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"Vom Fuchs-Wechsel war ich ein bisschen erstaunt"

„In einer Woche verliert man nicht so schnell die Kondition und Fußball spielen verlernt man sowieso nicht.“

Eine Woche Urlaub konnte Marko Arnautovic zwischen dem Ende der Premier-League-Saison und dem ÖFB-Camp im Hinblick auf das Russland-Spiel genießen.

Für ihn völlig ausreichend: „Ich bin froh, dass ich zurück im Training bin und wir uns auf das Match in Moskau vorbereiten. Ich bin nicht so ein Typ, der vier, fünf Wochen frei braucht vom Fußball. Diese Woche hat mir gereicht.“

„Die Krönung dieser Saison“

Der Legionär bei Stoke City durfte sich mit einem wahren Fußball-Fest in die kurze Auszeit verabschieden. Mit 6:1 wurde der FC Liverpool aus dem Britannia Stadium gefegt:

„Es war sicher die Krönung dieser Saison, dass wir so ein überragendes Spiel abgeliefert haben. Keiner hat erwartet, dass das passieren wird. Aber ich denke, die Gegner wissen Bescheid, dass sie ein hartes Spiel erwartet, wenn sie zu uns kommen. Bei uns war fast jede Chance drinnen. Aus diesem Spiel nehme ich natürlich ein gutes Gefühl zum Nationalteam mit. Das war eines der Highlights in zwei Jahren Stoke.“

Vor dem letzten Länderspiel-Termin klagte Arnautovic noch über unregelmäßige Einsatzzeiten bei seinem Arbeitgeber. Diesmal ist die Ausgangslage ein gänzlich andere.

„Aus meiner Sicht lief es zuletzt besser“

Gegen Liechtenstein durchbrach der 26-Jährige seine seit Juni 2012 andauernde Torsperre im Nationalteam, bei Stoke legte er wenig später gegen West Ham sein erstes und letztlich einziges Saison-Tor nach.

Dafür profilierte er sich als Vorbereiter, gegen Liverpool lieferte er etwa gleich zwei Assists. Trainer Mark Hughes platzierte ihn in jedem der letzten sieben Saison-Spiele in der Startelf.

„Natürlich lief es aus meiner Sicht zuletzt besser. Das letzte Viertel der Saison habe ich fast alles gespielt und meine Leistung gebracht. Der Trainer weiß, was er an mir hat. Er hat mir wieder das Vertrauen geschenkt und ich denke, ich habe es gerechtfertigt“, zieht Arnautovic diesmal ein zufriedenes Vereins-Fazit.

Deshalb könne man auch ein gutes Gefühl aus dieser Saison mitnehmen, die Stoke zum zweiten Mal in Folge auf Rang neun abschloss: „Von der Punkteanzahl her haben wir einen Vereinsrekord aufgestellt, sind das zweite Mal hintereinander in den Top-10 gelandet. Bei so einer Mannschaft heißt das schon sehr viel. Wenn du in der Premier League unter den ersten Zehn bist, ist das schon etwas Gutes.“

Anderer Fußball in der Premier League

In der kommenden Saison bekommt der Wiener rot-weiß-rote Verstärkung auf der Insel. Sebastian Prödl, Kevin Wimmer und Christian Fuchs wagen den Sprung aus Deutschland in die Premier League.

Transfers, die Arnautovic sehr begrüßt: „Es ist schön, wenn sich österreichische Nationalspieler in England entwickeln können. In der Premier League wird ein anderer Fußball gespielt.“ Seine Einschätzungen zu den jeweiligen Deals:

Sebastian Prödl (Watford): „Er hat sich bei mir erkundigt. Ich denke, das passt zu Basti. Er ist ein Spieler für diese Liga und ich traue ihm alles zu. Er wird sich dort beweisen können und ein fester Bestandteil der Mannschaft sein.“

Kevin Wimmer (Tottenham): „Kevin hat es natürlich ein wenig schwerer, Tottenham ist eine Top-Mannschaft in England, aber ich traue es ihm genauso zu. Ich spiele schon länger im Nationalteam mit ihm zusammen, seine Qualitäten sind überragend. Er ist jung und kann noch viel lernen. Trainer Mauricio Pochettino steht auf junge Spieler. Er wird ihn sicher so entwickeln, dass er hoffentlich einmal ein Topspieler wird.“

Christian Fuchs (Leicester): „Fuchs hat für mich bei Schalke 04 überragende Leistungen gezeigt. Als ich gehört habe, dass er in die Premier League wechselt, war ich ein bisschen erstaunt. Ich habe mir gedacht, dass er bei Schalke eine Verlängerung bekommt, aber ich bin kein Manager. ‚Fuchsl‘ spielt im Nationalteam hinter mir, also weiß ich ganz genau, was er kann. Er ist ein überragender Verteidiger und über seinen linken Fuß brauchen wir gar nicht zu reden. Ich traue ihm natürlich alles zu. Leicester war letzte Saison das erste Jahr oben und hat erst ein bisschen in die Premier League reinfinden müssen. Aber wie man gesehen hat, haben sie am Ende der Saison jeden zerlegt. Diese Mannschaft hat Qualität und ‚Fuchsl‘ kann sicher noch mehr Qualität reinbringen.“

Voll auf Sieg eingestellt

Bevor das Quartett in der Premier League die Klingen kreuzt, will man noch gemeinsam mit den anderen ÖFB-Teamspielern die Bewährungsprobe in Russland erfolgreich bestehen.

Die Frage, ob man in Moskau ein Remis anpeilen würde, unterbricht Arnautovic mit einem dezidierten „Nein“:

„Ich weiß nicht, wie es bei anderen Fußballern ist, aber wenn du Fußball spielst und etwas erreichen willst, musst du in jedes Spiel so gehen, dass du gewinnen willst. Es bringt nichts, wenn wir hergehen und sagen, wir spielen auf Unentschieden. Diese Frage stellt sich gar nicht. So sind wir nicht! Wir wollen dort natürlich drei Punkte holen.“

Keine Vorentscheidung

Sollte am Ende trotzdem „nur“ ein Punkt rausspringen, wird man im rot-weiß-roten Lager vermutlich auch nicht in Trauerstimmung verfallen. Schließlich hätte man die fünf Punkte Vorsprung auf Russland verteidigt.

Von einer Vorentscheidung im Hinblick auf das Ticket für die EM in Frankreich will Arnautovic aber auch in diesem Fall nicht sprechen: „Ich weiß, das will jeder hören. Nicht nur wir, sondern jeder in Österreich will natürlich zur EURO. Aber Spiel für Spiel, oder? Wir müssen in jedem Spiel Vollgas geben und dann sehen wir, wie sich das entwickelt.“

Man darf getrost davon ausgehen, dass der 42-fache Teamspieler nichts dagegen hätte, wenn sich sein Urlaubsstart 2016 bis Ende Juni oder noch später verzögern würde.

Peter Altmann