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"Jede Liga ist auf ihre Weise eine Herausforderung"

Peter-Michael Reichel und Raststationen. Für den LASK-Boss mehr nur als ein Ort für Pausen. Sie sind für ihn beliebte Treffpunkte für Verhandlungen – egal ob mit Spielern oder Trainern.

Dieses Mal traf sich der Klubchef in Oed, das ziemlich in der Mitte zwischen Linz und St. Pölten liegt. Dort kann man für Autobahn-Verhältnisse nicht nur billig tanken, sondern auch Burger essen.

Oder Karl Daxbacher treffen und ihm den LASK trotz Absturzes in die Regionalliga schmackhaft machen. Erfolgreich, wie sich herausstellte. Doch auch der Trainer kam dem Boss entgegen.

„Es war ihm ein Anliegen“

„Er weiß natürlich, dass er in der Regionalliga weniger verdient als in der Bundesliga. Es war ihm aber ein Anliegen, uns zu helfen“, erklärt Reichel gegenüber LAOLA1 am Rande seines WTA-Turniers in Bad Gastein.

Daxbacher und LASK – das passte schon einmal. 2007 führte der Niederösterreicher die Linzer in die Bundesliga, 2008 verpasste der 59-Jährige mit den Oberösterreichern im Finish einen EC-Platz.

Die Austria holte in der Folge sein Urgestein zurück nach Favoriten, dieses Mal als Chefcoach. Der Handschlagvertrag mit Reichel musste gebrochen werden.

Auf die „Veilchen“ war Reichel damals im Mai 2008 wegen des Werbens der Wiener sauer, nicht aber auf Daxbacher, mit dem er „immer in Kontakt stand – quasi halbprivat“. Es kam alles falsch rüber.

Vertragsbruch nie ein Thema

„Ich hatte für seinen Wechsel vollstes Verständnis. Nur mit der Austria hat es einige Wochen gebraucht, um eine Einigung zu erzielen. Denn es durfte nicht zum Schaden des LASK sein.“

Mit dessen Rückkehr ist Reichel mehr als zufrieden: „Er war unser Erfolgscoach zwischen 2006 und 2008. Er ist ja quasi durch uns zum Profi-Fußball gekommen und ist uns für diese Chance immer noch dankbar. Er hatte jetzt fast vier wunderschöne Jahre bei der Austria - da wissen wir ja auch was das verdienstmäßig heißt. Jetzt kann er es sich quasi leisten, einen kleineren Job anzunehmen. Die Herausforderung ist groß. Er muss aus einem Haufen an Spielern ein neues Team formen, das konkurrenzfähig ist. Er hat gesagt, er wird sein Bestes versuchen.“

Und was sagt der Protagonist selbst? LAOLA1 hat Karl Daxbacher zum Interview gebeten.

LAOLA1: Ihre LASK-Rückkehr kam überraschend, der Moniz-Rücktritt noch überraschender. Hätten Sie noch zuwarten sollen?

Karl Daxbacher: Ja, das hätte er mir mal sagen sollen (lacht).

LAOLA1: Wie kam es zu ihrem Comeback beim LASK?

Daxbacher: Wir standen schon länger in Kontakt, Herr Reichel hat sich sehr bemüht. Wir haben uns am Montag getroffen, die Entscheidung fiel dann am Dienstag. Die Einigung kam überraschend schnell, ich habe es mir überlegt und Rücksprache mit der Familie gehalten.

LAOLA1: Der Wechsel vom LASK zur Austria ließ Ihren Abgang unglücklich wirken. Wie war Ihr Kontakt mit Reichel in den vergangenen vier Jahren?

Daxbacher: Wir haben uns öfters getroffen, es war immer ein sehr korrektes Verhältnis. Er hatte auch eingesehen, dass meine Überlegung war, bei einem Angebot der Austria zuzusagen. Er sieht es entspannt. Zum damaligen Zeitpunkt hätte er es natürlich gerne gehabt, wenn die Vereinbarung eingehalten worden wäre. Aber wir haben 2008 schon alles besprochen gehabt, das hat in der Öffentlichkeit anders gewirkt.

LAOLA1: Was hat dafür gesprochen, den LASK nach dem Absturz zu übernehmen?

Daxbacher: Meine zwei Jahre Arbeit für den LASK. Ich bin wegen meiner zwei erfolgreichen Jahre in sehr guter Erinnerung geblieben, habe damals viel Sympathie von allen Seiten erworben. Wie das Gerücht aufkam, bekam ich schon die ersten positiven Rückmeldungen von Kollegen, Journalisten und Anhängern. Das tut natürlich gut und bestärkt die Entscheidung.

LAOLA1: Wollten Sie etwas zurückgeben, weil Sie es vom LASK zu Ihrer Austria schafften?

Daxbacher: Gewissermaßen schon, denn Herr Reichel hat mir damals das Vertrauen geschenkt. In einer Zeit, in der der LASK nicht aufgestiegen war und es die Saison darauf schaffen wollte. Da haben beide Seiten sehr gut profitiert. Das habe ich nicht vergessen, weil es eben den Sprung zur Austria ermöglichte. Jetzt waren auch keine anderen Angebote da, da war es auch meine Überlegung, zum LASK zu gehen. Denn er ist auch eine Institution und kein normaler Regionalliga-Verein.

LAOLA1: Gab es seit Ihrer Zeit bei der Austria kein konkretes Angebot eines anderen Vereins?

Daxbacher: Wirklich konkret nicht. Ich habe natürlich gewartet und gehofft, dass sich andere Bundesliga-Vereine, die den Trainer wechseln möchten, konkreter für mich interessieren. Das war nicht wirklich der Fall, es hat nur lose Gespräche gegeben. Mich für den LASK zu entscheiden, war dann nicht so schwer, denn ich wollte unbedingt weiter als Trainer arbeiten.

LAOLA1: Sie waren oft in St. Pölten zu Gast, weil Sie auch gleich in der Nähe wohnen. Haben Sie aber nicht auch gehofft, dort unterzukommen, wenn Martin Scherb etwa zu Ried gewechselt wäre?

Daxbacher: Ohne es jetzt bestätigen zu können: Wäre Martin Scherb frühzeitig aus seinem Vertrag ausgestiegen, dann wäre das, glaube ich, sicher ein Thema gewesen.

LAOLA1: Geld spielt bei Ihrem LASK-Engagement nun offensichtlich wirklich keine Rolle.

Daxbacher: Der Vertrag ist mit jenem von der Austria natürlich nicht zu vergleichen (lacht). Es hat einfach einen Reiz, Trainer zu sein. Das gilt für mich nicht nur in der Bundesliga. Ich habe bis auf die letzten beiden Spielklassen in allen schon trainiert, viel Erfahrung gesammelt. Jede Liga ist auf ihre Weise eine Herausforderung, ich kann damit gut umgehen.

LAOLA1: Beim LASK mangelt es nicht an der Herausforderung, sie müssen schließlich ein neues, schlagkräftiges Team formieren.

Daxbacher: Auf alle Fälle, das wird keine einfache Aufgabe. Vor allem Spieler, die weiter oben gespielt haben, zu überreden, auch in der Regionalliga für den LASK aufzulaufen. Wir werden sehen, wie die Mannschaft ausschauen wird und dann vielleicht noch Verstärkungen holen.

LAOLA1: Kann Hannes Aigner zum Bleiben überredet werden oder ist es des Gehaltes wegen undenkbar?

Daxbacher: Hinsichtlich des Gehalts kann ich nichts sagen. Ihn reizt aber wohl mehr die sportliche Herausforderung weiter oben, sofern es Angebote gibt. Er hat noch Vertrag beim LASK, ist in einer komfortablen Situation und es wird noch Gespräche geben. Für mich wäre es nur gut und recht, wenn er bleiben würde. Nicht nur weil er ein guter Spieler, sondern auch ein Leadertyp ist.

LAOLA1: So einen brauchen Sie auch für den Aufstieg. Für wie wahrscheinlich halten Sie die schnelle Rückkehr ins Profigeschäft? Ihr Vorgänger Walter Schachner meinte, dass es Jahre brauchen würde.

Daxbacher: Mein Ziel ist es auf alle Fälle. Es kann aber noch nicht gesagt werden, wie wahrscheinlich es ist, da die Mannschaft noch nicht steht. Aber es wird nicht einfach. Mit dem GAK, Pasching und Austria Klagenfurt sind neben dem LASK drei weitere ehemalige Bundesligisten in der Regionalliga Mitte. Dann kommt auch noch die Relegation hinzu. Wie schwer das ist, das hat man gerade beim GAK gesehen, Wattens ist auch schon zwei Mal hintereinander daran gescheitert. Es ist schon schwierig, Meister zu werden, und dann noch immer aufzusteigen. Aber als Trainer kann ich mich nicht immer auf die sichere Seite begeben und nur dort hingehen, wo ich sicher Erfolg habe. Das wird nicht funktionieren. Mein Ziel ist auf jeden Fall, zu versuchen, den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen.

LAOLA1: Präsident Reichel überlegt eine Art Roadshow für die Heimspiele des LASK. Braucht es aus sportlicher Sicht nicht doch eine echte Heimstätte?

Daxbacher: Eine echte Heimstätte ist wichtig, weil trotz allem zu erwarten ist, dass Fans kommen werden. Der LASK hat im ganzen Bundesland Fans, aber es wird  aus Sicherheitsgründen schwierig eine Roadshow aufzuziehen. Die Frage wird noch zu klären sein. Es wird einige Schwierigkeiten geben, dessen muss man sich bewusst sein. Es wird aber auch wichtig, damit richtig umzugehen.

LAOLA1: Ivica Vastic hat Sie bei der Austria beerbt, nun haben Sie das Rennen um den LASK-Job gewonnen. Spüren Sie Genugtuung?

Daxbacher: Das hat damit gar nichts zu tun. Ich weiß auch gar nicht, inwiefern Ivo ein Thema war.

LAOLA1: Sie haben aber schon einmal von Genugtuung hinsichtlich des Misserfolgs der Austria gesprochen.

Daxbacher: Das war aber nicht auf Ivo bezogen. Ich schätze ihn sehr, denn ich habe ihn als hervorragenden Spieler und Profi kennengelernt. Es war vielleicht die späte Einsicht, dass die Ablöse doch nicht so ganz richtig war, eine Genugtuung. Es ging auch nicht um das Verpassen des Europacup-Platzes, denn da hätte ich auch noch ganz gut partizipiert.

 

Bernhard Kastler / Christian Frühwald