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Kollers Änderungen zur Pause fruchten

Kollers Änderungen zur Pause fruchten

Die offene Rechnung wurde beglichen. Das ÖFB-Team hat Revanche genommen.

Oder wie Marc Janko es nach dem 4:1-Erfolg über Schweden ausdrückte: „Karma is a bitch.“

An jenem Ort, an dem vor zwei Jahren alle Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme begraben werden mussten, lieferten die Österreicher eine historisch brillante Leistung ab.

Die Partie spiegelte all das wider, was Marcel Koller in den vergangenen Jahren richtig gemacht hat. 2013 konnte sein Team nach einer ausgezeichneten ersten Hälfte nicht mehr zulegen. Diesmal war es genau umgekehrt.

Mit seinen taktischen Änderungen in der Halbzeit-Pause knockte er den Gegner aus. Der wankende Elch ging endgültig zu Boden. Er wurde Opfer einer österreichischen Machtdemonstration.

Schwedisches Kick and Rush

Dabei erwischte das schwedische Team gar keinen schlechten Start in die Partie. Erik Hamren schickte seine Elf mit einem glasklaren und simplen Matchplan auf das Feld. Man wollte den Gegner mit physischer Wucht schnurstracks überpowern.

Dazu kippte Routinier Kim Källström nach hinten ab, um von dort lange Bälle nach vorne zu schlagen. Zlatan Ibrahimovic sollte diese verarbeiten und auf Sturmpartner Marcus Berg oder den extrem offensiv agierenden Emil Forsberg weiterleiten.

Mit diesem altmodischen „Kick and Rush“ wollte Schweden dem ÖFB-Team die Schneid abkaufen. Insgesamt brachte man es auf ganze 25 Flanken (Österreich: 7). Zumal auch die rechte Seite, in Form von Erkan Zengin und Sebastian Larsson, weite Hereingaben forcierte. Das einzige Problem: Dieser Plan funktionierte nicht so richtig.

Die Start-Aufstellungen: Schweden im nominellen 4-4-2, wobei der linke Mittelfeldspieler Forsberg fast als dritter Stürmer agierte. Österreich im gewohnten 4-2-3-1.

ÖFB-Team hält dagegen

Denn die Österreicher ließen sich von der aggressiven Gangart der Schweden nicht einschüchtern. Sebastian Prödl spielte in den Luftduellen gegen Ibrahimovic seine Klasse aus. Die zweiten Bälle landeten oft im engmaschigen Defensiv-Verbund des ÖFB-Teams.

Richtig gefährlich wurde es nur, wenn im Zweikampf ein Foul dabei war. Dann durfte Ibrahimovic beim Freistoß seinen Hammer auspacken (11. und 25. Minute).

Auf der Gegenseite bewies die Koller-Elf, dass Einwürfe eine Partie entscheiden können. Denn beide Tore in der ersten Hälfte entstanden aus solchen Spielsituationen. Ansonsten sorgten David Alaba und Co. vor allem mit schnell vorgetragenen Kontern für Gefahr.

Spielerischen Glanz suchte man zunächst vergeblich. Auf geordnetes Herausspielen aus der Abwehr wurde kein Wert gelegt. Aleksandar Dragovic, gegen Moldawien noch der am meisten gesuchte ÖFB-Spieler, brachte es in Hälfte eins lediglich auf acht Ballkontakte (alle Werte im LAOLA1-Ticker). Die meisten Pässen wurden über seinen Kopf hinweg von Robert Almer direkt auf Marc Janko gespielt.

Kollers Änderung trägt Früchte

Zur Pause lag Österreich 2:0 vorne. Die Defensiv-Arbeit funktionierte zufriedenstellend. Koller hätte die Mannschaft auf dieselbe Art und Weise weiterspielen lassen können, doch er entschied sich für etwas Neues.

Die Unberechenbarkeit, die von den vielen hohen Bällen der Schweden ausging, beunruhigte den Schweizer wohl. Also wies er seine Mannschaft an, höher zu stehen und den Gegner damit vom Tor fernzuhalten.

Infolgedessen attackierten die zentralen Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger und David Alaba nicht erst ab der Mittellinie, sondern schon davor. Auf diese Weise wurde der Druck auf die beiden Innenverteidiger sowie Sechser Källström hoch gehalten und deren hohe Bälle verloren an Genauigkeit.

Gleichzeitig suchte das ÖFB-Team beim Aufbau nun auch öfters die spielerische Lösung. Auch weil Alaba dafür extra nach hinten abkippte. Diese wiedergefundene Sicherheit im Spielaufbau gepaart mit dem starken Umschaltverhalten sorgte letztlich für jene Chancen, die das Spiel entschieden.

Hamren produziert ein Loch

Während Kollers taktische Umstellungen aufgingen, blieb Hamren seiner Spielweise treu. Mit der Einwechslung von Isaac Thelin (62.) verstärkte er seinen „Kick and Rush“-Stil sogar noch einmal. Nun agierte nicht nur Forsberg, sondern auch der rechte Außenbahnspieler Thelin als verkappter Stürmer.

Ab der 60. Minute: Schwedens Außenspieler rücken so weit auf, dass aus dem 4-4-2 ein 4-2-4 wird. Das ÖFB-Team attackiert in Halbzeit zwei weiter vorne.

Die Verbindung zwischen Offensive und Defensive ging damit aber endgültig verloren. Dieses Loch musste mit hohen Bällen überwunden werden, die das ÖFB-Team durch die hohe Abwehrlinie gut verteidigte.

So wurde es für Österreich nach der Pause nur gefährlich, wenn Ibrahimovic sich in den Zehnerraum fallen ließ, um von dort spielerische Akzente zu setzen.

Auf diese Weise hätte Berg nach Flanke des PSG-Profis fast den Anschlusstreffer erzielt. Aber weil Almer toll parierte, blieb Ibrahimovic' unbedeutendes Ehrentor das einzige der Schweden an diesem Abend.

Schweden Österreich
Ballbesitz 56,6% 43,4%
Zweikämpfe 47,5% 52,5%
Torschüsse 15 18
Torschüsse außerhalb Strafraum 7 4
Torschüsse innerhalb Strafraum 8 14
Kopfballchancen 0 3
Flanken 25 7
Fouls 16 16

Fazit: Kollers Meisterstück

ÖFB-Teamchef Koller hat mit seinen taktischen Änderungen zur Pause verhindert, dass die Schweden noch einmal ins Spiel zurückkommen.

Damit setzte er seiner Arbeit der vergangenen Jahre die Krone auf. Der Schweizer hat dieser Mannschaft ein Konzept verpasst.

Er bereitet die Spieler perfekt auf die Gegner vor und hat ihnen mittlerweile so viele Strategien beigebracht, dass sie für nahezu jede Spielsituation eine Lösung finden.

Merci, Marcel!


Jakob Faber