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"Niveau der Bundesliga überzeugt mich nicht"

Eigentlich hält Wolfgang Feiersinger wenig von Geburtstagsfeiern. "Ich bin nicht der Party-Typ", sagt der frühere österreichische Teamspieler.

Am Freitag aber macht der Salzburger eine Ausnahme und stößt in seiner Hütte in Aurach bei Kitzbühel auf seinen 50er an. "Doch nur im kleinen Kreis", betont Feiersinger.

Gesundheit ist das Wichtigste

Die Abgeschiedenheit der Berge übt auf den Jubilar eine deutlich größere Anziehungskraft aus als die Glamour-Welt des Profi-Fußballs. Der frühere Champions-League-Sieger und WM-Teilnehmer hat die elementaren Dinge des Lebens schätzen gelernt.

"Wenn mir die Leute früher erzählt haben, das Wichtigste ist die Gesundheit, habe ich gelacht und den Kopf geschüttelt. Heute weiß ich, dass sie recht hatten."

Zu dieser Erkenntnis kam Feiersinger am Abend des 10. Dezember 2013. Damals brach er beim Bruno-Pezzey-Gedenkturnier zusammen und schwebte aufgrund von Herzrhythmusstörungen in Lebensgefahr. Grund dafür war ein vergrößerter Vorhof in seinem von jahrelangem Spitzensport gezeichnetem Herzen.

Fußball nur Randthema

Mittlerweile ist Feiersinger wieder gesund, ganz ohne Stents oder Bypässe. Die physische Genesung nahm aber weit weniger Zeit in Anspruch als die psychische. "Das ist so unerwartet gekommen, dass ich ein Jahr lang damit zu tun hatte, es mental zu verkraften. Das Urvertrauen in meinen Körper hat extrem gelitten und ist noch immer nicht hundertprozentig da."

Allerdings fühle er sich deutlich besser als in den Wochen nach dem Zusammenbruch. "Da hatte ich wirklich massive Probleme. In dieser Zeit habe ich mich nicht einmal richtig vor die Haustür getraut", erzählt Feiersinger. "Aber jetzt bin ich schon wieder fest auf Ski-Touren unterwegs."

Für den Fußball bleibt da nicht allzu viel Zeit. "Im Fernsehen schaue ich mir das Nationalteam und die deutsche Bundesliga an, doch die österreichische Liga nur selten. Das Niveau unserer Bundesliga überzeugt mich nicht wirklich", meint Feiersinger.

Gesteigerteres Söldnertum

Die mangelnde Qualität des heimischen Klub-Fußballs hängt laut Feiersinger mit der Dominanz von Red Bull Salzburg zusammen. "Schade, dass es keine Konkurrenten gibt. Es ist schlimm zu sehen, wo Rapid und Austria herumkurven."

Den Red-Bull-Einstieg bei seinem Herzensklub sieht Feiersinger nach wie vor positiv, hätte sich aber von Beginn an mehr Weitblick von den neuen Verantwortlichen gewünscht. "Man hätte mehr den Dialog mit den Austria-Salzburg-Fans suchen und von Anfang an mehr Kontinuität reinbringen sollen."

Das Engagement von Red Bull steht beispielhaft für eine neue Ära im Fußball, der Feiersinger wenig abgewinnen kann. "Das Profitum hat sich stark gewandelt. Früher hat es mehr Identifikation mit dem Verein gegeben, heutzutage gibt es viel mehr Söldnertum, weil viel mehr Geld im Spiel ist."

Enttäuschung CL-Finale

Allerdings zeigt sich der frühere Abwehrspieler auch verständnisvoll. "Wenn ich 20 oder 30 Jahre jünger wäre, hätte ich wahrscheinlich auch geschaut, dass ich in meiner aktiven Zeit so viel wie möglich herausholen kann."

In seiner Karriere erhielt aber auch Feiersinger für damalige Verhältnisse gut dotierte Verträge - so vor allem bei Borussia Dortmund, wo er von 1996 bis 2000 engagiert war. "Das war sportlich das Größte, bei so einem Klub zu spielen, einfach unglaublich", erinnert sich Feiersinger. Beim BVB erlebte er aber auch seine bitterste Stunde als Profi.

Der Salzburger hatte 1997 großen Anteil am Einzug der Dortmunder ins Champions-League-Endspiel. Beim Final-Sieg über Juventus jedoch wurde er von Trainer Ottmar Hitzfeld nicht einmal in den Kader berufen, nachdem Matthias Sammer wieder fit geworden war.

"Das werde ich nie vergessen, es war absolut ungerecht und niederschmetternd." Feiersinger erfuhr von seiner Degradierung beim Mittagessen vor dem Spiel. "Wenn ich es wenigstens ein bisschen früher gewusst hätte, wäre es eventuell leichter zu verkraften gewesen", vermutet der ehemalige Defensivspezialist.

1998 wäre mehr möglich gewesen

Mit den Protagonisten von damals hat sich Feiersinger längst ausgesprochen. "Ich hege gegen niemand einen Groll." Er denke lieber an die schönen Momente seiner Laufbahn, so etwa die großen Spiele mit Dortmund, die Meistertitel und Europacup-Triumphe mit Salzburg oder die erfolgreiche WM-Qualifikation mit dem Nationalteam.

Die Endrunde 1998 mit dem Ausscheiden in der Gruppenphase ist dem Vater von ÖFB-Teamspielerin Laura Feiersinger weniger gut in Erinnerung geblieben. "Dort hätten wir mutiger auftreten sollen. Mit dieser Klasse, die wir damals gehabt haben, hätten wir weiterkommen müssen."