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Der blonde Engel

Der blonde Engel

Strahlende Kinderaugen gelten als unbezahlbar.

Das Glitzern. Das Leuchten. Auf dieser Welt gibt es nichts Vergleichbares. Vor allem wenn es sich um die Augen einer nahestehenden Person handelt. Wie etwa die kleine Schwester.

Raphael Holzhauser begrüßte nach dem 1:0 der ÖFB-U21-Nationalmannschaft gegen die Slowakei am Donnerstag in Hartberg seine Familie auf der Tartarbahn. Sie kam aus Niederösterreich angereist.

Kein Wunder, so oft ist der 20-Jährige nicht mehr zu Hause. Sein Daheim nennt der Mittelfeldspieler mittlerweile die Stadien der deutschen Bundesliga und die ÖFB-U21, deren Kapitän der Linksfuß ist.

„Er ist nicht arrogant oder selbstherrlich“

Werner Gregoritsch lacht laut auf, als sein Stuttgart-Legionär als letzter Spieler von seiner Familie zurück in die Kabine läuft. „Er ist ein liebenswerter Bursch“, hält der Teamchef ganz ernsthaft fest.

„Er ist mein verlängerter Arm am Feld. Er spielt in einer anderen Welt, immer vor 60.000 Zuschauern, das sieht man auch an seiner Reife, an seiner Qualität. Es freut mich, dass er so normal geblieben ist und nicht arrogant oder selbstherrlich auftritt“, spricht der Steirer über den Deutschland-Erprobten.

Ein blonder Engel sozusagen. Nicht nur die Haarfarbe verbindet den Niederösterreicher mit Bernd Schuster, der auf diesen Spitznamen zu Spielerzeiten hörte. Was Technik und vor allem das Passspiel betrifft, ist Holzhauser auf einem guten Weg, eine erfolgreiche Karriere hinzulegen.

„Jörg Siebenhandl hat mir einmal erzählt, er hätte keinen in diesem Alter gesehen, der über ein besseres Passspiel verfügt“, sagt etwa Neustadt-Manager Günter Kreissl. Den linken Fuß schätzen sie auch in Stuttgart, wo Holzhauser in seiner ersten Profi-Saison bei bereits 18 Einsätzen hält.

Holzhauser ist Rekord-Torschütze der ÖFB-U21-Geschichte

Verstecken ist aber nicht sein Ding, wie seine deutschen Teamkollegen sagen würden.  Auch nicht am Montag, wenn die U21 in Brighton gegen England testet. Die gegnerische Auswahl ist dabei um zwei Jahre älter, haben sich die Briten doch für die EM 2013 qualifiziert und testen dafür.

„Dennoch beginnt das Spiel mit 0:0. Und wir haben die Einzelspieler, die ein Spiel entscheiden können“, gibt sich Holzhauser längst nicht geschlagen.

Zufrieden mit den Spielzeiten

Selbiges gilt für Stuttgart, wo er zuletzt beim 2:1-Sieg in Frankfurt nicht spielte. „Ich bin zufrieden mit meinen Spielzeiten. Es ist klar, dass ich nicht jedes Spiel über 90 Minuten spielen kann. Das muss ich akzeptieren. Aber ich bin froh über meine Chancen.“

Die hat er auch in der Europa League bekommen, auch beim Aus gegen Lazio Rom. Da durfte Holzhauser im Stadio Olimpico auflaufen. Ausgerechnet das war allerdings ein Geisterspiel.

„Es war nicht so schlimm. Ich spiele ja sonst immer vor Zuschauern“, grinst der tätowierte und gläubige Jungspund, der – wie sein Manager Alex Sperr bestätigt – seinen Vertrag bis 2015 erfüllen will. Mit der Zeit hat sich Holzhauser nun auch an den Traum, den er lebt, gewöhnt.

„Langsam kapiert man es schon, dass man fast jede Woche vor 60.000 Zuschauern spielt. Das ist ein geiles Gefühl und ein Kindheitstraum, der in Erfüllung gegangen ist. Ich weiß, dass noch viel mehr drin ist. Dass ich noch torgefährlicher werden muss und bessere Assists machen muss.“

In dieser Saison hat der Youngster noch zwei Wünsche: „Wir wollen die Liga gut abschließen, glücklicherweise haben wir zuletzt wieder gewonnen. Und wir wollen ins Pokal-Finale.“

Die letzte Hürde am Weg nach Berlin heißt Freiburg. Und nächste Saison soll es weiter steil bergauf gehen: „Da erwarte ich auch noch mehr von mir. Dann bin ich kein Spieler mehr, der seine erste Saison spielt. Ich versuche an Reife zu gewinnen und sie auch an die U21 weiterzugeben.“

ÖFB-Teamchef Marcel Koller nominierte ihn vor den WM-Quali-Spielen gegen Färöer und Irland erstmals auf Abruf. „Das ist eine Zugabe“, freut sich Holzhauser, der aber sagt: „Dahingehend habe ich keinen Stress.“ Wenn es so weiter läuft, ist das ohnehin nur noch eine Frage der Zeit.

 

Bernhard Kastler

Der Teesdorfer übt verschiedene Rollen aus. Im Schwabenland ist er nach wie vor der Rookie, bei der U21 der unangefochtene Chef. Weil er schon als 16-Jähriger in dieser Altersklasse debütierte, hält der Internationale schon bei 23 Einsätzen. Mit elf Toren ist er der Rekordschütze der U21-Geschichte.

Gerne in der Chefrolle

Mit wem seiner Kollegen auch immer man spricht, jeder zeigt sich über den Mitspieler, der in der großen Fußball-Welt angekommen ist, angetan. Holzhauser weiß um seine Rolle bei der U21.

„Ich übernehme diese natürlich auf und abseits des Feldes, ich bin am längsten dabei und der Kapitän, da versuche ich zu helfen, wo es geht. Das gelingt mir ganz gut“, sagt er im Gespräch mit LAOLA1 auf besagter Tartarbahn, als die 500 Zuschauer das Stadion gerade verlassen.

500 Zuschauer. Holzhauser brach im November vor 80.645 Zuschauern im Signal-Iduna-Park zu Dortmund Sebastian Kehl das Nasenbein. Natürlich unabsichtlich. Es soll nur veranschaulichen, in welchen Dimensionen sich der frühere Rapid-Kicker, der mit 16 nach Stuttgart ging, bewegt.

So sieht er sich auch nicht als blutiger Anfänger. „In Stuttgart bin ich zwar ein junger Spieler, aber ich kann etwas sagen. Ich habe nun schon einige Spiele gemacht, ich bin nicht mehr der kleine Bub.“

Bei der U21 sowieso nicht, wo bei Österreich nun die Jahrgänge ab 1. Jänner 1992 regieren.

„Es sind jetzt sehr viele Spieler vom 92er-Jahrgang dabei, wo die Früchte der Akademien schon sehr zum Tragen kommen“, schilderte Gregoritsch im LAOLA1-Interview. Dabei ist Holzhauser sogar ein 93er.

„Mit diesem Team ist einiges möglich“

Der Kapitän lobt seine Truppe nach dem Sieg gegen die Slowakei: „Wir sind ein super Team, jeder ist für jeden da und man hat auch gesehen, wie wichtig die Einwechselspieler für uns sind. Ich bin stolz.“

Im fünften Spiel als „neue“ U21 blieben die Fohlen zum fünften Mal ungeschlagen, es waren allesamt Testspiele für die Quali für die EM 2015 in Tschechien. Jene für die Endrunde 2013 wurde wie alle in der ÖFB-Geschichte verpasst. Dieses Mal soll alles anders werden, es soll endlich passieren.

Mit Spanien haben die Österreicher einen immensen Brocken in der Quali-Gruppe. Im Kampf um den zweiten Platz geht es gegen Ungarn, Bosnien und Albanien. „Wir schauen von Spiel zu Spiel. Ich bin sehr zuversichtlich, dass mit dieser U21 einiges möglich ist“, gibt sich Holzhauser diplomatisch.