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"Bieten wir Räume, sind wir tot"

Am Samstag, um 9 Uhr MEZ, startet die ÖFB-U20 in die WM 2015 in Neuseeland. Mit Ghana wartet zum Auftakt gleich ein richtig schwerer Gegner.

Anschließend warten noch Panama (Dienstag, 6 Uhr) und Argentinien (Freitag, 6 Uhr) als Gruppengegner.

Wie hat es diese Truppe zur WM geschafft? Was zeichnet das Team aus? Wer ist Teamchef Andreas Heraf? Und was kann Ghana? LAOLA1 beantwortet die wichtigsten Fragen:

Der Weg zur WM

Der Weg zur U20-WM in Neuseeland begann Mitte November 2013 in Serbien. Durch Siege gegen Finnland (6:0) und Kasachstan (3:1) sowie ein 0:1 gegen Serbien wurde in der ersten EM-Quali-Runde der Aufstieg fixiert. Anfang Juni 2014 ging es in Rumänien weiter. Dort gelang der Truppe in der Elite-Runde der EM-Quali durch ein 5:0 gegen Rumänien, ein 3:1 gegen Norwegen und ein 0:0 gegen Russland der Gruppensieg. Bei der EM in Ungarn überstand die Heraf-Truppe die Gruppenphase. Ein 3:1 gegen den Gastgeber, ein 3:0 gegen Israel und ein 1:2 gegen Portugal reichten zum Aufstieg. Im Semifinale setzt es zwar eine deutliche 0:4-Niederlage gegen Deutschland, das WM-Ticket war zu diesem Zeitpunkt aber schon gelöst. In der Vorbereitung auf die WM 2015 fuhr die ÖFB-U20 zwei Siege ein – 3:1 gegen Mexiko und 4:2 gegen Gastgeber Neuseeland.

Das Team

„Wir können niemanden in Grund und Boden spielen. In diesem Jahrgang sind wenige Spieler, die eine Partie alleine entscheiden können. Wir kommen über das Kollektiv, das sich im Lauf der Jahre sehr gut entwickelt hat. Das Team ist im Spiel gegen den Ball gut, ist lästig und giftig – darauf ist unser Spiel aufgebaut. Zudem waren wir in den vergangenen beiden Jahren vor dem Tor sehr effektiv“, sagt Teamchef Andreas Heraf über seine Mannschaft. Mit Sinan Bytyqi, Dominik Baumgartner, Simon Pirkl und Armin Mujakovic fehlen vier Kicker, die dabei gewesen wären, verletzungsbedingt. Valentino Lazaro wäre ebenfalls einsatzberechtigt, muss aber im A-Team ran. Auf Bayern-Goalie Ivan Lucic verzichtet Heraf indes freiwillig. Zudem fiel Admira-Angreifer Thomas Gösweiner mit einer Oberschenkel-Verletzung praktisch in letzter Minute aus.

Der Teamchef

Der Wiener fuhr schon als Spieler zu einer WM, allerdings kam er 1998 in Frankreich zu keinem Einsatz. Insgesamt hat der ehemalige Mittelfeldspieler elf Länderspiele auf dem Buckel. Mit dem SK Rapid fuhr er drei Meistertitel ein und schaffte es 1996 in Europacup-Finale. Am Ende seiner Karriere durfte der mittlerweile 47-Jährige mit dem FC Kärnten auch noch einen Cup-Titel bejubeln. Heraf kickte außerdem für die Vienna, Austria Salzburg, Vorwärts Steyr und Hannover 96. Seine Trainer-Karriere startete der zweifache Vater als Co-Trainer in Saarbrücken und im Rapid-Nachwuchs, ehe er sich in der Ersten Liga bei Austria Lustenau, Schwanenstadt und Parndorf verdingte – dazwischen lag ein eher unglückliches Zwischenspiel in Pasching. Seit 2008 beschäftigt sich Heraf mit diversen Nachwuchs-Nationalteams des ÖFB. Nach Paul Gludovatz ist er nun der zweite ÖFB-Nachwuchs-Teamchef, der zum zweiten Mal zu einer WM fährt. In den vergangenen vier Jahren hat sich Heraf für vier Endrunden qualifiziert und seinen Kontrakt beim ÖFB erst unlängst verlängert.

Der Auftakt-Gegner

Ghana wurde 2009 in Ägypten als erste afrikanische Nation U20-Weltmeister und holte 2013 in der Türkei den dritten Platz. Entsprechend hoch sind die Ziele der „Black Satellites“ auch dieses Mal gesteckt. „Unser Ziel ist es, ins Semifinale zu kommen, danach wollen wir sehen, was passiert“, sagt Trainer Sellas Tetteh. Der 58-Jährige war 2009 bereits Coach jener Truppe, die den WM-Titel geholt hatte. Zudem arbeitete der Ex-Profi 2010/11 als Teamchef von Ruanda und war 2008 sogar interimistisch Ghanas Teamchef. „Es ist sicher ein Vorteil, dass wir einen Trainer haben, der das alles schon gesehen hat“, sagt Prosper Kassim, eines der ghanaischen Talente. Heraf beschreibt den Gegner so: „Eine extrem schnelle, wendige und technisch perfekte Mannschaft, die mit einem brutalen Selbstvertrauen ausgestattet ist. Das Team wirkt außerdem sehr reif. Fakt ist – und das gilt für alle drei Gegner –, wenn wir ihnen Räume anbieten, sind wir tot.“ Tatsächlich spielte Ghana beim U20-Afrika-Cup im Senegal, wo Platz drei errungen wurde, den attraktivsten Fußball. Die „Black Satellites“ schalten blitzschnell um und haben einige technisch sehr starke Spieler in ihren Reihen. Vor allem das Mittelfeld glänzt. Yaw Yeboah, der bei Manchester City unter Vertrag steht, wurde im Senegal zum Spieler des Turniers gewählt und bildet gemeinsam mit Clifford Aboagye das Herz der Truppe. Aboagye war bereits 2013 bei der U20-WM und steht aktuell bei Granada unter Vertrag. Einer der prominentesten Kaderspieler ist Godfred Donsah, der in der abgelaufenen Saison in der Serie A bei Cagliari einen Stammplatz hatte. Erwähnenswert ist außerdem Offensivspieler Emmanuel Boateng, der bei Rio Ave auch sieben Mal in der Europa League im Einsatz war. Interessant ist auch, dass mit Kingsley Fobi und Kwame Baah zwei Spieler im Kader stehen, die 1998 geboren wurden, also auch in drei Jahren noch für die U20 spielberechtigt wären. Und auch die heimischen Fußball-Fans werden wohl zwei Kaderspieler Ghanas kennen. Mittelfeldmann David Atanga und  Goalie Lawrence Ati-Zigi waren in dieser Saison in der Ersten Liga beim FC Liefering zu bewundern.

Harald Prantl