk, mit denen ich seinerzeit gepfiffen habe. Wir waren immer zusammen und sie würden es auch begrüßen, nachdem ich bei der UEFA als Mentor, Coach etc. ein gefragter Mann bin.

LAOLA1: Ein großer Kritikpunkt der Ruiss’schen Ausführungen waren die von Schiedsrichter-Manager Fritz Stuchlik abgewickelten Lauftests. Wie würde das unter Ihrer Leitung ablaufen?

Plautz: Herr Stuchlik ist Schiedsrichter-Administrator und verantwortlich, dass diese Tests abgewickelt werden. Wer sie dann überwacht und abnimmt, ist eine andere Frage und müsste zum gegebenen Zeitpunkt geklärt werden.

LAOLA1: Was wäre Ihr Leitsatz?

Plautz: Man muss sich immer wieder Gedanken machen, wie man sich verbessern kann. Etwa wenn ich Kaufmann bin: Wie kann ich meine Ware so positionieren, dass sie auch gekauft wird. Das kann man auch auf die Schiedsrichter umlegen, nämlich sich Verbesserungen zu unterziehen. Da sind sie auch willig. Wenn das eine Rad dann in das andere greift, dann haben wir auch wieder eine sehr gute „Ware“. Wobei ich sagen will, dass wir aktuell sehr gute Schiedsrichter haben, aber international hinken wir eben etwas nach. Aktuell haben wir dahingehend keinen herausragenden Referee, der auch berücksichtigt wird. Da braucht es eben leider Gottes auch Beziehungen und viele Gespräche. Aber ich bin mir sicher, Österreich wird diesbezüglich wieder im Konzert der Großen mitspielen.

LAOLA1: Sie sagen, es gibt sehr gute Schiedsrichter. Gibt es auch sehr gute Funktionäre?

Plautz: Ich war zehn Jahre an der Spitze der Aktiven in Österreich und da waren die Funktionäre die gleichen, die können also nicht schlecht gearbeitet haben. Da muss auch ein jeder Schiedsrichter seinen Beitrag leisten, um die Arbeit der Funktionäre auch umzusetzen.

LAOLA1: Also keine der acht Seiten von Herrn Ruiss entsprechen der Wahrheit?

Plautz: Das möchte ich nicht sagen. Ich kommentiere diesen Brief aber auch nicht. Ich habe ihn auch nicht gelesen, weil ich ihn auch nicht bekommen habe. Ich kenne zwar ein paar Inhalte, aber das ist die Meinung eines Schiedsrichters. Wie viel darin der Wahrheit entspricht, darüber kann sich jeder äußern. Ob das die Meinung eines jeden Referees ist, sei dahingestellt.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler