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Garics kehrt wieder in den ÖFB-Kader zurück

Garics kehrt wieder in den ÖFB-Kader zurück

Kennenlernen. Die Spieler spüren. Beobachten, wie sich ein Kandidat auf und abseits des Platzes verhält.

Immer wieder verwendet Teamchef Marcel Koller diese drei Phrasen, wenn er die Nominierung eines Akteurs für das freundschaftliche Länderspiel gegen Finnland am kommenden Mittwoch begründet.

Das Kräftemessen mit den Nordeuropäern ist ein Testspiel, und der Schweizer nutzt es, wofür es gedacht ist: Zum Testen.

Deshalb hat er gleich 24 Mann für den dreitägigen Kurzlehrgang nominiert. Darunter auch einige Kicker, die zuletzt aus verschiedenen Gründen nicht dem ÖFB-Aufgebot angehört haben, nun jedoch die Chance bekommen, den neuen Betreuerstab in diesem „Schnupperkurs“ von ihren Qualitäten zu überzeugen.

Comeback von Garics

Die größte Aufmerksamkeit bekommt natürlich das Comeback von György Garics. Der Bologna-Legionär wurde vor zwei Jahren von Koller-Vorgänger Didi Constantini aus dem Nationalteam ausgemustert.

Neben dem Rechtsverteidiger kehren auch Christian Gratzei, Jürgen Säumel, Yasin Pehlivan und Jakob Jantscher in den Kader zurück. Der Rapidler Guido Burgstaller ist nicht erstmals dabei, wartet jedoch noch auf sein Länderspiel-Debüt.

Im Vergleich zum Einstand Kollers in der Ukraine fehlen diesmal die verletzten Sebastian Prödl, Franz Schiemer und Pascal Grünwald. Auf Florian Mader, Christopher Drazan und Christopher Trimmel verzichtete der 51-Jährige freiwillig.

LAOLA1 beleuchtet die jeweiligen Motive fürs Kollers Personalentscheidungen:

CHRISTIAN GRATZEI: Dass der Sturm-Keeper früher oder später ins Nationalteam zurückkehren würde, war klar – wenn fit, ist er wohl mit Jürgen Macho der Favorit auf das Einser-Leiberl im Nationalteam. Überraschend ist vielleicht der Zeitpunkt. Denn bei den Grazern muss sich der neunfache Teamspieler nach seiner im Herbst erlittenen Knieverletzung vorerst noch hinter Silvije Cavlina anstellen. Schon gegen die Ukraine tat sich Koller schwer, drei Kandidaten zu finden. Robert Almer und Heinz Lindner überzeugten den Schweizer, Grünwald ist ob seiner Schulterverletzung kein Thema. „Die Frage lautete: Brauchen wir überhaupt einen Dritten?“, erklärt Koller. Er beantworte sie offenkundig mit ja: „Wir haben uns für Christian Gratzei entschieden. Uns ist bewusst, dass er im Moment bei Sturm Graz nicht spielt. Ich habe aber Kontakt mit ihm und seinem Trainer gehabt, er ist soweit fit.“ Es ist vor allem eine perspektivische Entscheidung. Denn sobald Gratzei seinen Rhythmus gefunden hat, ist er ein logischer Anwärter auf die Position des Stammtorhüters beim Auftakt in die WM-Qualifikation. Also liegt es auf der Hand, dass Koller ihn kennenlernen will. „Drei Tage sind kurz, da kann man nicht sehr viel unternehmen, aber man kann die Spieler doch ein bisschen spüren und kennenlernen. So ist die Idee entstanden, Christian dazu zu nehmen.“

GYÖRGY GARICS: Von Constantini nach einem kritischen Interview nicht mehr berücksichtigt, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der 27-Jährige in den Kreis des Nationalteams zurückkehrt. Die rechte Abwehrseite war in der jüngeren Vergangenheit oftmals eine Problem-Position, zuletzt lieferte in der Ukraine Schiemer eine schwache Performance ab. Garics bekommt nun die Chance, seinen alten Posten zurückzuerobern. Denn immerhin trug er den ÖFB-Dress bereits 23 Mal, darunter auch bei der EURO 2008. Bei Bologna ist er nach langwieriger Rekonvaleszenz nach einem Kreuzbandriss wieder voll im Saft. Am vergangenen Wochenende war er Teil jener Mannschaft, die auswärts bei Inter Mailand sensationell 3:0 gewann. „Ich habe mit ihm gesprochen und mir drei, vier Spiele von ihm auf DVD angesehen. Er hat eigentlich sehr gut gespielt“, erklärt Koller und lobt: „Was mir sehr gut gefallen hat, war sein taktisches Verständnis. Klar, in Italien wir das sehr stark geübt – verschieben, zustellen, manchmal läuft man fast schneller zurück als nach vor. Ich will ihn einmal kennenlernen und wissen, wie er als Mensch ist.“

JÜRGEN SÄUMEL: Mit dem 27-Jährigen kehrt ein weiterer EM-Teilnehmer in den ÖFB-Kader zurück. Beim Steirer verhinderten weniger zwischenmenschliche Differenzen eine Einberufung, vielmehr war Säumel in den letzten zwei, drei Jahren auf Vereinsebene vom Pech verfolgt. Im Sommer kehrte er zu Stammverein Sturm zurück, wo er im Herbst zwar gute Leistungen zeigte, aber aufgrund diverser Blessuren nie wirklich seinen Rhythmus fand. Nun konnte der 19-fache Teamspieler erstmals seit längerer Zeit eine komplette Wintervorbereitung absolvieren. Koller findet: „Jürgen war ja auch längere Zeit verletzt. Im Herbst habe ich ihn aber im einen oder anderen Spiel gesehen, da ist mir aufgefallen, dass er sehr ruhig ist und einen sehr guten linken Fuß hat. Das hat er im letzten Spiel gegen Salzburg bestätigt.“ Unter Constantini war Säumel zwar für dessen Debüt gegen Rumänien nominiert, sein bis dato letztes Länderspiel bestritt er jedoch im Februar 2009 gegen Schweden noch unter Karel Brückner.

YASIN PEHLIVAN: Pehlivan war es, der bei besagtem 2:1-Sieg gegen Rumänien in Klagenfurt von Constantini überraschend den Vorzug gegenüber Säumel im defensiven Mittelfeld bekam – das erste seiner 13 Länderspiele. Letztmals war er im Vorjahr bei der 0:2-Pleite in der Türkei im ÖFB-Dress zu sehen. Seit vergangenen Sommer übt der 23-Jährige seinen Beruf bei Gaziantepspor aus, weswegen es hierzulande ein wenig ruhiger um ihn geworden ist. 14 Einsätze in der Süper Lig kann Pehlivan bislang vorweisen. Für seinen Arbeitgeber läuft es indes denkbar schlecht. Als potenzieller Herausforderer der Großklubs aus Istanbul gestartet, befindet man sich auf Rang 16 mitten im Abstiegskampf. „Pehlivan habe ich auf DVD spielen gesehen. Er hat mir auf seiner Position im Mittelfeldzentrum einen guten Eindruck gemacht.“ Wie Säumel muss er sich im Kampf um einen Platz im defensiven Mittelfeld aber vorerst wohl hinter David Alaba und Julian Baumgartlinger anstellen. „Die beiden haben in der Ukraine aus meiner Sicht sehr gut gespielt, sich gut ergänzt“, so Koller.

JAKOB JANTSCHER: Wie Pehlivan war Jantscher am Anfang der Ära Constantini ein Shootingstar, ehe er nach und nach an Terrain verlor. Der Salzburg-Kicker wurde zwar immer wieder nominiert, der letzte Länderspiel-Einsatz datiert jedoch aus dem November 2010 (1:2 gegen Griechenland). Unter Koller bekommt er eine neue Chance, der 23-Jährige ist als Alternative zu Martin Harnik am rechten Flügel vorgesehen. Koller: „Er ist mir im Herbst mit guten Aktionen aufgefallen. Wenn Salzburg über die rechte Seite Druck entwickelt hat, hat er immer wieder mit Flanken und Abschlüssen dazu beigetragen. Er war ja schon öfter dabei, hat auch auf der linken Seite gespielt. Mir gefällt er aber auf der rechten besser.“

GUIDO BURGSTALLER: Der Rapidler würde im Falle eines Einsatzes gegen Finnland sein Länderspiel-Debüt feiern. 2011 gehörte er für den Doppeltermin gegen Deutschland und Lettland bereits dem Aufgebot an, kam jedoch nicht zum Einsatz. Koller schätzt am 22-Jährigen seinen körperbetonten Spielstil: „Er ist mir als ein Stürmer aufgefallen, der sehr viel unterwegs ist, viel ackert, der auch mal einem Verteidiger weh tut. Normal ist es ja umgekehrt und ein Verteidiger macht einem Stürmer Schmerzen. Er haut sich da voll rein.“

Peter Altmann

Abruf: Dag, Dibon, Drazan, Hosiner, Kayhan, Kienast, Königshofer, Maierhofer, Trimmel, Weber.