news

Koller: "Das Land des Weltmeisters ist attraktiv"

Koller:

Dazwischen hauen wollte Teamchef Marcel Koller, sollte er in der Trainingswoche vor dem Gastspiel in Montenegro einen Schlendrian bemerken.

Die Notwendigkeit, seinen Worten Taten folgen zu lassen, war nicht gegeben.

„Die Trainingseinheiten waren gut, konzentriert, fokussiert und voller Einsatz. So soll es auch im Spiel sein“, betont der Schweizer einen Tag vor dem Kräftemessen in Podgorica.

Es ist eine neue, allerdings durchaus nicht unangenehme Situation, mit der das bereits vorzeitig für die EURO 2016 qualifizierte Nationalteam am Freitagabend konfrontiert ist: Nämlich auch ohne Erfolgsdruck Leistung bringen zu müssen.

Die „aktuell“ beste Elf

„Auch das ist eine Erfahrung, die man sammeln kann“, erwartet Koller neue Erkenntnisse. „Ich glaube, dass die Spieler sehr gut damit umgehen, weil du eine gewisse Lockerheit hast, aber der Fokus schon auch da ist. Das rüberzubringen muss das Ziel sein. Ich gehe davon aus, dass wir das gut umsetzen werden“, zeigt sich der Teamchef zuversichtlich.

Besagte Ziele wurden im Verlauf dieses Camps gebetsmühlenartig wiederholt: Mit Siegen in Montenegro und gegen Liechtenstein will man Topf zwei bei der Auslosung der EM-Endrunde absichern, gleichzeitig die Chance auf den Einzug in die Top Ten der Weltrangliste wahren und aus Fairness gegenüber den anderen Gruppen-Gegnern weiterhin alles zu geben.

Dies dürfte sich auch in der Aufstellung widerspiegeln. „Wir wollen mit der aktuell besten Elf auflaufen“, wiederholt Koller seine Ankündigung, „wir werden am Spieltag bekanntgeben, wer das sein wird.“

Der Zusatz „aktuell“ lässt natürlich Raum für Spekulationen (Tippe die Aufstellung im LAOLA1-Teamchef), ob nicht doch das eine oder andere Experiment geplant ist, wenngleich sich deren Zahl so oder so in Grenzen halten dürfte.

Nicht irgendein Testspiel“

Die Frage, ob denn eine gewisse Verlockung vorhanden sei, Kadermitgliedern mit zuletzt wenig Einsatzzeit eine Chance zu geben, oder ob für solche eine Sentimentalität kein Platz sei, beantwortet der 54-Jährige relativ eindeutig:

„Es geht darum, Spiele zu gewinnen. Es ist nicht irgendein Testspiel, sondern ein EM-Quali-Spiel. Ich denke, wir haben auch eine Verpflichtung den anderen Mannschaften gegenüber, dass wir uns nicht hängen lassen und versuchen, Punkte mitzunehmen.“

Gelingt dieses Vorhaben, wäre der EM-Zug für Montenegro abgefahren. Das Team rund um Stürmer-Star Mikro Vucinic braucht einen Sieg, um die Chance auf ein Ticket für die Endrunde in Frankreich aufrecht zu erhalten.

Koller hat in seine Besprechung mit den Spielern einbezogen, dass die ÖFB-Elf eine emotionale Stimmung im Gradski-Stadion erwarten könnte.

Sie haben ein paar schmutzige Tricks auf Lager“

Dies sei seiner Meinung nach jedoch nicht entscheidend: „Wichtig wird das Geschehen auf dem Platz sein. Montenegro hat nochmals Lunte gerochen. Mit zwei Siegen könnten sie sich vielleicht qualifizieren, also wird es auf dem Feld sicher recht ruppig zugehen. Dafür müssen wir bereit sein. Das Publikum können wir nicht beeinflussen. Da stehen sie unter Beobachtung. Ich glaube, dass der Verband sehr viel unternommen hat, damit sie keine Dinge auf den Platz werfen. Lautstarke Unterstützung wird aber sicher da sein. Das Stadion ist ja sehr eng, das Spielfeld ist sehr nah, also wird es sicher eine spezielle Atmosphäre geben.“

Montenegro sei zwar „vielleicht kein Top-Team, aber schon auch unangenehm zu bespielen. Sie haben jetzt durch die Niederlagen der anderen wieder ein Möglichkeit, bei der EM dabei zu sein. Sie werden nochmal alles tun. In den letzten zwei Spielen haben sie sich gefangen und Punkte geholt. Das gibt ihnen sicher Selbstvertrauen.“

Auch Zlatko Junuzovic stellt sich auf eine schwierige Aufgabe ein. Laut Meinung des Werder-Legionärs zeichnet Montenegro vor allem die Kreativität einzelner Spieler aus:

„Sie haben individuell starke Spieler, die aus jeder Situation ein Tor machen können. Wir haben schon beim Spiel in Wien gesehen, dass es nicht einfach ist, durchzukommen. Sie sind sehr aggressiv, haben ein paar schmutzige Tricks auf Lager. Damit müssen wir rechnen. Gerade vor deren Heimpublikum, das sehr emotional und stimmungsvoll sein kann, wird es keine einfache Partie werden, aber wenn wir unser Spiel durchziehen und uns von diesen Sachen nicht allzu sehr ablenken lassen, glaube ich schon, dass wir diese Partie auf jeden Fall gewinnen können.“

Wir schauen nicht auf Rekorde“

Apropos potenzielle Ablenkungen, und zwar diverser Natur. Die sollen in den kommenden beiden Begegnungen keine Rolle spielen. Zum Beispiel die Rekordjagd der aktuellen ÖFB-Generation.

Mit einem Erfolg in Podgorica würde man die Rekordserie an Auswärtssiegen auf deren sieben ausbauen. Zudem wäre es der achte Pflichtspiel-Erfolg in Serie, was in der rot-weiß-roten Nationalteam-Geschichte ebenfalls noch nie gelungen ist. Eine Qualifikation überstand Österreich bislang erst zwei Mal ungeschlagen, allerdings mit weniger Gruppenspielen – für die WM 1958 waren es nur vier, für die WM 1978 deren sechs.

Koller möchte das Rekordfieber eher klein halten: „Das ist ein Nebeneffekt, weil wir nicht auf Rekorde schauen. Wir wollen die Spiele gewinnen und so gehen wir ins Spiel. Wenn die Bestmarken fallen, ist es schön fürs Team, dass sie dazu beigetragen haben, aber es ist nicht unser Ziel, Rekorde zu brechen. Darauf legen wir nicht den Fokus.“

Koller: „Die deutsche Bundesliga ist weiterhin attraktiv“

Auch die Aufregung aufgrund diverser Gerüchte bezüglich seiner Zukunft versuchte der Eidgenosse unter der Woche so klein wie möglich zu halten, auch wenn dies ob des medial kolportierten Interesses von Borussia Mönchengladbach nicht ganz einfach war. Zudem steht das Interesse des Schweizer Verbandes für die Zeit nach der EURO im Raum.

Vor der Abreise nach Podgorica stellte der Oberösterreicher klar: „Wir lassen uns zu diesem Thema von außen keine Diskussion aufdrücken und Druck machen, auch zeitlich nicht. Marcel Koller und ich haben klar vereinbart, dass wir diese zwei finalen Qualifikations-Spiele absolvieren, dann werden wir uns in aller Ruhe zusammensetzen.“

Der ÖFB-Boss wiederholte seine Ankündigung, dass man noch vor der EURO wissen werde, wer nach der EURO Teamchef sei.

Seine persönliche Einschätzung? „Ich würde durchaus eine Lösung Marcel Koller als nicht unwahrscheinlich betrachten.“


Peter Altmann

Extra besprochen habe er das Thema mit seinen Schützlingen nicht: „Ich habe nur das eine oder andere gelesen, und die Spieler haben auch recht: So ist es halt, wenn irgendwo mal ein Vertrag ausläuft, wobei meiner ja noch zehn Monate läuft. Daher war das kein Thema, und die Spieler können auch damit umgehen, weil sie ja selbst auch schon öfters in so einer Situation waren.“

Die Frage, wie verlockend die deutsche Bundesliga generell und abseits des derzeitigen Klatsches und Tratsches für einen Trainer sei, beantwortete Koller wiefolgt: „Das ist natürlich immer attraktiv. Ich war ja auch schon dort. Das ist das Land des Weltmeisters. Daher ist das sicher weiterhin attraktiv.“

Windtner: „Betrachte Lösung Marcel Koller als nicht unwahrscheinlich“

Man kann davon ausgehen, dass der Schweizer auch das Gesamtpaket ÖFB für die Zeit nach der EURO nicht für unattraktiv hält. Es wird an Präsident Leo Windtner und der übrigen Verbandsspitze liegen, einen Verbleib schmackhaft zu machen.