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Arbeitslosen-Problematik: Die Angst, übrig zu bleiben

Arbeitslosen-Problematik: Die Angst, übrig zu bleiben

Ob GAK, LASK, Austria Klagenfurt oder Wiener Sportklub – in den heimischen Regionalligen tummeln sich einige Traditionklubs, die allein aufgrund ihrer Historie zu Höherem berufen wären.

Auch viele neue Gesichter, welche ab sofort die dritthöchste Leistungsstufe bereichern, können sich sehen lassen.

Ob ehemalige ÖFB-Teamspieler, Top-Legionäre oder einfach nur gestandene Bundesliga-Kicker – prominente Namen finden sich auf dem „Einkaufszettel“ so mancher Regionalligisten zuhauf.

Von Aufhauser über Muratovic zu Vorisek

Eine kleine Auswahl: Rene Aufhauser, Wolfgang Mair und Florian Metz heuerten beim neuen Red-Bull-Ableger FC Liefering an. Samir Muratovic lässt seine Karriere beim FC Gratkorn ausklingen und kickt dort wieder an der Seite seines Ex-Sturm-Kollegen Dominic Hassler.

Erste-Liga-Absteiger LASK ist für Routiniers wie Mario Hieblinger, Georg Harding oder Wolfgang Klapf eine attraktive Adresse, ebenso wie Austria Klagenfurt für Akteure wie Hannes Eder, Marc Sand, Stefan Erkinger, Eric Akoto oder Thierry Fidjeu-Tazemeta.

In Pasching sind die Ambitionen dank Red Bull wieder gestiegen, Neuzugänge wie Casanova, Thomas Krammer, Mark Prettenthaler oder Lukas Mössner belegen dies.

Langzeit-Bundesliga-Legionär Fernando Troyansky versucht sich ab sofort ebenso wie sein bisheriger Wiener-Neustadt-Kumpel Edin Salkic beim FAC Team für Wien, der frühere Rapidler und Austrianer Petr Vorisek ist beim SV Wallern an der Seite eines gewissen Herwig Drechsel als Leitwolf gedacht.

Transferschluss 15. Juli

Die Motive dieser Kicker, in Zukunft in vermeintlichen Amateurligen dem Ball nachzujagen, sind natürlich unterschiedliche.

Manche lassen einfach ihre Karriere niederklassiger ausklingen, dank einiger zahlungskräftiger Arbeitgeber ist zudem auch der finanzielle Anreiz in vielen Fällen nicht zu verleugnen – vor allem im Vergleich zur in pekuniären Angelegenheiten in vielen Fällen nicht gerade auf die Butterseite des Fußballlebens gefallenen Ersten Liga.

Aber es gibt durchaus auch Beispiele, die sich aus Sicherheitsdenken gegen eine eigentlich angestrebte Zukunft im Profibereich und für einen sicheren Arbeitsplatz im Amateurbereich entschieden haben – und das aus gutem Grund.

Denn der Transferschluss für die Amateurligen (also Regionalliga abwärts) ist der 15. Juli. Danach geht nichts mehr, auch nicht für arbeitslose Spieler.

„Der ÖFB wehrt sich mit Händen und Füßen“

„Der ÖFB ist leider nicht bereit, sich den 15. Juli betreffend zu bewegen, und wehrt sich mit Händen und Füßen, weil dies Wettbewerbsverzerrung sei. Es ist völlig okay, wenn Profis in die Regionalliga gehen, aber sie sollten zumindest die Option haben, dies auch nach dem 15. Juli tun zu können“, erklärt Gernot Zirngast im Gespräch mit LAOLA1.

Laut Vorsitzendem der Spielergewerkschaft VdF seien viele vertragslose Spieler einem unnötigen Druck ausgesetzt, sich zu früh gegen eine Zukunft in einer der beiden höchsten Spielklassen zu entscheiden. Die klare Forderung lautet, diesen Stichtag für Vertragsspieler nach hinten zu verlegen.

Denn viele Spieler sind nicht bereit, das Risiko der Arbeitslosigkeit einzugehen. Dabei besteht oftmals durchaus auch im Saisonverlauf noch Bedarf an neuen Spielern, wie im Vorjahr die Beispiele Andreas Lukse (FC Lustenau) oder Andreas Dober (Hartberg) belegten.

Als Startschuss für eine umfangreiche Aufarbeitung der Arbeitslosen-Problematik im Fußball organisierte die VdF heuer erstmals ein Länderspiel arbeitsloser Kicker.

Atan im österreichischen Kader

Gegner ist am Mittwochabend ab 19 Uhr in Grödig Deutschland. Im österreichischen Kader stehen Akteure wie Cem Atan (der frühere ÖFB-Teamspieler befindet sich seit Jänner auf Vereinssuche), Thomas Piermayr (zuletzt Schottland-Legionär bei Inverness), Alexander Schachner (zuletzt dritter Goalie bei Sturm), Deniz Mujic (bis Jänner noch Legionär bei den Bayern Amateuren) oder Ulrich Winkler (zuletzt LASK).

Diese Spieler spekulieren weiterhin auf einen Job im Profibereich und könnten, sofern sie leer ausgehen, frühestens im Jänner in der Regionalliga anheuern.

Ebenfalls mit dabei ist der frühere Rapidler Florian Sturm, der laut Zirngast ein ideales Beispiel für einen Profi, der widerwillig den Weg zurück in den Amateurfußball einschlug, darstellt. Der Tiroler war zuletzt bei der Vienna engagiert und kickt in Zukunft wieder für seinen Heimatverein Wörgl.

In Deutschland ist die Einrichtung eines Camps, in dem sich arbeitslose Fußballer unter Anleitung professioneller Trainer für einen potenziellen neuen Arbeitgeber fit halten können, längst Usus.

Einrichtung eines Camps nach deutschem Vorbild?

In Österreich scheitert ein solches Projekt an der Finanzierung. Die VdF würde ein Drittel der Kosten übernehmen. „Es geht aber nur, wenn der ÖFB und die Bundesliga ihrer Verantwortung gerecht werden und sich beteiligen“, moniert Zirngast.

Das Thema Arbeitslosigkeit im Fußball dürfte in den kommenden Jahren ohnehin vermehrt in den Fokus rücken. Derzeit sind hierzulande rund 100 Kicker arbeitslos gemeldet, Tendenz steigend.

„In den Akademien werden viele Jugendliche zu Fußballern ausgebildet. Aber was passiert mit ihnen, wenn sie die Akademien verlassen? Jene, die steckenbleiben, brauchen Unterstützung“, verdeutlicht Zirngast.

Und dabei geht es nicht nur um die prominenten Vertreter ihrer Zunft – auch wenn es davon genügend gibt. So stehen aktuell etwa Größen wie Paul Scharner, Andreas Ibertsberger, Johnny Ertl oder Helge Payer noch ohne Arbeitgeber da.

Ein Thema, das den Profifußball definitiv bewegt…

Peter Altmann