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"Brasilien wird etwas Schönes auf die Beine stellen"

Weltmeister, Champions-League- und Weltpokal-Sieger, Deutscher Meister, DFB-Pokal- und Ligapokal-Sieger.

Paulo Sergio kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken.  Seine größten Erfolge feierte der Brasilianer zweifelsohne in der deutschen Bundesliga.

Geboren am 2. Juni 1969 in Sao Paulo, spielte der Stürmer ab seinem neunzehnten Lebensjahr bei Corinthians Sao Paulo.

1993 wechselte der mittlerweile 42-Jährige nach Europa zu Bayer Leverkusen. Für die Werkself absolvierte der Angreifer  121 Partien und erzielte 47 Tore.

1997 verließ er Deutschland und heuerte beim AS Roma an. Zwei Jahre später kehrte er ins Land unserer Lieblingsnachbarn zurück. Mit seinem neuen Arbeitgeber Bayern München gewann er bis auf den UEFA-Cup alles, was es auf Klubebene zu holen gab.

2002 übersiedelte er in die Vereinigten Arabischen Emirate und spielte ein Jahr für Al-Wahda. 2003 ließ er in seine Heimat Brasilien, bei Bahia, seine Karriere ausklingen und zog noch im selben Jahr einen Schlussstrich.

Auch abseits des Rasens sorgte der Weltklasse-Fußballer für Aufsehen. So tingelte er etwa als Pastor durch die Städte, um jungen Menschen den Glauben näher zu bringen.

Bei LAOLA1 spricht Paulo Sergio über seine aktive Zeit, seine Red-Bull-Connection und die WM 2014 in Brasilien.

LAOLA1: Du bist ein sehr gläubiger Mensch, warst Werbeträger für das Buch „Kraft zu Leben“. Wie hast du zu Gott gefunden?

Paulo Sergio: Ich hatte die Gelegenheit, Werbeträger dieses Buches in Deutschland zu sein - es war ein großes Ereignis für mich. Ich wurde nicht evangelisch geboren, habe aber mit 20 Jahren meinen Weg  zu Jesus gefunden – durch einen Freund, der mich zu evangelischen Treffen mitgenommen hat. Seit diesem Zeitpunkt hat Jesus mein Leben und das meiner Familie verändert. Das hat auch mein professionelles Leben stark beeinflusst.

LAOLA1: 2014 steigt in deinem Heimatland Brasilien die Weltmeisterschaft. Welche Erwartungen hast du? Nach Südafrika 2010 liegt die Latte jedenfalls sehr hoch

Paulo Sergio: Man muss zugeben, dass Südafrika alles sehr gut organisiert hat. Ich war dort und konnte mir persönlich ein Bild davon machen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir in Brasilien auch etwas Schönes auf die Beine stellen werden. Was Motivation und Freude angeht, sind wir nicht zu toppen. 

LAOLA1: Du bist 1994 Weltmeister geworden. Wie beschreibst du ein solches Gefühl?

Paulo Sergio: Es ist sehr schwierig, solche Emotionen in Worte zu fassen. Es ist einfach ein unglaublicher Moment. Jeder Fußballer träumt von einem solchen Augenblick. Brasilien hat 24 Jahre auf diesen Titel warten müssen. Und ich konnte ein Teil der Gruppe sein, die wieder Geschichte geschrieben hat. Letztes Mal war es 1970 gewesen, damals mit Pele, Rivelinho, Carlos Alberto Torres und anderen großen Fußballern. Wir haben 1994 sehr gut gespielt, dennoch haben uns wenige Leute den Titel zugetraut. Dieser Erfolg hat uns alle bis heute beeinflusst.

LAOLA1: Du hast mit vielen großen Namen der Fußball-Szene gespielt. Hast du eine spezielle Anekdote parat?

Paulo Sergio:  Ich denke da in erster Linie an Bernd Schuster. Er war ein großer Fußballer, der unter anderem bei Real und Barçelona unter Vertrag. Es war für mich eine Ehre, mit so einem tollen Fußballer bei  Bayer Leverkusen spielen zu dürfen. Bernd hat mir bei meinen Anfängen in Deutschland sehr  viel geholfen. Als ich noch kein Deutsch konnte, hat er mir alles ins Spanische übersetzt. Er war mir wirklich eine große Hilfe und ist mittlerweile ein sehr guter Freund. Ich hatte auch die Chance mit Rudi Völler, Lothar Matthäus oder Stefan Effenberg zu spielen. Das sind alles Leute,  die in Deutschland Fußballgeschichte geschrieben haben.  Weiters war es einfach toll, mit Romario und dem damaligen Supertalent Ronaldo in der Seleçao zu stehen. Und bei Matthäus’ Abschiedsspiel habe ich mit Maradona gespielt.

LAOLA1: Welches war das bedeutendste Tor deiner Karriere?

Paulo Sergio: Das ist schwer zu sagen, weil viele Tore sehr wichtige waren. Einen sehr bedeutenden Treffer habe ich für die Bayern erzielt. Zwei Jahre nachdem wir die Champions League gegen Manchester United verloren hatten,  gab es die Neuauflage im Viertelfinale. Wir haben damals das Hinspiel im Old Trafford gewonnen,  ich habe das Tor in der letzten Minute geschossen. Schlussendlich konnten wir in diesem Jahr auch die „Königsklasse“ gewinnen.  Weiters werden mir meine Treffer bei  Corinthians oder bei Bayer Leverkusen im Derby gegen Köln ewig in Erinnerung bleiben. Der Treffer gegen Köln war eines der schönsten Tore meiner Karriere und wurde dann auch als Tor des Monats ausgewählt.

LAOLA1: In Deutschland hast du Bekanntschaft mit Toni Polster und Andreas Herzog gemacht. Was verbindest du mit den beiden Österreichern?

Paulo Sergio: Ich erwähnte vorher ein Tor gegen Köln, wo Toni spielte. Er ist ein sehr lustiger Mensch. Wir haben auch mal gemeinsam gespielt. Es gab in Deutschland einmal das Duell DFB-Nationalmannschaft gegen die „Deutsche Ausländerauswahl“.  Toni und ich haben gut harmoniert. Andi war eine wichtige Stütze bei Werder Bremen. Es war immer unangenehm, wenn es gegen die Bremer gegangen ist.

LAOLA1: Hast du sonst noch eine sportliche Beziehung zu Österreich?

Paulo Sergio: Nein, mit Österreich mache ich derzeit Geschäfte, aber in der Zukunft könnte sich etwas ergeben.

LAOLA1: Nach deinem Karriereende 2003 ist es still um dich geworden.  Fünf Jahre später bist du dann plötzlich Trainer von Red Bull Brazil geworden. Dein Gastspiel dauerte aber nur eine Saison. Eine einmalige Sache, oder kannst du dir vorstellen, in Zukunft als Trainer zu fungieren?

Paulo Sergio: Es war eine sehr gute Erfahrung, aber derzeit würde mir für einen Trainerjob die Zeit fehlen. Ein Trainer braucht 24 Stunden am Tag Zeit und ich habe derzeit andere Ziele. Ich möchte Reisen, Geschäfte machen und einfach mein Leben genießen. Aber es war eine gute Erfahrung, an die ich mich gerne zurückerinnere.

LAOLA1: Hast du weiterhin Kontakt zu Red Bull?

Paulo Sergio:  Nur geschäftliche Kontakte in Brasilien.

Das Interview führte Martin Wechtl