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"Dass die Mannschaft Qualität hat, stand vor EM fest"

Paul Gludovatz war 26 Jahre als Nachwuchs-Teamchef für den ÖFB tätig.

Der Vater zahlreicher rot-weiß-roter EM- und WM-Sternstunden verfolgt dementsprechend interessiert und erfreut den aktuellen Erfolgslauf der ÖFB-U19 bei der EURO in Ungarn.

"Diese Mannschaft darf sich berechtigte Hoffnungen machen, sogar auf den EM-Titel", sagte Gludovatz im Gespräch mit der APA.

Erinnerungen an früher

"Mein Kontakt zum ÖFB ist nach wie vor sehr freundschaftlich, da freut man sich mit. Und in Tagen wie diesen kommen natürlich Bilder von früher wieder ins Gedächtnis, man spannt einen Erinnerungsbogen", meinte Gludovatz, in dessen Ära von 1982 bis 2008 Österreichs Nachwuchs u.a. EM-Zweiter (1997), WM-Vierter (2007) und zweimal EM-Dritter (2003, 2006) war.

"Dass diese Mannschaft Qualität hat, stand bereits vor der EM fest", so Gludovatz, der auf Legionäre wie Sinan Bytyqi (Manchester City), Ivan Lucic (Bayern München) oder Florian Grillitsch (Werder Bremen) verwies, die bei international renommierten Adressen unter Vertrag stehen.

Die Qualifikation für die WM 2015 in Neuseeland, für die Gruppenrang drei genügt hätte, war für ihn auf jeden Fall zu erwarten gewesen.

Nachwuchsarbeit trägt Früchte

Dass es nun sogar das Halbfinale (Montag 18.00 Uhr in Budapest gegen Deutschland) wurde, habe man nicht zuletzt der hohen Effektivität vor dem gegnerischen Tor gegen Ungarn (3:1) und Israel (3:0) zu verdanken.

Dass der ÖFB im vergangenen Jahrzehnt die Nachwuchsarbeit mit Initiativen wie "Challenge 08" und "Projekt 12" deutlich intensiviert hat, will der 68-Jährige nicht als das entscheidende Erfolgsgeheimnis hervorstreichen.

"Das ist international mittlerweile Standard, eine Selbstverständlichkeit. Genauso wie der große Betreuerstab, der jedem Team zur Verfügung stehen sollte. Aber sicher ist es eine Bestätigung der ÖFB-Gesamtarbeit."

Spieler mit Migrationshintergrund haben "mehr Biss"

Entscheidend seien das Individualtraining sowie das frühe Training und Mitspielen in guten Kampfmannschaften. Dabei kommt den Jungkickern laut Gludovatz zugute, dass es vielen Vereinen wirtschaftlich nicht allzu rosig geht.

"Anstelle eines teuren älteren Spielers setzen die Klubs aus wirtschaftlichen Gründen auf den billigeren jungen Kicker." Gludovatz weiß wovon er spricht, arbeitet er doch derzeit als Trainer von rund 150 aktuell arbeitslosen Profifußballern.

Die Tatsache, dass die Zahl der ÖFB-Teamspieler mit Migrationshintergrund (u.a. Bytyqi/Kosovo, Lucic/Kroatien) weiter steigt, rundet für Gludovatz das Erfolgspuzzle ab.

"Die haben halt einen anderen Biss und können anders kicken als so mancher gesättigte österreichische Bursche", befand der Burgenländer.