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"Ich will - am Platz - mehr Verantwortung übernehmen"

Irgendwann wird David Alaba Kapitän des österreichischen Nationalteams sein. Das ist natürlich nur eine Prognose, aber tendenziell keine allzu gewagte.

Sportlich ist der Bayern-Legionär ohnehin das Um und Auf des ÖFB-Teams, auf dem Platz schlüpft er in eine Leader-Rolle. Dass er abseits davon als ein Sprachrohr der Mannschaft fungiert, kann man jedoch kaum behaupten.

Schon gar nicht, wenn es um das eigene Standing geht. Laute Töne sind nicht seine Sache. Geht es um seine Aufgabe als Antreiber im rot-weiß-roten Dress, versucht er sich mit einem bescheidenen „Ich versuche einfach, mein Spiel in die Mannschaft zu bringen und ihr zu helfen“ aus der Affäre zu ziehen.

Dass dies ein wenig zu kurz greift, ist jedem klar. Vermutlich auch Alaba selbst. Der 22-Jährige wäre aber nicht er selbst, würde er es zu laut aussprechen.

Verantwortung am Platz und nicht außerhalb

Zumindest im Vergleich mit Bayern München sieht er seine Aufgaben als Leader im Nationalteam jedoch schon konkreter definiert: „Natürlich habe ich beim Team irgendwo eine andere Rolle. Ich will hier auch mehr Verantwortung übernehmen.“ Leiser Nachsatz: „Aber am Platz und nicht außerhalb.“

Beim FCB würde es auf anderen Positionen mehrere Spieler geben, welche die Verantwortung tragen: „So weit bin ich bei Bayern sicherlich noch nicht, obwohl ich es natürlich mit meinem Spiel versuche. Aber hier will ich die Verantwortung am Platz natürlich übernehmen, wobei wir beim Nationalteam genauso Spieler haben, die Spiele entscheiden können und ihre Qualitäten mitbringen. Wir haben eine sehr gute Mannschaft mit guten Einzelspielern.“

Während beim deutschen Rekordmeister seine Flexibilität gefordert ist, fungiert Alaba in der ÖFB-Elf als Gestalter im Mittelfeld und trägt sich auch in einer gewissen Regelmäßigkeit in die Schützenliste ein – so zuletzt durch seinen Elfmeter beim 1:1 gegen Schweden.

Anschauungsunterricht bezüglich der Position im zentralen Mittelfeld bekommt der Wiener bei den Bayern von Neuzugang Xabi Alonso, wobei sich das Spiel der beiden freilich unterscheidet. Alaba betont, dass er beim Nationalteam mehr Offensivdrang hätte, während Alonso bei den Bayern bevorzugt hinter dem Ball agiert.

„Die Pässe, die Alonso spielt, können nicht viele Spieler“

Dessen Ballbehandlung, gegen Köln kam er etwa auf über 200 Ballkontakte, lässt jedoch nicht nur den ÖFB-Legionär augenzwinkernd an einen Magneten im Fuß denken. Alaba schwärmt jedenfalls vom „einzigartigen“ Passspiel Alonsos: „Er beherrscht Risikobälle in die Spitze oder Diagonalbälle in die Tiefe sehr gut. Die Bälle, die er spielt, können nicht viele Spieler spielen.“

Mitnehmen könne man vom Neo-Kollegen jedenfalls einiges: „Man kann viel lernen. Er hat sehr viel Erfahrung und schon viele Erfolge feiern können. Jeder kann sehen, dass er auf dem Platz eine unglaubliche Präsenz hat und die Mannschaft mit seinem Spiel mitreißen kann.“

Er selbst wird bei den Bayern meist links in der Dreierkette aufgeboten, bisweilen habe er jedoch schon drei Positionen in einem Match gespielt. Eine umfangreiche Job-Description, die ihm zusagt: „Ich bin immer noch ein junger Spieler, der viel dazulernen kann. Ich denke, dass es mir als Spieler gut tut, viele Positionen spielen zu können und mich überall weiterzuentwickeln. Ich versuche, das Beste daraus zu machen und das Positive herauszunehmen.“

„Moldawien ist überhaupt nicht zu unterschätzen“

Das Positive mitzunehmen, ist auch Alabas Ansatz, wenn es um das Schweden-Match geht. Trotz des nicht hundertprozentig zufriedenstellenden Ergebnisses habe es durchaus Fortschritte gegeben, auf die man nicht vergessen sollte:

„Obwohl wir ein Gegentor bekommen haben, haben wir weiter versucht, unser Spiel durchzuziehen und den Ball in unseren Reihen zu halten. Ich glaube, das hat früher nicht so ausgesehen. Wir haben trotzdem ruhig weitergespielt, das war sehr positiv.“

Sein Gefühl für die beiden anstehenden Bewährungsproben in Moldawien und gegen Montenegro sei sehr positiv, wobei Alaba im Hinblick auf das Gastspiel in Chisinau warnt: „Moldawien ist überhaupt nicht zu unterschätzen.“

Dies hätten auch die Videoanalysen der Südosteuropäer gezeigt: „Sie kriegen sehr wenige Tore, stehen defensiv sehr gut, lassen wenig zu, können aber auch nach vorne hin gefährlich werden. Nichtsdestotrotz müssen wir unser Spiel spielen und an unsere Stärken glauben, dann können wir auch in Moldawien erfolgreich sein.“

Besserung in Auswärtsspielen?

Dass Österreich in den vergangenen Jahren nicht unbedingt durch Auswärtsstärke glänzen konnte, ist allgemein bekannt. Die letzten beiden – allerdings eher bedeutungslosen – Auftritte in der Fremde wurden auf den Färöer und in Tschechien jedoch gewonnen.

Ein Vorhaben dieser EM-Qualifikation ist, dieses Thema ad acta legen zu können. Darauf hofft auch Alaba: „Die Statistik zeigt das natürlich, wir wollen es besser machen, da hinfahren, unsere Leistung auf den Platz bringen und gewinnen. Das ist unser Ziel.“

Beim immer wieder mit dem Moldawien-Match verglichenen Gastspiel in Kasachstan in der WM-Qualifikation fehlte der Bayern-Legionär übrigens verletzungsbedingt, ehe er wenige Tage später beim 4:0-Heimsieg gegen die Kasachen sein Comeback feierte.

Diesmal ist Alaba mit von der Partie. Vielleicht macht er – wieder einmal – den Unterschied aus.

Peter Altmann