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"Keine Ausrede für schlechtere Leistungen"

Dass Marc Janko sein Wechsel zum FC Sydney in der Heimat medial begleiten würde, wusste er wohl schon bei der Unterschrift beim australischen Topverein.

Vor dem EM-Qualifikations-Auftakt gegen Schweden blieb dem Stürmer mehr als eine Woche, um Reisestrapazen und Jetlag hinter sich zu lassen.

Diesmal ist die Situation ein wenig anders. Bereits am Donnerstag steht das Gastspiel in Moldawien auf dem Programm, schon am Sonntag folgt die Heimpartie gegen Montenegro.

Janko wählte schon beim letzten Lehrgang die Strategie, das Thema mit Humor zu behandeln. So auch diesmal. „Ins Flugzeug einsteigen und dann wieder aussteigen. Es ist nicht so schwer, wie man glaubt“, konterte er die Frage, wie dies mit den Reisen funktionieren würde.

Keine Ausrede

Der Hintergrund ist ob des Zeitunterschieds jedoch ein durchaus ernsthafterer. Der Niederösterreicher, der am Samstag in Österreich eintraf, versuchte sich schon während des Trips, auf die neue Zeitzone einzustellen:

„Es gibt genügend Möglichkeiten, sich im Flieger wachzuhalten, etwa mit Filmen oder man kann ja auch einmal ein Buch lesen. Insofern kann man sich gut beschäftigen, um in den mitteleuropäischen Rhythmus reinzufinden. Der Flug hierher war für mich nicht so strapaziös, wie man das vielleicht meinen möchte.“

Janko erscheint es grundsätzlich ein Anliegen zu sein, eher früher als später einen Schlussstrich unter dieses Dauer-Thema ziehen zu können. Sobald er den Nachweis erbracht hat, dass sich die Flüge um die Welt nicht negativ auswirken, sollte ein gewisser Gewohnheitseffekt eintreten. Einfluss auf seine Performance dürfe die lange Anreise seiner Meinung nach ohnehin nicht haben:

„Ich finde es nicht so wahnsinnig schlimm, um es als Ausrede für schlechtere Leistungen hernehmen zu können. Insofern ist es kein Kriterium, um nicht gute Leistungen zu bringen.“

„Um einiges fitter, als vor dem letzten Länderspiel“

Die Darbietung gegen Schweden ist dem 31-Jährigen überschaubar gut gelungen. Nicht nur, was seinen primären Job im Angriff betrifft, sondern auch bei jener Standard-Situation, die zum Gegentor führte, wie er selbstkritisch zugibt:

„Ich war auf Ibrahimovic zugeteilt. Der hat zwar nicht das Tor geschossen, aber per Kopf zu Zengin weitergeleitet, insofern kann man es mir ankreiden.“

Während Janko vor einem Monat mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison steckte, ist diese inzwischen abgeschlossen. „Ich bin meines Erachtens um einiges fitter, als noch beim letzten Länderspiel. Vier Wochen intensives Training haben schon ihre Spuren hinterlassen“, sieht sich der 41-fache Teamspieler (17 Tore) nun auf einem anderen Level.

Vordergründig trainierte Janko gemeinsam mit seinen neuen Vereinskollegen natürlich auf den Start in die A-League hin. Dieser erfolgt am 11. Oktober gegen Melbourne City ohne den in seiner Heimat weilenden ÖFB-Legionär.

Yoga-Klasse und haifreies Schwimmen

„Die Liga nimmt keine Rücksicht auf Nationalteam-Spieler – noch nicht zumindest. Es wird heftig diskutiert, denn es ist natürlich auch im Interesse der Liga, eine Pause zu machen, wenn Länderspiele anstehen, weil meistens die besten Spieler der Liga weg sind. Ich denke, früher oder später wird eine Regeländerung anstehen“, glaubt Janko, der sich in „Down Under“ auch an neue Trainingsmethoden gewöhnen musste.

Oder im konkreten Fall wohl eher durfte: „Wir haben zum Beispiel zwei Mal die Woche eine Yoga-Klasse anstelle von regenerativem Training. Das fruchtet ganz gut, ich kann dem viel abgewinnen. Ab und zu finden die Regenerationseinheiten auch am Strand statt – ausschwimmen, wenn nicht gerade Haie vorbeischwimmen.“

Es gibt wohl unangenehmere Settings. Wichtiger sind jedoch naturgemäß die Übungseinheiten am Platz. Sportlich fühlt sich Janko zunehmend wohler, auch weil er eine wichtige Säule in den Plänen von Coach Graham Arnold ist.

„Vom Spielsystem her bin ich eine Schlüsselfigur“

„Vom Spielsystem her bin ich in Sydney natürlich eine Schlüsselfigur, das ist keine Frage. Durch meinen Status als Marquee Player liegt es nahe, dass der Trainer das System einigermaßen auf mich abstimmt und so viele Bälle wie möglich zu mir gespielt werden. Die Jungs haben es bislang super verinnerlicht. Wir haben eine sehr gute Vorbereitung gespielt, nur ein Spiel verloren“, berichtet der 1,96-Meter-Hüne.

Der Marquee Player ist jener Spieler im Kader, der von den Regeln der Gehaltsobergrenze ausgenommen ist. Dass das Spiel auf ihn zugeschnitten sei, hieße jedoch nicht, dass eine Flanke nach der anderen in den Strafraum segeln würde:

„Wir sind eine Mannschaft, die Fußball spielen und dominant auftreten möchte, und nicht nur hohe Bälle hineinschlägt. Diese Spielphilosophie haben wir gut verinnerlicht, die Mannschaft  ist sehr gut zusammengewachsen. Jeder weiß, was er taktisch zu tun hat. Der Trainer wurde neu geholt und hat viel Struktur in die Mannschaft gebracht.“

„Der Verein hat den Anspruch, dass er Meister wird“

Nachdem der FC Sydney in den vergangenen vier Jahren nichts mit der Titelentscheidung zu tun hatte, soll in dieser Saison wieder angegriffen werden: „Der Verein ist jetzt ganz gut aufgestellt, dementsprechend ist auch die Erwartungshaltung eine große. Der Verein hat den Anspruch, dass er Meister wird. Heuer schaut es ganz gut aus, dass wir um den Titel mitspielen können.“

Vom Niveau der A-League konnte sich Janko in diversen Testspielen gegen Erstliga-Vereine ein Bild machen. Vor allem jenes der Titelkandidaten sei ein gutes:

„Die brauchen sich auf jeden Fall nicht vor den Mannschaften in Österreich verstecken. Ich habe mir am Wochenende Ried gegen Rapid angeschaut. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass das Niveau in Australien mindestens gleichwertig ist.“


Peter Altmann