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Derflinger begibt sich wieder auf die Suche

Derflinger begibt sich wieder auf die Suche

Gerade einmal fünf Minuten benötigte Christian Derflinger bei seinem U21-Debüt gegen Bulgarien, um sich in die Torschützenliste einzutragen.

Zum eigenen Torerfolg gesellte sich zudem noch ein Assist zum 3:1-Endstand von Alessandro Schöpf. Man kann getrost von einem Einstand nach Maß sprechen.

„Es war von uns allen ein gutes Spiel, wir sind gut in die Partie gekommen und wenn man nach fünf Minuten in Führung geht, dann hat man auch gleich das Selbstvertrauen“, zeigte sich Derflinger im Gespräch mit LAOLA1 mit seinem Einstand zufrieden.

Auf Klubebene muss sich der Spielmacher dagegen wieder auf die Suche begeben. Sein einjähriges Gastspiel beim Hamburger SV verlief nicht nach Wunsch, der Vertrag wird voraussichtlich nicht verlängert.

 Gelungene Sichtung

Vor dem Spiel gegen Bulgarien sprach U21-Teamchef Werner Gregoritsch über ein „Sichtungs-Spiel“, wo sich Spieler für die im September startende EM-Qualifikation empfehlen können. Von den „Neuen“ im Kader wusste Derflinger am meisten zu überzeugen.

„Das letzte Mal war ich in der U18 im Nationalteam. Ich habe mich unglaublich gefreut, als mich der Trainer einberufen hat und dann durfte ich auch gleich von Anfang an spielen“, ist der 1,73m große Mittelfeldspieler dem Coach dankbar für die Chance.

"Es ist immer etwas Besonderes für das eigene Land zu spielen"

Eingewöhnungsprobleme im Team hatte der 21-Jährige nicht, wie er bestätigt: „Ich kenne die meisten Spieler noch aus den letzten Jahren. Sie haben mich sehr gut wieder aufgenommen.“

Lob für Gregoritsch

Neben den Mitspielern sieht Derflinger auch in Teamchef Gregoritsch einen Hauptgrund für den Wohlfühlfaktor im Team: „Die Zusammenarbeit mit dem Trainer ist sehr, sehr gut. Ich habe vom ersten Tag an das Vertrauen von ihm bekommen, das Training macht sehr viel Spaß. Es ist eine große Freude unter ihm zu spielen.“

Sind die Spiele gegen Bulgarien und am Dienstag gegen Norwegen (18:00 Uhr, in Hønefoss) noch ein Schaulaufen, startet für die U21 am 4. September die Qualifikation für die EM 2017 in Polen. Dabei erwartet die ÖFB-Youngsters mit Deutschland, Russland, Finnland, Aserbaidschan und den Färöer Inseln eine schwere Gruppe.

Eine Herausforderung, bei der auch Derflinger mit anpacken will: „Natürlich möchte ich auch bei den EM-Quali-Spielen dabei sein. Es ist immer etwas Besonderes für das eigene Land zu spielen. Es würde mich richtig freuen, wenn ich dabei bin.“

Schweres Jahr

Während er im Nationalteam mit starken Dribblings und großem Einsatz punktete, verlief sein erstes Jahr beim HSV nicht nach Wunsch. Im letzten Sommer wurde er ablösefrei von den Amateuren des FC Bayern München verpflichtet, einen Platz in der Kampfmannschaft fand Derflinger auch im Norden Deutschlands nicht.

„Ich habe die Vorbereitung bei den Profis mitgemacht und habe mir viel erhofft, leider wurde ich nie eingesetzt. Natürlich habe ich mir das anders vorgestellt“, fällt auch die Bilanz des Linzers negativ aus. In der zweiten Mannschaft kam er 27 Mal zum Einsatz, zwei Tore und drei Assists stehen zu Buche.

Zu allem Überfluss verpasste der HSV II trotz zwischenzeitlichen elf Punkten Vorsprung auch den Aufstieg von der Regionalliga Nord in die dritte Liga.

Über Chaos verwundert

Den Wechsel zu den „Hanseaten“ bereut Derflinger dennoch nicht, auch wenn der HSV in den letzten Jahren nicht durch große Talentförderung auffiel.

"Sehe keine sportlichen Perspektiven"

„Ich bin trotzdem glücklich über dieses Jahr. Die Chance war toll, da ich die gesamte Vorbereitung mit den Profis bestreiten durfte. Der HSV ist ein großer Traditionsverein in Deutschland“, so der Linksfuß.

Dass die Hamburger in den letzten Monaten derart in ein sportliches Chaos gestürzt sind, kann sich Derflinger nicht erklären: „Ich verstehe nicht, warum es beim HSV nicht läuft. Von den Einzelspielern ist es eine super Mannschaft und auch die Einstellung passt.“

Abschied besiegelt

Allzu lange braucht sich der Mittelfeldmann aber nicht mehr mit diesem Thema beschäftigen. Sein Vertrag läuft mit Saisonende aus, eine Verlängerung scheint ausgeschlossen. „Ich möchte nicht unbedingt verlängern, da ich keine sportliche Perspektive sehe“, erklärt Derflinger.

Wohin die Reise geht steht allerdings noch in den Sternen: „Meine Zukunft ist komplett offen, es gibt momentan keine Tendenz.“

Beim U21-Team konnte er sich unter anderem vor den Augen von Austria-Sportdirektor Franz Wohlfahrt in die Auslage spielen. Nach sechs Jahren Deutschland kann er sich auch eine Rückkehr nach Österreich vorstellen: „Es ist auf jeden Fall vorstellbar für mich. Ich kann mir aber auch vorstellen, weiter im Ausland zu bleiben. Man muss schauen, welche Vereine interessiert sind.“

Der nächste Wechsel muss aber passen. Auch im Hinblick auf die EM-Qualifikation mit dem U21-Team.

 

Julian Saxer