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Ein "Über-Teamchef" ist kein Thema

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Mit der Bestellung von Marcel Koller zum neuen Teamchef hat der ÖFB allen Erwartungen getrotzt und einen eigenen Weg eingeschlagen.

Während der Schweizer sich schrittweise auf die kommenden Aufgaben vorbereiten wird, ist im Hintergrund noch nicht alles geklärt.

Welche Rolle nimmt Interims-Teamchef und Sportdirektor in Personalunion Willi Ruttensteiner in Zukunft ein? Wie stellt sich der Verband auf und was passiert mit Andreas Herzog?

Vor dem Abflug nach Baku spricht ÖFB-Präsident Leo Windtner Klartext:

Beim ÖFB stellt sich Strukturfrage

„Ich kann ganz offiziell sagen, dass die Struktur mit Neo-Teamchef Koller ausgesprochen und vom Präsidium schlussendlich beschlossen wird.“

Vor allem die Rolle von Ruttensteiner wurde bereits öfters thematisiert. Der Sportdirektor wird aufgewertet, um sich an internationale Gegebenheiten anzupassen.

Allerdings stellt Windtner energisch klar: „Diese neue Struktur wird nicht den Sportdirektor als Über-Teamchef ergeben.“

Konzessionen seien laut dem Oberösterreicher durchaus üblich, somit sei nicht ausgeschlossen, dass der Teamchef nach dem Beschluss einen eigenen Co-Trainer benennen darf.

Windtner will von „Mut“ nichts wissen

Zudem wird sich ergeben, wer künftig das Team rund um den neuen starken Mann Koller einnehmen wird.

„Wir werden schauen, wer aus dem bestehenden Betreuerstab übernommen wird“, so der ÖFB-Boss.

Dass die Entscheidung auf Koller gefallen ist, hat in den vergangenen Tagen viele Kritiker auf den Plan gerufen.

Mit dem Wort „Mut“ kann der 61-Jährige in diesem Zusammenhang aber nichts anfangen:

„Es geht nicht um meine Person“

„Ich will nicht selbst beurteilen, ob ich mutig entschieden habe. Es waren drei starke Wochen, in denen intensiv gearbeitet wurde.“

Dass er im Fall des Scheiterns den Kopf hinhalten muss, ist Windtner durchaus bewusst. Deshalb betont er einmal mehr:

„Es geht nicht um meine Person. Wenn sich der Erfolg einstellt, werde ich nicht vorne, sondern in der fünften Reihe stehen. Bei einem Nicht-Erfolg muss ich in der ersten Reihe stehen, das ist mir bewusst.“

Windtner sieht in dieser Tatsache das „Schicksal, wenn man an der Spitze steht.“

„Hoffnungsträger nicht im Regen stehen lassen“

Die Ernennung Kollers zum Teamchef hat allerdings auch das Schicksal von Andreas Herzog besiegelt, der weiterhin das U21-Nationalteam anführt.

Der Rekord-Internationale gilt als Versprechen für die Zukunft und soll deshalb keinesfalls wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen werden.

„Wir werden mit Herzog Gespräche führen. Wir können unseren Hoffnungsträger im Betreuerstab nicht einfach im Regen stehen lassen.“

Der ehemalige Deutschland-Legionär ist auch der einzige Teamchef-Kandidat, zudem sich Windtner im Nachhinein äußern will.

Sauer aufgestossen sind dem ÖFB die negativen Reaktionen der Öffentlichkeit sowie der Verurteilung der Entscheidung durch heimische Fußball-Größen.

Kritik der 78er Generation lässt ÖFB kalt

Mit Kritik, wie sie vor allem von Spielern der 78er Generation laut wurde, hatte Windtner gerechnet:

„Die zu erwartenden Reaktionen waren aber nicht maßgeblich für die Entscheidung. Maßgeblich war, dass wir ans Ziel kommen.“

Als Ziel formuliert das Oberhaupt, jene Voraussetzungen zu schaffen, „um auch ergebnismäßig anders zu performen.“

Die Zukunft beginnt mit den beiden „sehr schweren“ Auswärtsspielen in Aserbaidschan und Kasachstan, auch wenn der Neustart mit Koller offiziell erst am 1. November vollzogen wird.

„Der Teamchef wird sich die zwei Spiele aber ganz genau anschauen, mit welchem Charakter und mit welcher Einstellung die Spieler am Werk sind.“


Alexander Karper/Peter Altmann