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"Nicht die Köpfe in den Sand stecken"

Schon wieder ein Fehlstart.

Der Jahrgang 1996 gilt als einer der vielversprechendsten und erfolgreichsten im ÖFB-Nachwuchs. Mit den Teilnahmen an der U17-EM und der U17-WM hat die Truppe von Teamchef Hermann Stadler bereits zwei Rufzeichen gesetzt.

Doch die große Schwäche dieser Mannschaft: Sie kommt stets sehr schleppend aus den Startlöchern in ein neues Turnier. So auch diesmal. Nach dem 1:2 gegen Schottland zum Auftakt der EM-Quali-Eliterunde steht die aktuelle ÖFB-U19 einmal mehr mit dem Rücken zur Wand.

„Keine Ahnung, warum wir die erste Partie immer vergeigen. Nehmen wir uns da zu viel vor? Ich habe den Burschen extra noch gesagt, dass sie sich nicht unter Druck setzen, sondern locker ins Spiel gehen sollen“, ist Stadler ratlos.

„Alles über den Haufen geworfen“

Der Knackpunkt der Partie in Rannersdorf/Schwechat war die 16. Minute, als Manuel Haas nach Verhinderung einer offensichtlichen Torchance mit Rot vom Feld musste.

„Das hat uns extrem wehgetan, weil wir unsere ganze Spielanlage ändern mussten. Alle unsere Vorgaben wurden über den Haufen geworfen. Das Spiel gegen den Ball und das ständige Attackieren ging nicht mehr so, wie wir uns das vorgestellt haben“, so Stadler.

Seine Truppe blieb dennoch über weite Strecken der Partie das bessere Team. Dennoch brachte Liam Henderson die Gäste, die vor allem aus Kontern zu Chancen kamen, in Führung (54.).

Eine Fehlentscheidung

Der nächste Rückschlag folgte in der 79. Minute, als Stefan Jonovic nach einem Elferfoul ebenfalls ausgeschlossen wurde. „Die erste Rote war okay, aber die zweite war extrem hart. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir das schon einmal passiert ist, dass eine meiner Mannschaften ein Spiel mit neun Mann beenden musste“, sagt Stadler.

Tatsächlich war der Elfmeterpfiff, der zum zweiten Treffer Hendersons führte, eine Fehlentscheidung. Erstens war es tendenziell eine Schwalbe, zweitens war das vermeintliche Foul außerhalb des Strafraums und drittens wurde dadurch keine offensichtliche Torchance verhindert, also wäre lediglich Gelb zu geben gewesen.

„Das geht an die Substanz“

Oder wie es Marko Kvasina, der in der Schlussphase durch seinen Anschlusstreffer unerwartet noch Spannung ins Spiel brachte, ausdrückt: „Die zwei Roten Karten haben uns das Spiel verdorben.“

Vor allem in der Offensive war den ÖFB-Talenten anzumerken, dass sie praktisch die gesamte Partie in Unterzahl agieren mussten. Stadler: „Wenn du eine Stunde lang zumindest einen Mann weniger auf dem Feld hast, musst du sehr viel Laufarbeit verrichten, was an die Substanz geht. In den entscheidenden Momenten fehlen dann nach vorne die wichtigen Meter.“

Die Österreicher haben es nunmehr nicht mehr selbst in der Hand, die Gruppe als Sieger zu beenden und sich damit für die EM zu qualifizieren. Dass das Parallelspiel zwischen Kroatien und Italien 2:2 endete, ist laut Stadler keine große Hilfe: „Mir wäre ein Sieg lieber gewesen. Ich glaube nämlich, dass es jetzt sicher ist, dass eine Mannschaft sieben Punkte macht.“

„Volles Risiko gehen“

Und weil Fehlstarts praktisch schon Usus sind, kennt Stadler auch die dazugehörigen Durchhalteparolen nur zu gut: „Wir dürfen nicht die Köpfe in den Sand stecken. Im Gegenteil: Brust raus und Blick nach vorne. Wir können nur noch volles Risiko gehen, brauchen unbedingt sechs Punkte.“

Am Samstag, um 14 Uhr, geht es in Wiener Neustadt gegen Kroatien also schon um Alles oder Nichts. „Hoffentlich unterstützen uns die Fans auch gegen Kroatien so wie hier in Schwechat. Die Atmosphäre war nämlich super“, sagt Kvasina.

Tatsächlich war auch im Rudolf-Tonn-Stadion die Euphorie, die rund um die ÖFB-Teams herrscht, zu spüren. Während vor noch einiger Zeit bei Nachwuchs-Länderspielen fast nur die Familien der Kicker und Scouts zugegen waren, sorgten diesmal rund 1.200 Fans für gute Stimmung.

Nun liegt es an Stadlers Team, diese aufrechtzuerhalten.

Harald Prantl