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"Siegen oder Fliegen" für unsere U20

Siegen oder fliegen heißt es für Österreichs U20-Nationalmannschaft in der Nacht auf Freitag (3.00 Uhr MESZ) bei der WM in Kolumbien.

Die ÖFB-Auswahl muss in Cartagena ihr abschließendes Spiel in Gruppe E gegen Ägypten unbedingt gewinnen, um doch noch ins Achtelfinale einzuziehen.

Angesichts der bisher mageren Ausbeute von einem Punkt aus zwei Partien wäre wohl schon ein Remis gleichbedeutend mit der Heimreise aus Südamerika.

"Keine Frage, es muss ein Sieg her", sagte Teamchef Andreas Heraf. Die Möglichkeit, mit zwei Zählern unter die vier besten Gruppendritten zu kommen und so die K.o-Phase zu erreichen, hält der Wiener für unrealistisch.

Bei einem vollen Erfolg und damit vier Punkten wäre den Österreichern hingegen selbst bei Platz drei der Aufstieg wohl nicht mehr zu nehmen, außerdem besteht in diesem Fall noch die Möglichkeit, den Pool als Zweiter abzuschließen.

Teamchef Heraf glaubt an den Aufstieg

Dafür benötigen Michael Schimpelsberger und Co. einen Sieg mit zwei Treffern Differenz. "Aber zuerst einmal müssen wir gewinnen. Wenn wir dann mit zwei Toren Unterschied gewinnen, nehmen wir es auch gern", erklärte Heraf.

Besondere Nervosität verspürt der Ex-Rapidler nicht. "Das Kribbeln ist nicht größer als vor dem ersten Spiel. Da war es vielleicht noch spannender, weil das Turnier losgegangen ist."

Als wichtigstes Match seiner bisherigen Trainerlaufbahn wollte Heraf die Partie nicht bezeichnen. "Es ist nicht unbedingt das wichtigste Spiel, aber sicher ein sehr wichtiges."

Der 43-Jährige glaubt fest an ein Weiterkommen seiner Mannschaft.

"Weil ich bisher nicht unzufrieden mit den Leistungen war, auch wenn die Resultate nicht gepasst haben. Aber bis auf die Chancenauswertung war es in Ordnung. Wenn wir nur 50 Prozent unserer Möglichkeiten verwertet hätten, hätten wir gegen Panama gewonnen. Und gegen Brasilien wäre es auch interessant geworden", vermutete der Nationaltrainer.

"Ein Strohhalm, an den man sich klammert"

Auch ein weiterer Aspekt stimmt Heraf zuversichtlich: Die ÖFB-Junioren haben in der ersten und zweiten Phase der U19-EM-Qualifikation sowie bei der U19-EM-Endrunde jeweils das entscheidende dritte Spiel gewonnen, wodurch sie es schließlich bis zur WM schafften.

"Das ist schon ein Strohhalm, an den man sich klammert", meinte der frühere Teamspieler.

Ein weiterer Hoffnungsschimmer ist die Tatsache, dass die Ägypter mit vier Punkten aus zwei Spielen so gut wie aufgestiegen sind und daher den einen oder anderen ihrer fünf mit einer Gelben Karte vorbelasteten Kicker schonen könnten.

"Aber diese Spekulationen bringen ohnehin nichts. Man kann nicht erwarten, dass die Spieler schlechter sind, die neu in die Mannschaft kommen würden. Es wäre vielleicht sogar besser für uns, die Gefährdeten würden spielen und dann in entscheidenden Momenten zurückziehen", erklärte Heraf.

"Von dieser Warte her hat Ägypten Vorteile"

Der Coach sieht die Afrikaner als leichte Favoriten, zumal sie mit den hohen Temperaturen besser umgehen können.

"Von dieser Warte her haben sie Vorteile." Heraf ist aber auch nicht entgangen, dass Ägypten gegen Panama trotz des 1:0 deutlich weniger Chancen vorfand als Österreich beim 0:0 gegen die Mittelamerikaner. Außerdem zeigte sich der Dritte der U20-Afrika-Meisterschaft gegen Panama auf den Außenposition der Viererkette nicht immer sattelfest.

Nicht nur aus diesem Grund wird das gegen Brasilien praktizierte 3-3-3-1-System wohl nicht mehr angewendet werden.

"Die Ägypter spielen nicht so extrem durch die Mitte", sagte Heraf, der noch um den Einsatz von Samuel Radlinger (Handverletzung) bangt und im "Endspiel" zunächst ein gegenseitiges Abtasten erwartet. "Die Ägypter spielen sehr abwartend. Ich rechne nicht damit, dass sie vorne mit Pressing agieren."

"Unser Team ist voller Stars"

Ägyptens Fußball-U20-Teamchef Diaa El Sayed trägt sein Selbstvertrauen offen zur Schau. Der erst Anfang 2011 zum Chefcoach aufgestiegene El Sayed kann schon vor dem abschließenden Spiel so gut wie fix mit dem Achtelfinale planen und gab sich deshalb vor dem Duell mit der ÖFB-Auswahl demonstrativ gelassen.

"Ich weiß nichts über die Österreicher, außer, dass sie unser nächster Gegner sind", erklärte El Sayed nach dem 1:0 über Panama.

Während der Sieg über die Mittelamerikaner glanzlos ausfiel, brachten die Afrikaner in ihrem Auftaktmatch Brasilien beim 1:1 an den Rand einer Niederlage.

Der Punktgewinn gegen den Titel-Mitfavoriten, der Österreich danach mit 3:0 abservierte, kam für El Sayed nicht überraschend, schließlich hatte er schon vor Turnierbeginn große Stücke auf seine Mannschaft gehalten.

"Unser Team ist voller Stars. Außerdem bilden wir eine geschlossene Einheit", behauptete der Coach.

Ägypten will großen Eindruck hinterlassen

Geht es nach El Sayed, dann wird die aktuelle ägyptische U20-Auswahl bald das Gerüst des A-Teams bilden.

"Ich kann mit Sicherheit sagen, ohne Namen zu nennen, dass mindestens acht oder neun Spieler direkt in die Nationalmannschaft wechseln könnten."

Angesichts dieser Anhäufung von Talenten hat sich Ägyptens Teamchef hohe Ziele gesteckt.

"Natürlich möchte ich so weit wie möglich kommen, das heißt, den Pokal gewinnen. Ich habe das Gefühl, dass wir bei diesem Turnier großen Eindruck hinterlassen werden", betonte El Sayed.