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Lieferinger Jubel im altbekannten Tränental

Lieferinger Jubel im altbekannten Tränental

Nach 3:37 Minuten war der Käse praktisch schon gegessen.

Der Weitschuss von Andre Silva Ramalho schlug nicht nur ins Tor ein, sondern traf den LASK mitten ins Herz und spielte dem FC Liefering perfekt in die Karten.

Stefan Savic' Treffer zum 2:0 machte endgültig alles klar, nach 27 Minuten war auch dem letzten Optimisten unter den 6700 schwarz-weißen Fans klar: Nach dem 0:2 im Hinspiel wird es nichts mit dem ersehnten Aufstieg in die Erste Liga und der so wichtigen Rückkehr in den Profifußball. Es wurde vielmehr die Rückkehr ins altbekannte Tränental.

Ohne Duschen zurück nach Salzburg

Für die Salzburger hingegen hat sich der Traum nach dem 3:0 im Rückspiel erfüllt. Und vor allem für Red Bull, das nun nach drei Jahren Absenz neben Salzburg wieder ein Team im Profifußball hat und für diese Zwecke vor einem Jahr den USK Anif zum FC Liefering gemacht hat. Erfolgreich, wie sich nun herausstellte.

"Wir hatten gegen einen starken Gegner einen günstigen Spielverlauf. Wir haben aber auch mit viel Leidenschaft gespielt, es war ein hochverdienter Sieg und ich bin froh, dass wir nächste Saison eine Liga höher spielen. Ich bin stolz auf die Mannschaft, es ist ein toller Erfolg für den Verein", freute sich Peter Zeidler.

Der Trainer konnte mit seinen Spielern in Linz gar nicht lange feiern. Weil einmal mehr einige "Fans" der Athletiker sich daneben benahmen, ordnete die Polizei an, dass die Mannschaft schnellstmöglich das Linzer Stadion verlassen sollte.

"Werden nicht abheben"

So ging es ohne Duschen ab in den Bus. Dort und später in Salzburg wurde der Aufstieg in die Erste Liga dann so richtig gefeiert. Ein 5:0 im Gesamtscore ließ keinen Zweifel über die Berechtigung zum Aufstieg aufkommen.

"Wir hatten dann einfach auch Spaß an unserem Spiel, am Pressing. Teilweise war es sicherlich eine Gala. Aber wir werden deswegen sicher nicht abheben", so der Erfolgs-Coach, der im ersten Jahr die Mission klarmachte.

Die Linzer hingegen mussten die Mission, das Hinspiel noch umzudrehen, früh für unmöglich betrachten. Vor allem nach dem schnellen 0:1. "Das war einfach ein Nackenschlag. Es wollte nicht sein", hielt Christoph Kobleder fest.

"Der Ball hat unheimlich geflattert", erklärte später Tormann Pavao Pervan, dem wohl auch die nach Österreich zurückgekehrte Sonne behinderte.

Daxbacher: "Liefering war überlegen"

"Ganz zu Beginn sind wir so aufgetreten, wie wir uns das vorgestellt haben und konnten den Gegner unter Druck setzen. Doch als der zum ersten Mal über die Mittellinie kam, stand es 0:1. Dann erzielen wir das 1:1, das aberkannt wurde und das Seine dazu beigetragen hat, und bekommen im Gegenzug nach einem schweren individuellen Fehler das 0:2. Damit war es gelaufen und man muss die Überlegenheit Lieferings anerkennen", analysierte Trainer Karl Daxbacher.
 
"In Linz haben sich viele gedacht, wir seien der Favorit, aber sicher nicht wir. Wir wussten um die Stärke. Liefering hat junge, hochtalentierte Spieler, die ganz genau ausgesucht werden, samt dazu gekauften Routiniers", unterstrich der 60-Jährige, dass man die Aufgabe nicht unterschätzt habe.
 
Der Traditionsklub unterlag zwei Mal einem stärkeren Gegner, der verstand, wie man gegen die Oberösterreicher auftreten muss. Das Salzburger Pressing bereitete den Linzern die Probleme, die sie zuvor kaum kannten. Zudem konnten sie in beiden Spielen nicht ihre Topform abrufen, wenngleich der Wille ersichtlich war.
 
Für den LASK brechen nun harte Zeiten an. Die Mannschaft wird in dieser Konstellation sicher nicht zusammenbleiben. 

Zukunft bleibt noch offen

Trainer Karl Daxbacher ließ sich kurz nach dem Spiel offen, wie es weiter geht. Präsident Peter-Michael Reichel ließ wissen: "Sein Vertrag läuft aus, aber er kann bleiben, wenn er will."

Was sagt der Niederösterreicher? "Das will ich so kurz nach dem Spiel nicht entscheiden, ich brauche auch ein wenig Abstand. Es muss ein Gespräch geben, wie sich der Präsident das nächste Jahr vorstellt. Ich bin aber jetzt enttäuscht und möchte auch nichts sagen, was mir später vielleicht leid tut."

Pikanterweise war es so oder so gar nicht sein letztes Spiel. Weil es aus dem Aufstieg nichts wurde, müssen die Linzer am Samstag dank der "kuriosen Ansetzung des oberösterreichischen Verbandes" (Daxbacher) gegen Edelweiß Linz noch Qualifikation für den Cup spielen. Cupsieger Pasching übrigens auch.

Da werden schon einige Spieler fehlen, etwa Kapitän Mario Hieblinger, der sich entschuldigen ließ, aber immerhin für die nächste Saison zurückkommt. Der Abwehrchef hat noch einen Jahr Vertrag. Georg Harding, dessen Vertrag wie u.a. jener von Daniel Kogler, Benjamin Freudenthaler oder Marko Babic ausgelaufen ist, weilt da schon im Urlaub.

Vujanovic kann sich Verbleib vorstellen

Bei anderen Spielern wurde die Option bereits gezogen, wie etwa bei Balakiyem Takougnadi (bis 2015), Christoph Kobleder und allen voran Radovan Vujanovic (jeweils ein Jahr). Der Top-Stürmer der Regionalliga ist auch in der Bundesliga begehrt (u.a. Grödig), der 31-Jährige kann sich aber auch einen Verbleib vorstellen.

"Ich bin 31 und nicht mehr 18, wo ich unbedingt sofort in die Bundesliga gehen muss, wenn es ein Angebot gibt. Ich muss mir aber erst ansehen, wie das Konzept hier nun aussieht. Es kommt darauf an, ob man wieder, vielleicht mit Trainer Daxbacher, angreift oder ob sieben, acht Spieler samt Coach gehen. Dann musst du wohl die Chance Bundesliga nutzen. Aber man wird sehen."

Der verpasste Aufstieg ärgerte gemäß des Stürmers keinen mehr als ihn, diese ausgelassene Chance, nach dem Fall schnell in den Profifußball zurückzukehren und dort wieder anzugreifen. Der Stachel sitzt nun einmal mehr bei den oftmals gebeutelten LASK-Fans tief. Andere so genannte Anhänger, eher irrgeleitete Jugendliche, nutzten die Fußball-Bühne einmal mehr unrühmlich.

Irrgeleitete Jugendliche

Das gipfelte in einer unnötigen Aktion, bei der 20-30 Unruhestifter über den Zaun sprangen und für eine zehnminütige Spielunterbrechung kurz nach dem 0:3 sorgten. Der sportliche Schaden nicht genug, folgte damit auch ein wirtschaftlicher. 

"Vor einer Woche bin ich mit den Fans noch zusammengesessen und wir haben uns geeinigt, einen Neubeginn zu machen. Der ist jäh zerbrochen. Ich wollte mich für die Fans auf die Schienen schmeißen, bin darüber nun noch mehr enttäuscht als über den Nicht-Aufstieg."

Statt eines schwarz-weißen Fußball-Festes wurde es einmal mehr ein schwarzer Tag in der jüngeren LASK-Geschichte.

 

Bernhard Kastler