Mehrere tausend Leute drängten sich im und um das Areal der neuen Heimstätte der Roten. In Vierer- und Fünferreihen versuchten die Zuschauer irgendwie einen möglichst guten Blick auf das Spielfeld zu erhaschen. Viele weitere versammelten sich auf den Erhöhungen außerhalb der Netze und Absperrungen und wohnten dem Spiel bei.

Mitte der ersten Halbzeit dann die Durchsage des Platzsprechers. 2800 Besucher und damit ausverkauftes Haus. Applaus ging durch die Menge, der Fanklub stimmte, von dieser großartigen Nachricht beflügelt, gleich lautstark das nächste Lied an.

Plassnegger kehrt als Trainer zum GAK zurück

Mittendrin und einer der Protagonisten dieses Fußball-Nachmittags ist der langjährige Bundesliga-Spieler und jetzige GAK-Trainer Gernot Plassnegger.

Frenetisch werden er und sein Team nach Abpfiff der Partie und dem Endstand von 3:0 gefeiert. Mit diesem Sieg wurde ein großer Schritt Richtung Meistertitel und dem sofortigem Aufstieg in die Gebietsliga gemacht. Plassnegger hat also allen Grund zur Freude, doch das war während seiner Zusammenarbeit mit dem GAK nicht immer so.

Insgesamt zwei Jahre, von 2004 bis 2006, stand der gebürtige Leobener in der Bundesliga bei den „Roten Teufeln“ unter Vertrag. Zwei Jahre, in denen er pünktliche Gehaltszahlungen nur von Erzählungen kannte und sich der erste Konkurs bereits abzeichnete, wie er im Gespräch mit LAOLA1 zu berichten weiß.

Das war auch der Grund, warum er im Sommer 2006 aus seinem Vertrag ausstieg und zum SK Rapid wechselte. „Es gab immer wieder Probleme. Es war so, dass wir länger kein Geld bekommen haben. Wir haben immer wieder gefragt und es hat ständig geheißen, dass das Geld schon bezahlt ist. Aber wenn man dann zwei Tage später auf sein Konto geschaut hat, war noch immer nichts da. Irgendwann reicht es dann einfach“, spricht er aus leidvoller Erfahrung.

Neustart mit fähigen Leuten

Doch für den 36-Jährigen zählt die Vergangenheit nicht mehr: „Mein Herz ist Rot, der GAK ist für mich extrem wichtig und letzten Sommer haben wir die Chance bekommen, etwas Neues zu starten.“

Eine Neugründung, bei der vieles anders, vieles besser gemacht werden muss. Bei diesem Vorhaben hat Plassnegger aber vollstes Vertrauen: „Die Fans und Leute stehen absolut dahinter und jetzt sind im Hintergrund wirklich sehr fähige Personen am Werk, die den Verein auf einer soliden Basis halten.“

Diese solide Basis kann nur gehalten werden, wenn mit dem vorhandenen Geld richtig kalkuliert wird. Ein Thema, das zu Beginn kein allzu großes Problem darstellen sollte, wenn man Plassnegger glauben schenken darf:

„Es wollten einige zu uns kommen, die auch Geld verdienen wollten. Geld ist aber in der 1. Klasse nicht zu verdienen und deswegen sind nur jene Spieler zu uns gekommen, die darauf verzichtet haben. Diese Spieler hätten woanders wesentlich mehr bekommen, wollten aber bei diesem Projekt dabei sein und haben absoluten Charakter. Das war für uns das Wichtigste.“

Unter anderem ließen sich zum Beispiel die Ex-Bundesligaspieler Philipp Schenk und Gerald Säumel zu einem Engagement beim GAK 1902 überreden.

„Fußball lebt von Tradition“

Zusätzlich könnten bei der Entscheidung einiger Spieler für das Projekt GAK natürlich auch die Fans und der Support eine Rolle gespielt haben.

Eine Stimmung wie im Spiel gegen Judendorf wird sogar bei manch einem Bundesliga-Klub vergeblich gesucht. Angesichts der teilweise bescheidenen Anhängerschaft und fehlender Tradition nicht wirklich verwunderlich.

„Man muss halt immer sehen, dass diese Klubs sportlich hockgekommen sind. Bei den sogenannten Traditionsvereinen sind viele Fehler passiert und wenn diese nicht gemacht worden wären, wären diese kleinen Klubs vermutlich nicht so zahlreich in der Bundesliga“, äußert sich Plassnegger zu dieser oftmals heiß diskutierten Thematik.

„Ich freue mich immer, wenn ein Traditionsverein wieder hochkommt bzw. oben bleibt, denn der Fußball lebt von Tradition. Nur darf man halt auch nicht außer Acht lassen, dass die kleinen Klubs diesen Aufstieg sportlich geschafft und es sich deswegen auch verdient haben.“

Man muss auf Rückschläge gefasst sein

Rechnerisch könnte der GAK frühestens in sechs Jahren wieder in der höchsten österreichischen Spielklasse vertreten sein. Ob es allerdings so einfach geht, wagt Plassnegger zu bezweifeln.

„Im Fußball so lange voraus zu planen ist schwer. Wir befinden uns auf jeden Fall auf einem guten Weg. Es wird aber irgendwann auch einmal eine Zeit kommen, wo man vielleicht hängen bleibt und dann sieht man auch, inwieweit der Verein in sich geschlossen ist. Es wird nicht immer nur bergauf gehen, es werden auch Rückschläge kommen und darauf muss man auch gefasst sein“, analysiert er die Situation realistisch.

Ob es nun sechs, zehn, oder vielleicht noch ein paar Jahre mehr sind, bis der GAK 1902 wieder zurück im Profigeschäft ist, wird sich zeigen. Eines ist auf jeden Fall sicher: Der Verein und seine Tradition lebt (wieder), auch wenn es vorerst nur gegen Judendorf, St. Radegund und Co. geht.

 

Marc Schwarz