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Trotz Last-Minute-Tor: "Sind weiterhin im Rennen"

Trotz Last-Minute-Tor:

„Wer nicht hüpft, der ist ein Wiener...“

Noch lange nach dem Schlusspfiff feierten die rund 1.000 mitgereisten Salzburg-Anhänger gemeinsam mit ihrer Mannschaft ein 2:2, das sich wie ein Sieg anfühlte.

Dabei sah es Minuten zuvor ganz und gar nicht danach aus, dass die Violetten aus Maxglan an diesem Abend einen Grund zum Jubeln hätten. Der FAC hatte das Relegations-Hinspiel gedreht, führte bis zur 92. Minute mit 2:1 und sehnte den Schlusspfiff herbei.

„Ein Wahnsinn“

Doch dieser ertönte nicht, ehe ein Schuss von Mihael Rajic via „Unglücksrabe“ Mehmet Sütcü doch noch den Weg ins Floridsdorfer Tor fand. Saß zuvor noch der FAC am längeren Ast, heißt es nun: Vorteil Salzburg. Das 2:2 änderte Ausgangs- und Stimmungslage.

„Es war ein Wahnsinn, einfach ein schönes Gefühl“, freute sich der Initiator des späten Ausgleichs und lobte vor allem den Kampfgeist, „der uns die ganze Saison über ausgezeichnet hat“. Aber anstatt sich zu lange mit Jubel-Reden aufzuhalten, dachte der Mittelfeld-Mann lieber an das bevorstehende Rückspiel. „Es ist noch nicht alles. Im Fußball passiert so viel“, hob Rajic den Finger.

Im Moment des Treffers kannte der Jubel freilich keine Grenzen, schon gar nicht beim SVAS-Anhang. Wie schon beim Führungstreffer von Marko Vujic (38.) taten die Schlachtenbummler ihre Freude unter Zuhilfenahme bengalischer Feuer kund.

Des einen Freud, des anderen Leid

Im Gegensatz zum ÖFB störte FAC-Coach Hans Kleer die aufgeheizte Atmospähre nicht: „Das ist Fußball, das ist Emotion.“ Es sei „geil“ gewesen, hier heute gespielt zu haben.

Nicht „geil“: Die Spielanlage seiner Mannschaft in der Schlussphase. „Wir hatten den Beistrich in der Hose und wollten nur noch verteidigen, anstatt nach vorne zu spielen“, analysierte Kleer, der zugab, nach dem 2:2 „fuchsteufelswild“ gewesen zu sein, weil sein Team „mehr Aufwand“ betrieben habe. Anmerken ließ er sich davon nach dem Schlusspfiff nichts mehr.

Stattdessen resümierte er. „Wir sind weiterhin im Rennen und haben gesehen, dass wir mithalten können und phasenweise sogar die bessere Mannschaft waren.“

"Aufgeheizte" Atmosphäre am FAC-Platz

„Fußball gehört emotional gelebt“

Die Austria kennt ihre eigene Zukunft diesbezüglich besser. „Es sind drei Kandidaten übrig geblieben“, erklärte Stöger. Die „finalen Gespräche“ sollen bereits am Dienstag und Mittwoch geführt werden. Unmittelbar nach der Relegation werde man den Namen offiziell bekanntgeben.

Herbert Gager wird er nicht lauten. Mit dem 44-Jährigen, der am Montag seinen Abschied von der Wiener Austria bekanntgab, habe es keine Gespräche gegeben. „Ich glaube, dass man ihn bei einem blau-gelben Verein in Niederösterreich wiederfinden wird“, deutete Stöger Gespräche zwischen Gager und dem SKN St. Pölten an.

Währenddessen feierten die Salzburg-Akteure immer noch ausgelassen vor der Fan-„Kurve“, die auf dem FAC-Platz eine Gerade ist. Die Mannschaft hätte es sich das „verdient“, segnete der Sportdirektor die Feierlichkeiten gerne ab.

„Wir haben nicht aufgegeben, das zeichnet unseren Verein aus. Von der Putzfrau bis zu den Fans“, sagte Stöger, der hofft, dass deren „Bengalo-Jubel“ ohne Konsequenzen bleibt. „Am Ende des Tages muss man auch beim ÖFB Verständnis dafür zeigen. Fußball gehört emotional gelebt.“

Doch darüber haben andere zu entscheiden.

 

Kevin Bell

„Erst einmal sacken lassen“

In einer dieser Phasen verwandelten Martin Demic (61.) und Michael Pittnauer (68.) einen 0:1-Rückstand in eine 2:1-Führung. Für Letzteren wirkte sein Schlenzer in Robben-Manier, nach dem er zuvor oft unglücklich agierte, wie eine Befreiung. „Ich hab mir nur gedacht: Endlich!“

Nach dem Spiel waren die Emotionen, wenn auch die andersgearteten, noch präsent. „Das muss man erst einmal sacken lassen. Alle haben gesagt, dass wir keine Chance haben, aber wenn man das Spiel über 90 Minuten betrachtet, waren wir ein Stückchen stärker. So ein Gegentor ist dann besonders bitter“, ärgerte sich Pittnauer über „Spielverderber“ Rajic.

„So ein Tor kann viel bewirken“, erfreut sich Salzburg-Trainer Miro Polak der schlagartig verbesserten Ausgangslage. „Ich kann mir vorstellen, dass es für den Gegner mental nicht einfach ist“, mutmaßt der 56-Jährige, der zugab, dass seine Schützlinge nach den Gegentreffern „angeschlagen und enttäuscht“ wirkten.

Der Ausgleich ändere „einiges, aber nicht alles“, sagt Polaks Gegenüber. „Wir können auch auswärts bestehen“, ist sich Kleer sicher.

Altbewährtes

Große Umstellungen wird der FAC-Coach dann nicht vornehmen. „Wir müssen in einigen Situationen konsequenter sein“, will der 44-Jährige die „Fahrlässigkeit vor dem Tor“ am Donnerstag ausgemerzt sehen.

Obwohl die Wiener in den ersten 90 Minuten das Gegenteil bewiesen haben, muss man sich die Außenseiter-Rolle wohl ein weiteres Mal andichten lassen. Eine derart weite Auswärtsfahrt ist für den FAC nichts Alltägliches.

Für Kleer ein Nachteil, den man versucht mit Routinen zu bekämpfen. „Wir werden am selben Tag anreisen, was anderes sind wir nicht gewohnt.“

Polak will alle beschenken

In besagtem Rückspiel wird Polak ein letztes Mal auf der Trainer-Bank der Salzburger Austria Platz nehmen. Der Vertrag des gebürtigen Serben läuft mit Saison-Ende aus, auf eine Verlängerung konnte er sich mit der Klub-Führung nicht einigen.

Böses Blut gibt es dennoch nicht, wie Sportdirektor Gerhard Stöger betont. „Ich muss eine Lanze für Miro brechen, zwischen uns passt kein Blatt Papier. Ich möchte die tolle Zusammenarbeit keine Sekunde missen.“

Eine Zusammenarbeit, die in der Rückkehr in den Profi-Fußball gipfeln soll. „Ich möchte uns allen ein Geschenk machen, in erster Linie der Mannschaft und den Fans“, blickt Polak dem finalen Showdown entgegen. Was er in Zukunft macht, wisse er noch nicht.